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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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viel Hyde dem Jungen wohl gezahlt hatte. Ganz bestimmt
sehr viel mehr als zwei Zehner.
Das Telefon klingelte.
»Rebus.«
»John? Hier ist noch mal Gill. Ich hab es gerade erfahren. Warum hast du mir nichts davon
gesagt?«
»Von was?« Er stellte sich gleichgültig, obwohl er wusste, dass sie ihn sofort durchschauen
würde.
»Von der Beschwerde gegen dich.«
»Ach das. Na komm schon, Gill, du weißt doch, dass so etwas ab und zu vorkommt.«
»Ja, aber warum hast du nichts gesagt? Warum hast du mich immer weiter plappern
lassen?«
»Du hast doch gar nicht geplappert.«
»Verdammt!« Sie schien den Tränen nahe. »Warum versuchst du immer wieder, Dinge in dieser Weise
vor mir zu verbergen? Was ist nur mit dir los?«
Rebus wollte ihr gerade eine Erklärung geben, da wurde die Verbindung unterbrochen. Er starrte
dümmlich auf den Hörer und fragte sich, warum er es ihr eigentlich nicht gesagt hatte.
Weil sie genug eigene Sorgen hatte? Weil es ihm peinlich war? Weil er von einer verletzlichen
Frau kein Mitleid gewollt hatte? Gründe gab es genug.
Oder etwa nicht?
Natürlich gab es die. Bloß schien keiner davon sein schlechtes Gewissen beruhigen zu können. Warum versuchst du immer wieder, Dinge vor mir zu verbergen? Da war es wieder, dieses
Wort: verbergen ­ verstecken ­ hide. Als Verb eine Handlung, als Substantiv ein Ort. Und eine
Person.
Gesichtslos, aber Rebus kannte ihn allmählich immer besser. Sein Widersacher war gerissen, daran
gab es keinen Zweifel. Doch der Kerl sollte nur ja nicht darauf hoffen, dass sich alles immer so
einfach erledigen lassen würde wie bei Ronnie and Carew. Oder auf die Tour, die er jetzt bei
Rebus versuchte.
Das Telefon klingelte wieder.
»Rebus.«
»Hier ist Superintendent Watson. Ich bin froh, dass ich Sie zu Hause erwische.«
Weil, fügte Rebus im Stillen hinzu, das bedeutet, dass ich nicht unterwegs bin und dir Ärger
mache.
»Ja, Sir. Irgendwelche Probleme?«
»Ganz im Gegenteil. Sie vernehmen immer noch diesen männlichen Prostituierten. Sollte jetzt nicht
mehr lange dauern. Aber der Grund, weshalb ich anrufe, Sir. Ich hab mit dem Kasino
gesprochen.«
»Kasino, Watson?«
»Sie wissen schon, Finlay's.«
»Ach ja.«
»Und man hat mir gesagt, Sie wären dort jederzeit willkommen, wann immer Ihnen danach ist. Sie
brauchen nur Finlay Andrews Namen zu erwähnen, und schon sind Sie drin.«
»In Ordnung, Sir. Nun ja, dann vielen Dank.«
»Gern geschehen, John. Schade, dass wir im Augenblick auf Sie verzichten müssen, bei dieser
Selbstmordgeschichte und diesem ganzen Ärger. Die Presse hat sich darauf gestürzt und schnüffelt
nach Dreck in allen Ecken. Was für ein Job.«
»Ja, Sir.«
»McCall muss sich nun mit Ihren Fragen herumschlagen. Ich hoffe bloß, er kommt nicht ins
Fernsehen. Ist ja nicht gerade fotogen, was?«
Watsons Stimme ließ anklingen, als wäre Rebus daran schuld, und Rebus wollte sich gerade
entschuldigen, da legte der Superintendent am anderen Ende eine Hand auf die Sprechmuschel und
wechselte ein paar Worte mit einer anderen Person. Und als er sich wieder meldete, tat er das
nur, um sich hastig zu verabschieden.
»Offenbar eine Pressekonferenz«, sagte er. Und das war's.
Rebus starrte eine volle Minute auf den Hörer. Wenn noch mehr Anrufe kommen sollten, dann sollten
sie gefälligst jetzt kommen. Aber nichts geschah. Er warf das Telefon auf den Fußboden, wo es mit
lautem Krachen aufschlug. Insgeheim hoffte er, dass er es eines Tages kaputtkriegen würde und
wieder ein altmodisches Telefon mit Schnur benutzen könnte. Aber das verdammte Ding war
anscheinend stabiler, als es aussah.
Er schlug gerade das Buch auf, da ertönte der Türklopfer. Tap, tap, tap. Also ein dienstlicher
Besuch und nicht Mrs. Cochrane, die wissen wollte, warum er immer noch nicht die Treppe geputzt
hatte.
Es war Brian Holmes.
»Kann ich reinkommen?«
»Ich denke schon.« Rebus war nicht gerade begeistert. Aber er ließ die Tür offen, damit der junge
Detective ihm ins Wohnzimmer folgen konnte, wenn er wollte. Er wollte, und folgte Rebus, wobei er
sich betont fröhlich gab.
»Ich hab mir gerade eine Wohnung in der Nähe von Tollcross angesehen, und da dachte ich...«
»Sparen Sie sich die Entschuldigungen, Brian. Sie wollen kontrollieren, was ich mache. Setzen Sie
sich und erzählen Sie, was während meiner Abwesenheit passiert ist.« Rebus sah auf die Uhr,
während Holmes sich setzte. »Einer Abwesenheit ­ für das Protokoll ­ von nicht ganz zwei

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