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Das Zweite Imperium

Das Zweite Imperium

Titel: Das Zweite Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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Und während wachsame Projektormannschaften den Eingang bewachten und die Spionstrahlexperten die Anlage nach weiteren Ausgängen durchsuchten formierten sich die Streitkräfte der Zivilisation zum Angriff.
    Worsel zitterte vor unterdrückter Erregung. Sein Haß auf die Overlords war verständlicherweise sehr groß. Delgon und Velantia, Worsels Heimatplanet, waren Planeten eines Sonnensystems. Seit ihrem Vorstoß in das All hatten die Velantier unter dem unheilvollen Einfluß der Overlords gestanden, deren Lockrufen sie immer wieder erlegen waren. Die Foltern, die sie auf Delgon erlitten, entsprangen der reichen Phantasie einer Rasse, die sich seit Jahrtausenden mit dem Quälen anderer Lebewesen befaßt hatte, wobei sie sich in den letzten Minuten des langgezogenen Todeskampfes sogar an den schwindenden Lebenskräften ihrer Opfer zu laben pflegten.
    Dieses entsetzliche Parasitentum blieb über Jahrhunderte bestehen. Die Velantier lehnten sich auf, doch ihre Gedankenschirme waren nur schwach. Erst nachdem man mit Hilfe der Patrouille wirksame Schutzmaßnahmen entwickelt hatte, übernahm Worsel die endgültige Säuberung Delgons. Trotzdem hatte er Angst. Jeder Velantier fürchtet sich im Grunde seines Wesens, wenn er an einen Overlord denkt – eine Angst, die er nicht bekämpfen kann.
    Zahlreichen Ungeheuern war die Flucht von Delgon gelungen; sie entwichen in den Schiffen, die ihre Opfer nach Delgon gebracht hatten, oder wurden von den Eich in andere Sonnensysteme gebracht. Die übrigen wurden vernichtet. Als den Velantiern bewußt wurde, daß sie tatsächlich in der Lage waren, sich gegen die Overlords zu wehren, begann sich ihr gefühlsmäßiges Verhältnis zu den Unterdrückern zu ändern. Noch immer waren Angst, Entsetzen und Ekel vorherrschend, doch an ihre Seite traten der Haß und ein leidenschaftlicher Rachedurst, von dem auch Worsel besessen war, als er die Kampfvorbereitungen beobachtete.
    Die Valerianer ›freuten‹ sich auf die nächsten Minuten, weil sie wieder einmal einen Kampf Mann gegen Mann bestehen konnten. Kämpfen war ihr Beruf, und im Kampf zu sterben, war der natürliche Tod für jeden valerianischen Soldaten, während ein Tod im Bett sogar als unehrenhaft galt. In Ergänzung ihrer sonstigen Kampfausrüstung waren sie heute mit tragbaren Traktor- und Preß-Strahl-Projektoren bewaffnet, da sie ihre Gegner so lange wie möglich schonen mußten. Es wäre leicht gewesen, die Overlords einfach zu zerstrahlen, aber die Ungeheuer sollten erst das Wissen und die Informationen preisgeben, die die Patrouille so dringend brauchte.
    Für Nadreck von Palain VII hatte der bevorstehende Kampf nur einen wissenschaftlichen Wert – er war ein Mittel, Informationen und Erfahrungen zu sammeln. Jeder menschlichen Intelligenz muß es unverständlich bleiben, mit welcher kühlen Distanz, mit welcher Gleichgültigkeit er jeder Art von Grausamkeit gegenüberstand, besonders wenn sie an einem Gegner geübt wurde – ein Zug, der praktisch allen kaltblütigen intelligenten Rassen eigen ist, auch wenn sie der Zivilisationsgemeinschaft angehören. Nadreck kannte die theoretische Bedeutung von Worten wie ›Gewissen‹, ›Sympathie‹ und ›Skrupel‹ – aber er wäre grenzenlos erstaunt gewesen, daß sie auch für einen so nüchternen Vorgang wie das Verhör eines delgonischen Overlords Anwendung finden konnten.
    Tregonsee rüstete sich zum Kampf, weil Kinnison kämpfte – er wollte helfend einspringen, wenn ihn der Lens-Träger brauchte.
    Kinnison selbst fühlte sich auf seltsame Weise verpflichtet. Er wußte, daß ihn die bevorstehenden Ereignisse eher abstoßen würden, und er hätte sich gern in irgendeine Ecke verkrochen. Nadreck spürte sein Unbehagen.
    »Warum bleiben Sie hier, Freund Kinnison, wenn Ihre Anwesenheit gar nicht erforderlich ist?« fragte er mit der stets etwas amüsierten, irgendwie überraschten Gelassenheit, die Kinnison später noch kennenlernen sollte. »Obwohl meine Fähigkeiten gering sind, fühle ich mich imstande, das Verhör erfolgreich durchzuführen. Ich kann Ihre Gefühle nicht verstehen, aber ich erkenne, daß sie ein grundlegender Teil dessen sind, was Sie zum wichtigsten Lens-Träger der Patrouille macht. Es gäbe keine Rechtfertigung, wenn Sie sich solchen psychischen Traumata sinnlos unterwerfen würden.«
    Und Kinnison und Tregonsee – froh, eine plausible Entschuldigung zu haben – verließen den Ort des Kampfgeschehens.
    Es ist nicht erforderlich, die entsetzlichen

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