Das Zweite Imperium
gehörig der Kopf schmerzen. Warum können Sie sich nicht endlich beruhigen und wenigstens versuchen, mit mir Freundschaft zu schließen?«
Diese Frage erschütterte sie derart, daß sie den Wagen anhielt und ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
»Freundschaft schließen? Mit einem Mann?«
»Nun hören Sie mir mal zu, Sie Dickschädel!« knurrte Kinnison wütend. »Ich bin ein Mann – aber keiner von der Sorte, wie es sie hier auf diesem Planeten zu geben scheint. Sie sollten Ihre dummen Vorurteile vergessen und mich so nehmen wie ich bin!«
»Aber die anderen – die Männer in Ihrem riesigen Schiff – sie scheinen anders zu sein als Sie«, erwiderte die Frau. »Ich habe verstanden, was Sie in Ihr Telefon gesprochen haben. Die Männer haben mechanische Schutzschilde gegen unsere tötenden Gedanken. Das haben Sie offensichtlich nicht nötig. Sie sind nicht nur ein Mann – Ihr Gehirn ist fast so stark wie das Gehirn einer Person.«
»Sogar stärker«, berichtigte er sie. »Aber Sie irren sich. Meine Schiffskameraden sind nicht anders als ich. Aber wenn man sich auf wichtige Arbeiten konzentrieren muß, kann man nicht immer an seine Verteidigung denken. Aus diesem Grunde haben wir die mechanischen Gedankenschirme. Einen solchen Schirm kann ich hier draußen nicht benutzen, wenn ich mich mit Ihnen unterhalten will. Also?«
»So wenig Angst haben Sie vor uns?« fragte sie feindselig. »Sie schätzen unsere Fähigkeiten so gering ein?«
»Genau«, erwiderte er. Aber das entsprach natürlich nicht ganz der Wahrheit. Das Mädchen neben ihm war alles andere als ungefährlich. Er mußte auf der Hut sein.
Auf geistigem Wege konnte sie ihn nicht umbringen, ebensowenig wie der weibliche Kapitän des Schnellbootes und die Mannschaft. Aber wenn die Lyranerinnen auf den Gedanken kamen, sich mit ihm auf einen physischen Kampf einzulassen, war er verloren. Das Mädchen wog mindestens hundertundfünfzig Pfund, und sie schien gut in Form zu sein. Vielleicht schaffte er drei oder vier Lyranerinnen, vielleicht auch sechs – aber dann war es bestimmt um ihn geschehen. Dann mußte er vielleicht zum äußersten Mittel greifen. Verdammt! Er hatte bisher noch keine Frau getötet!
»Warum fahren wir nicht weiter?« fragte er schließlich. »Vielleicht können wir unterwegs noch eine Art Zusammenarbeit vereinbaren – eine Art Arrangement nach dem Motto ›Leben und leben lassen‹. Da Sie meine Befehle an die Mannschaft gehört haben, wissen Sie auch, daß unser Schiff Waffen an Bord hat, mit denen wir Ihre Stadt in wenigen Minuten völlig auslöschen könnten.«
»Allerdings«, erwiderte sie hilflos und wütend. »Und wie ewigmännlich das wieder ist! Waffen, Waffen – immer nur Waffen! Wenn es Ihr Schiff und das seltsame Flugzeug über uns nicht gäbe, würde ich Ihnen die Augen auskratzen und Sie mit bloßen Händen erwürgen.«
»Das wäre wirklich eine Leistung«, erwiderte er gleichmütig. »Aber hören Sie mir mal zu, Sie Möchtegern-Mörderin. Im Grunde scheinen Sie doch gar nicht so unrealistisch zu denken – jedenfalls was die äußeren Tatsachen angeht. Warum können Sie nicht auf gleiche Art und Weise an Ihre geistigen Probleme herangehen?«
»Aber das tue ich doch die ganze Zeit«, erwiderte sie empört.
»Im Gegenteil!« widersprach Kinnison scharf. »Ihrer Meinung nach sind beim Mann zwei Eigenschaften vorherrschend: Er pflanzt sich fort, und er kämpft. Die Männer kämpfen untereinander und gegen andere Gegner, bis sie tot umfallen. Sehe ich das richtig?«
»Ja, aber ...«
»Lassen Sie mich ausreden. Warum haben Sie diese kämpferische Natur nicht schon längst durch genetische Steuerung beseitigt?«
»Wir haben es versucht, aber es ist uns nicht gelungen. Es hat Entartungen gegeben.«
»Kein Wunder. Ihr ganzes gesellschaftliches System ist ohne rechte Balance. Sie halten mich für einen Mann, der als solcher sofort umzubringen ist, weil er sich von den Männern unterscheidet, die Sie kennen. Und doch habe ich Sie nicht getötet, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Ich werde auch nichts dergleichen tun, solange ich nicht dazu gezwungen werde. Was können Sie mir darauf antworten?«
»Ich weiß es nicht«, gab sie offen zu. Ihr wildes Tötungsverlangen schien abgeklungen zu sein, während ihre Abneigung unverändert stark war. »In mancher Beziehung scheinen Sie fast die Instinkte und Fähigkeiten einer ... einer Person zu haben ...«
»Ich
bin
eine Person ...«
»Nein!« widersprach sie
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