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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dass
er mich für eine Mitgliedschaft im Finlay's empfohlen hat.«
»Finlay's Club?« Holmes sah ihn fragend an. Das hatte er nun überhaupt nicht erwartet.
»Ganz recht. In meinem Alter steht es mir doch wohl zu, Mitglied in einem Club in der Stadt zu
sein, finden Sie nicht?«
»Ich weiß nicht.«
»Ach ja, und dann wollte er mich noch an eine Party heute Abend bei Malcolm Lanyon
erinnern.«
»Dem Anwalt?«
»Genau dem.« Rebus hatte Holmes völlig aus dem Konzept gebracht, und das wusste er. »Ich hoffe,
Sie waren fleißig, während ich meinen kleinen Plausch hatte.«
»Äh?«
»Hydes und Jekylls, Brian. Ich hatte Sie um Adressen gebeten.«
»Ich hab die Liste hier. Ist Gott sei Dank nicht allzu lang. Dann werde ich mir wohl die
Schuhsohlen ablaufen müssen?«
Rebus war platt. »Nein, ganz und gar nicht. Sie können Ihre Zeit besser verwenden. Nein, ich
glaube, diesmal sollten es meine Schuhsohlen sein.«
»Aber... bei allem Respekt, sollten Sie sich nicht aus allem raushalten?«
»Bei allem Respekt, Brian, das geht Sie einen Scheiß an.«
Von zu Hause aus versuchte Rebus Gill anzurufen, aber sie war nicht da. Wollte sich sicher aus
allem raushalten. Während der Heimfahrt letzte Nacht war sie schweigsam gewesen und hatte ihn
auch nicht hereingebeten. Durchaus verständlich. Außerdem wollte er die Situation nicht
ausnutzen... Weshalb versuchte er dann, sie anzurufen? Natürlich wollte er die Situation
ausnutzen! Er wollte sie zurückhaben.
Er räumte im Wohnzimmer auf, spülte ein bisschen und brachte einen Müllsack voller Schmutzwäsche
in den nächsten Waschsalon, um ihn dort waschen zu lassen. Die Frau, die die Sachen annahm, eine
Mrs. Mackay, war ganz empört über Calum McCallum.
»Der ist doch berühmt und so. Da sollte er's eigentlich besser wissen.«
Rebus lächelte und nickte zustimmend.
Zurück in der Wohnung, setzte er sich hin und nahm sich ein Buch, obwohl er wusste, er würde sich
nicht darauf konzentrieren können. Er wollte nicht, dass Hyde gewann, und wenn man ihn von dem
Fall fern hielt, würde genau das passieren. Er nahm die Liste aus der Tasche. In Lothian gab es
niemandem mit Nachnamen Jekyll und knapp ein Dutzend Hydes. Diese wenigen Nummern immerhin waren
ihm sicher.
Wenn Hyde nun eine Geheimnummer hatte? Er würde diese Möglichkeit von Brian Holmes überprüfen
lassen.
Er griff zum Telefon und hatte die Nummer schon zur Hälfte gewählt, als er merkte, dass er in
Gills Büro anrief. Er tippte auch noch die restlichen Zahlen ein. Was sollte es, sie würde eh
nicht da sein.
»Hallo?«
Es war Gill Templers Stimme, so unerschütterlich wie immer. Aber dieser Trick war am Telefon
leicht hinzukriegen. Wie alle alten Tricks.
»Hier ist John.«
»Ach hallo. Danke fürs Mitnehmen gestern.«
»Wie geht's dir?«
»Mir geht's gut, ganz ehrlich. Ich fühl mich bloß ein bisschen... ich weiß nicht, verwirrt trifft
es irgendwie nicht so ganz. Ich fühle mich hereingelegt. Besser kann ich es nicht
erklären.«
»Wirst du ihn besuchen?«
»Was? In Fife? Nein, ich glaube nicht. Nicht, weil ich es nicht ertragen könnte, ihm gegenüberzutreten. Ich will ihn sogar sehen. Es ist nur die scheußliche Vorstellung, in
die Wache zu gehen, wo jeder weiß, wer ich bin und warum ich da bin.«
»Ich geh mit dir, Gill, wenn du willst.«
»Danke, John. Vielleicht in ein oder zwei Tagen. Aber jetzt noch nicht.«
»Natürlich.« Er merkte, dass er den Hörer so fest umklammert hielt, dass ihm die Finger wehtaten.
Gott, diese ganze Geschichte schmerzte ihn jedes Mal aufs Neue. Ob Gill eine Ahnung hatte, wie
seine Gefühle in dieser Sekunde aussahen? Er wusste, er hätte sie nicht in Worte fassen können.
Die Worte dafür waren noch nicht geprägt worden. Er fühlte sich ihr so nah und doch so fern. Wie
ein Schuljunge, der seine erste Freundin verloren hat.
»Danke für den Anruf, John. Hat mich gefreut. Aber ich sollte jetzt wohl besser...«
»Ja klar, selbstverständlich. Du hast ja meine Nummer, Gill. Pass auf dich auf.«
»Wiedersehen, J...«
Er hatte die Verbindung bereits unterbrochen. Bedräng sie nicht, John, ermahnte er sich. Damit
hast du sie das erste Mal verloren. Setz nichts voraus. Das mag sie nicht. Lass ihr genügend
Spielraum. Vielleicht war es überhaupt ein Fehler gewesen, sie anzurufen. Verdammt und
zugenäht.
Bei allem Respekt.
Dieser kleine Heimtücker namens James. Dieser kleine Drecksack. Er würde ihm den Kopf abreißen,
wenn er ihn erwischte. Er fragte sich, wie

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