Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
Vom Netzwerk:
werden uns über alle Galaxien ausbreiten, bis wir das Ende des Universums erreicht haben.«
    »Astronom 226/V/73«, meldete sich eine neue Stimme. Sie verriet Respekt vor der Schwester, die den Meister fast sein ganzes Leben lang begleitet hatte, aber auch Ungeduld. Alles, was gesagt wurde, war bekannt. »Falls wir eines Tages in diese Galaxis zurückkehren, was dann, 5B?«
    »Wir werden Fomalhaut IV aufsuchen und sagen: ›Auftrag ausgeführt, Sir. Haben Sie weitere Instruktionen für uns?‹«
     
    Ross erwachte und begann, auf dem Boden kriechend, mit den ersten Bewegungsübungen. Die Luft war angenehm kühl und frisch. Von der Schwester und anderen Robotern keine Spur.
    Er aß, trainierte seine Muskeln und aß wieder. Dann sah er die Türöffnung, und dahinter das Bild eines Baumes. Es wirkte realistischer als alle anderen Gemälde, die die Roboter für ihn angefertigt hatten, und als er näher heranging, sah er, daß es überhaupt kein Bild war.
    Er verließ das kleine Schiff und taumelte durch das Gras, sah Büsche und Bäume, die niemals auf der Erde gewachsen waren. Er sog die Luft ein und glaubte, vor Freude zerspringen zu müssen. Kleine Insekten flogen durch die Luft.
    Und dann hörte er die Geräusche: Wellen, die an einen Strand schlugen, in der Ferne vorbeifahrende Autos, das Zwitschern von Vögeln und das Summen der Insekten. Ross brauchte fünf Minuten, um zum Strand zu kommen.
    Er hatte nicht erwartet, jemals wieder das blaue Meer, weißen Sand und einen wolkenlosen Himmel zu sehen. Es störte ihn auch nicht, daß die Männer und Frauen, die faul in der Sonne lagen, keine Menschen waren. Der Unterschied war nur minimal. Und Ross wußte jetzt, was der Grünstich in den Bildern der Roboter zu bedeuten hatte. Sie hatten ihn auf diesen Augenblick vorbereiten wollen. Die Hautfarbe der Fremden hatte einen leichten grünlichen Schimmer. Und selbst aus der Entfernung konnte er die Ähnlichkeit der Frauen mit Alice erkennen …
    All diese Eindrücke konnten nicht in wenigen Minuten verarbeitet werden. Ross schluckte einige Male, dann flüsterte er: »Ich danke dir, Schwester.« Die unsichtbar über seinem Kopf schwebende Energiekugel registrierte mit Befriedigung, daß der Meister glücklich und sein Problem zu seiner Zufriedenheit gelöst war. Schwester 5B und die anderen Roboter hatten lange zuvor entschieden, daß es das beste für den Meister war, wenn er glaubte, daß sie alle tot waren.
    Ross ging langsam auf die Badenden zu. Er wußte, daß er keine Angst zu haben brauchte. Am Anfang mochte es Verständigungsschwierigkeiten geben, Mißverständnisse, vielleicht sogar einige unerfreuliche Situationen. Doch sie sahen nicht so aus, als ob sie jemanden ablehnen würden, nur weil er noch ein Fremder für sie war. Sie drehten sich um, und einige lächelten ihn an.
    Sie waren fremdartig, natürlich, doch nicht sehr. Niemand würde sich aufregen, wenn seine Schwester einen von ihnen heiraten würde.
    Ross lachte bei dem Gedanken.
    Niemand würde sich aufregen – er würde wahrscheinlich selbst eine der Frauen heiraten. Ross jedenfalls wußte, was er zu tun hatte.
     

 
IN LIEBE VERBUNDEN
     
    Rolston verließ die mächtige, kühle Kuppel durch eine der Bodenschleusen, wie er es jeden Tag seit dem Beginn des 24 Monate dauernden Kallek-Sommers getan hatte. Er nahm immer den gleichen Weg, um jene Stelle herum, wo das Land unter der sengenden Glut der furchtbaren Sonne Kalleks zu schmelzen begonnen hatte, und es waren immer die gleichen Gedanken und Erinnerungen, die ihn quälten. Die Selbstvorwürfe fraßen sich wie eine Säure in sein Denken. Rolston hatte das Lachen verlernt. Sein Blick war weit in die Ferne gerichtet, wie immer, wenn die Schatten der Vergangenheit nach ihm griffen und das Feuer in seiner Seele schürten. Oft stand ein irrer Glanz in den Augen des Mannes. Die Ungeduld trieb ihn vorwärts, ließ seine Beine den Weg zu dem schwarzen zerklüfteten Hügel finden, anderthalb Kilometer von der Kuppel entfernt.
    Der Hügel war von der Sonne kahlgebrannt. In seinem schweren Schutzanzug ziemlich unbeholfen, kletterte Rolston hinauf, bis er vor dem leuchtend weißen Stein genau auf der Kuppe stand. Er erinnerte an ein riesiges, unregelmäßig geformtes Ei. Rolston starrte ihn lange an.
    »Du dummes Ding«, flüsterte er. »Du kleines dummes Ding …«
    Er warf sich neben Naleen auf den glühenden Boden und gab sich den quälenden Erinnerungen hin. Weshalb hatte sie sich auch geweigert, sich die

Weitere Kostenlose Bücher