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Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Roboter würden sich schneller vermehren, als die ersten Wildkaninchen in Australien. Ross lachte bei dem Gedanken.
    Er schlief ruhig ein und träumte von den Anweisungen, die er ihnen morgen, nächste Woche und im nächsten Jahr geben würde …
     
10.
     
    Die Ernüchterung folgte kurz darauf. Ross’ »Gefangenschaft« hatte diesmal nur eine Nacht gedauert.
    Nachdem er den neuen Maschinen befohlen hatte, alle zerbombten Städte der Umgebung abzusuchen, und den Bergmann, mit einer Spezialprogrammierung versehen, zum Nordpol geschickt hatte, wo dieser mit Hilfe einer Schwester nach eingefrorenen Tieren, Mikroorganismen und Pflanzen suchen sollte, brachte 5B die Hiobsbotschaft:
    »Ihrer Anweisung folgend, haben wir alle Nahrungsvorräte untersucht, Sir. Zwei Drittel der auf unserer Etage lagernden Konzentrate sind verdorben. Stichproben haben ergeben, daß auf den höheren Etagen alle Konzentrate ungenießbar sind. Wir vermuten, daß in die Tiefe gedrungene Strahlungen die Ursache der chemischen Veränderungen ist. Bei der Menge, die Sie täglich zu sich nehmen, haben Sie noch Nahrung für achtzehn Tage. Die Angelegenheit erfordert schnelle Entschlüsse, Sir. Haben Sie Instruktionen für mich?«
    »Das … das ist unmöglich!« entfuhr es Ross. Er starrte den Roboter an, kreidebleich im Gesicht. »Ihr müßt einen Fehler gemacht haben, es kann nur ein Irrtum sein!«
    Ross verließ die Kontrollkuppel, um sich selbst zu überzeugen. Noch bevor er sein Ziel erreichte, wußte er, daß er sich zu betrügen versuchte. Zwei Jahre lang hatte er sich nur von den Vorräten der untersten Etage, auf der sich sein Quartier befand, ernährt. Und nun wußte er, was hinter dem unheimlichen Drang gesteckt hatte, der ihn vorwärtsgetrieben hatte und immer noch trieb, hinter den Alpträumen und der Angst, ans Bett gefesselt und zur Untätigkeit verurteilt zu sein. Unterbewußt hatte er wohl gedacht, daß er nicht mehr lange leben würde. Weshalb war ihm der Gedanke, daß die Vorräte in den oberen Etagen verdorben sein könnten, nicht früher gekommen? Aber was hätte es geändert? Vielleicht war es eine Gnade gewesen, daß er nur drei Wochen im Bewußtsein des sicheren Todes leben mußte.
    5B wich Ross nicht von der Seite und fragte immer wieder, was sie tun konnte.
    »Benachrichtige alle Roboter an der Oberfläche. Sie haben ab sofort in erster Linie nach Nahrungsmitteln zu suchen«, sagte er mit der Verbissenheit eines Mannes, der sich noch einmal gegen das Schicksal auflehnte. »Vielleicht finden sie unverdorbene Konzentrate. Dieser Befehl gilt nicht für die Bohrmaschine, die zum Nordpol unterwegs ist. Selbst wenn sie etwas fände, wäre sie zu weit weg, um zurück zu sein, bevor …«
    Er sprach nicht zu Ende. Ross machte kehrt und ging zur Kontrollkuppel zurück. »Laß alle Büchsen, von denen ihr glaubt, daß der Inhalt verdorben ist, öffnen. Überprüft jede einzelne. Ich habe jetzt noch einiges zu tun«, lautete seine letzte Anweisung an 5B.
     
    Wieder arbeitete Ross wie ein Besessener, doch diesmal nicht, um die Gedanken an die Vergangenheit zu verdrängen, sondern um nicht an die Zukunft denken zu müssen. Unter anderem entwarf er einen flugfähigen Roboter. Das Konzept hatte er schon lange vorher entwickelt, doch nun konnte es von entscheidender Bedeutung sein, daß er wenigstens eine solche Maschine zur Verfügung hatte, falls die Suche nach Nahrung erfolgreich war. Auf dem Landweg würden die Roboter zuviel Zeit für den Rückweg brauchen – Zeit, die über Leben und Tod entscheiden konnte. Aber es vergingen dreizehn Tage, bis sich nach vielen erfolglosen Versuchen der erste Helikopterroboter in den Himmel erhob. Ross hatte noch fünf Tage zu leben.
    Unablässig kamen die Berichte der dem ersten Riesenbohrer nachgebauten Maschinen, und immer wieder die gleiche negative Auskunft. Das Problem war, daß die Detektoren nicht empfindlich genug waren, um Nahrungsbehälter von anderen metallenen Gegenständen zu unterscheiden. Ross spielte mit dem Gedanken, an verschiedenen Stellen bohren zu lassen, um in den gefundenen Hohlräumen selbst über die Bildschirme die Suche zu steuern. Doch 5B erklärte, daß keine Maschine in der Lage sei, so tief zu bohren, daß man von der Strahlung unverseuchte Kammern erreichen konnte.
    Fluchend drehte Ross sich um, als Bergmann Eins, wie er den ersten Riesenroboter seit der Fertigstellung der Kopien nannte, sich meldete. Er hatte inzwischen sein Ziel erreicht und die ersten Testbohrungen

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