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Das Zweite Imperium

Das Zweite Imperium

Titel: Das Zweite Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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landen«, keuchte Kinnison. »Und den Overlords liegt nur an lebendigen Opfern ... Vielleicht habe ich mich die ganze Zeit geirrt ... Fertigmachen, Jungens!« schnappte er. »Wartet bis zum letzten Augenblick, bis ... JETZT!«
    Auf sein Kommando fächerten die mächtigen Traktorstrahlen aus und erfaßten das gefährdete Flugzeug im letzten Augenblick. Doch wie es sich herausstellte, wäre die Lyranerin nicht an der Felswand zerschellt, in der urplötzlich eine Öffnung sichtbar wurde. Das kleine Flugzeug verhielt eine Sekunde lang reglos in der Luft.
    »Achtet auf die Frau, schnell!« befahl Kinnison, als die Lyranerin Anstalten machte, aus der Pilotenkabine zu steigen. Sie stand derart unter dem Einfluß der Overlords, daß sie sich tatsächlich ohne Fallschirm in die Tiefe stürzte. Doch ehe sie den Boden berührte, wurde sie von einem Traktorstrahl festgehalten und wild strampelnd davongetragen.
    »Das ist ja
Helena!
« rief Clarissa überrascht. »Das arme Ding! Bringen Sie sie in Schleuse Sechs. Ich werde mich dort um sie kümmern. Sie wird einen Schock erleiden, wenn sie so viele Männer zu Gesicht bekommt!«
    Als Helena von Lyrane in den Schutz des Gedankenschirms gelangte, stellte sie die Gegenwehr sofort ein. Sie war nicht bewußtlos gewesen. Mehrere Minuten lang war der todbringende Wille der Overlords zu ihrem eigenen geworden, ohne daß ihr daran etwas seltsam vorgekommen war. Als ihr altes Ich jetzt wieder die Oberhand gewann, traf sie der Schock der Erkenntnis wie ein körperlich spürbarer Schlag.
    Dabei hätte sie die Anwendung physischer Gewalt noch verstehen können; der unheimliche geistige Eingriff entzog sich jedoch ihrem Verständnis. Sie wußte nur, daß ein furchterregendes Ungeheuer von ihrem Geist Besitz ergriffen hatte – eine unglaublich starke Mentalität, deren Absichten ihr unbekannt waren. Ihr Verstand, der seit jeher auf Lyrane und seine Bewohnerinnen beschränkt gewesen war, leugnete die Existenz eines solchen Wesens.
    Sie erkannte die
Dauntless
nicht wieder. In ihrem Entsetzen sahen alle Raumschiffe gleich aus und hatten nur eine Funktion – die Funktion, ihren Planeten zu erobern. Alle Wesen, die nicht von Lyrane II stammten, galten als Feinde. Die Freundlichkeit der Männer von der Erde – des irdischen Lens-Trägers und seiner Begleiter – war nur gespielt gewesen. Ähnlich stand es um das seltsame weißgekleidete Wesen, das man fast als Person bezeichnen konnte und das sich in ihr Vertrauen eingeschlichen hatte, um die seltsamen Flugzeugzwischenfälle zu untersuchen. Nein, sie traute niemanden mehr.
    Sie glaubte jetzt den Grund für das Verschwinden der anderen Lyranerinnen zu kennen. Zwar hatten die Traktoren des Raumschiffes sie vor diesem Schicksal gerettet, doch fühlte sie sich nicht zur Dankbarkeit verpflichtet. Feind blieb Feind – einen Unterschied konnte sie nicht machen. Als sie nun das Schutzfeld erreichte und die Kontrolle über ihren Geist wiedergewann, bereitete sie sich auf einen Kampf vor – auf einen Kampf, für den sie ihre Kräfte mobilisierte. Die Schotte der Luftschleusen schlossen und öffneten sich – und dann sah sie sich nicht einem bewaffneten Mann gegenüber, sondern der weißgekleideten Pseudo-Person, die sie besser kannte, als jemals ein anderes nicht-lyranisches Wesen zuvor.
    »Oh, Helena!« sagte Clarissa schluchzend und umarmte die erstarrte Anführerin. »Ich freue mich ja so, daß wir dich noch retten konnten! Jetzt hat es mit den seltsamen Zwischenfällen ein Ende. Die Jungens werden dafür sorgen.«
    Helena wußte natürlich nicht, was wahre Freundschaft sein konnte, doch als sie jetzt durch Clarissas Lens erfuhr, daß die Erdbewohner wirklich nur ihr Bestes wollten, war der Schock zuviel für sie. Zum erstenmal in ihrem Leben fiel Helena von Lyrane in Ohnmacht.
    Mac wußte sofort, daß kein Grund zur Sorge bestand. Ohne auf eine Ordonnanz zu warten, nahm sie den leblosen Körper auf – wir wissen bereits, daß sie nicht gerade ein Schwächling war – und brachte das Mädchen in ihre Kabine.

13
    In der Zwischenzeit waren die Feuerleitzentralen der
Dauntless
nicht untätig geblieben. Kaum war das lyranische Flugzeug aus der Schußlinie, als die scharfäugigen Nadelstrahlexperten des Kriegsschiffes auch schon dafür sorgten, daß der geheimnisvolle Höhleneingang nicht mehr geschlossen werden konnte. Dann setzte die
Dauntless
zur Landung an; tief grub sich ihr gewaltiger Metallkörper in das Felsgestein vor der tiefschwarzen Öffnung.

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