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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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größtenteils männlich, ab und zu eine dekorative Frau, die dem
Ganzen Anstand und Eleganz verlieh. Filetsteak, das schienen alle anderen zu essen. Und dazu Wein
zu trinken.
»Wer möchte den Wein aussuchen?«, fragte McCall und hielt die Karte hoch. Carew sah aus, als
würde er sie gerne an sich reißen, also hielt Rebus sich zurück. Wie würde das denn aussehen,
wenn er nach der Karte griff und ich, ich, ich rief? Wenn er mit gierigen Augen auf die Preise
starrte und sich wünschte...
»Wenn ich darf«, sagte Finlay Andrews und nahm McCall die Weinkarte aus der Hand. Rebus
betrachtete den Stempel auf seiner Gabel.
»Superintendent Watson hat Sie also überredet, bei unserer kleinen Aktion mitzumachen«, sagte
McCall und sah Rebus an.
»Da brauchte er mich nicht allzu sehr zu überreden«, sagte Rebus.
»Ich helfe gern, wenn ich kann.«
»Ich bin sicher, dass Ihre Erfahrungen von unschätzbarem Wert sein werden«, sagte Watson zu Rebus
und strahlte ihn an. Rebus strahlte zurück, sagte aber nichts.
Glücklicherweise schien Andrews etwas von Wein zu verstehen, denn er bestellte einen anständigen
82er Bordeaux und einen frischen Chablis.
Rebus wurde ein wenig munterer, als Andrews die Bestellung aufgab.
Wie war noch mal der Name von diesem Spielclub? Andrews? Finlay's?
Ja, das war's. Finlay's. Er hatte schon mal davon gehört, ein kleines, ruhiges Kasino. Rebus
hatte bisher nie einen Grund gehabt, dorthin zu gehen, weder dienstlich noch zum Vergnügen. Was
bestand schon für ein Vergnügen darin, Geld zu verlieren?
»Hast du eigentlich immer noch Ärger mit diesem Chinesen, Finlay?«, fragte McCall, während zwei
Kellner eine Pfütze Suppe in die viktorianischen Teller mit den überbreiten Rändern
schöpften.
»Er kommt nicht mehr rein. Die Geschäftsführung hat das Recht, jemandem den Eintritt zu verwehren
und so weiter.«
McCall wandte sich lachend an Rebus.
»Finlay hatte ziemliche Probleme in seinem Laden. Wissen Sie, die Chinesen sind der Albtraum
jedes Spielkasinobesitzers. Und dieser spezielle Chinese hat Finlay übers Ohr gehauen.«
»Ich hatte einen unerfahrenen Croupier«, erklärte Andrews. »Ein erfahrenes Auge, und ich meine
wirklich erfahren, konnte ziemlich exakt sehen, wo die Roulettekugel landen würde, wenn man nur
genau beobachtete, wie dieser Junge die Kugel warf.«
»Erstaunlich«, sagte Watson, bevor er in einen Löffel Suppe pustete.
»Eigentlich nicht«, sagte Andrews. »Ich hab das schon einige Male erlebt. Der Trick ist, solche
Typen zu entdecken, bevor es ihnen gelingt, einen richtig hohen Einsatz zu machen. Aber
schließlich muss man die Dinge nehmen, wie sie kommen. Bisher war es ein gutes Jahr für uns. Eine
ganze Menge Geld bewegt sich nach Norden und stellt fest, dass man hier nicht viel anstellen
kann. Also warum es nicht einfach verspielen?«
»Geld bewegt sich nach Norden?« Rebus war plötzlich interessiert.
»Leute, Jobs. Führungskräfte aus London mit Londoner Gehältern und Londoner Gewohnheiten. Ist
Ihnen das noch nicht aufgefallen?«
»Kann ich nicht behaupten«, gestand Rebus. »Jedenfalls nicht um Pilmuir herum.«
Das wurde allseits mit Lächeln quittiert.
»Mein Immobilienbüro hat es ganz gewiss gemerkt«, sagte Carew.
»Es besteht eine starke Nachfrage nach größeren Objekten. Zum Teil auch von Firmen. Unternehmen
ziehen nach Norden und eröffnen Büros. Sie wissen, was ein guter Deal ist, wenn sie einen sehen,
und Edinburgh ist ein guter Deal. Die Häuserpreise sind irrsinnig gestiegen, und ich sehe keinen
Grund, warum sie das nicht weiter tun sollten.« Er bemerkte Rebus' Blick. »Es werden sogar neue
Wohnungen in Pilmuir gebaut.«
»Finlay«, fiel ihm McCall ins Wort, »erzähl doch Inspector Rebus mal, wo die chinesischen Spieler
ihr Geld aufbewahren.«
»Bitte nicht beim Essen«, sagte Watson, und als McCall kichernd auf seinen Suppenteller starrte,
sah Rebus, wie Andrews dem Mann einen hasserfüllten Blick zuwarf.
Inzwischen war der Wein gekommen, honigfarben und gut gekühlt.
Rebus nippte. Carew fragte Andrews gerade nach der Baugenehmigung für einen Anbau am
Kasino.
»Es scheint alles klarzugehen.« Andrews versuchte, sich nicht zu selbstgefällig anzuhören. Tommy
McCall lachte.
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte er. »Glaubst du, es würde bei deinen Nachbarn auch alles so
reibungslos gehen, wenn sie versuchten, einen riesigen Anbau an ihr Haus
dranzuklatschen?«
Andrews bedachte ihn mit einem Lächeln, das so kühl

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