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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Stunden.«
»Tja, ich hab mir Sorgen gemacht, das ist alles.«
Rebus starrte ihn an. Natürlich, direkt und immer gleich auf das Wesentliche kommend. Vielleicht
konnte er ja doch noch etwas von Holmes lernen.
»Es ist also nicht auf Anweisung vom Farmer?«
»Überhaupt nicht. Außerdem hab ich mir tatsächlich eine Wohnung angesehen.«
»Wie war sie?«
»Unbeschreiblich scheußlich. Kochplatte im Wohnzimmer, Dusche in einem winzigen Schrank. Kein
Bad, keine Küche.«
»Wie viel wollten die dafür haben? Nein, sagen Sie es mir lieber nicht. Es würde mich nur
deprimieren.«
»Ich fand es in der Tat deprimierend.«
»Sie können immer noch ein Angebot für diese Wohnung hier machen, wenn die mich wegen Verführung
eines Minderjährigen einbuchten.«
Holmes blickte auf, sah, dass Rebus lächelte, und grinste erleichtert.
»Die Geschichte von dem Typ bricht bereits an allen Ecken auseinander.«
»Haben Sie je daran gezweifelt?«
»Natürlich nicht. Jedenfalls hab ich gedacht, das hier könnte Sie aufheitern.« Holmes schwenkte
einen großen braunen Umschlag, der diskret in seinem Cordjackett gesteckt hatte. Rebus hatte
dieses Cordjackett noch nie gesehen und nahm an, dass das die Wohnungskauf-Uniform des Detective
Constable war.
»Was ist das?«, fragte Rebus und nahm den Umschlag entgegen.
»Fotos. Von der Razzia letzte Nacht. Dachte, das könnte Sie interessieren.«
Rebus öffnete den Umschlag und nahm einen Stapel fünfundzwanzig mal dreißig Zentimeter großer
Schwarzweißfotos heraus. Sie zeigten die mehr oder weniger verschwommenen Umrisse von Männern,
die durch Ödland hasteten. Das wenige Licht, das vorhanden war, hatte einen grellen
Halogen-Stich. Aus riesigen schwarzen Schatten stachen einige kalkweiße Gesichter hervor, denen
Überraschung und Schock deutlich anzusehen war.
»Wo haben Sie die her?«
»Dieser DS Hendry hat sie mir geschickt mit einem kurzen Schreiben, dass ihm das mit Nell leid
täte. Er dachte, die Fotos würden mich ein wenig aufheitern.«
»Ich hab Ihnen doch gesagt, er ist ein anständiger Kerl. Haben Sie eine Ahnung, wer von diesen
Idioten der DJ ist?«
Holmes sprang auf und hockte sich neben Rebus, der ein Foto in der Hand gezückt hatte.
»Moment mal«, sagte Holmes, »es gibt eine bessere Aufnahme von ihm.« Er blätterte den Stapel
durch, bis er das Bild gefunden hatte, das er suchte. »Hier. Der da. Das ist McCallum.«
Rebus betrachtete den verschwommenen Abzug. Der Ausdruck von Angst, der sich so deutlich auf dem
unscharfen Gesicht zeigte, hätte von einem Kind gemalt sein können. Weit aufgerissene Augen und
ein Mund, der zu einem O verzogen war. Die Haltung seiner Arme deutete Unentschlossenheit an.
Sollte er noch rasch fliehen oder sich endgültig ergeben?
Rebus lächelte so breit, dass sich Falten um seine Augen bildeten.
»Sind Sie sicher, dass er es ist?«
»Einer unserer Uniformierten hat ihn erkannt. Er sagt, er hätte sich von McCallum mal ein
Autogramm geben lassen.«
»Ich bin beeindruckt. Ich fürchte, er wird nicht mehr allzu viele unterschreiben. Wo sitzt
er?«
»Alle, die sie verhaftet haben, sind ins Gefängnis von Dunfermline gebracht worden.«
»Wie schön für sie. Übrigens, hat man auch die Anführer geschnappt?«
»Samt und sonders. Einschließlich Brightman. Er war der Boss.«
»Davy Brightman? Der Schrotthändler?«
»Genau der.«
»Gegen den hab ich in der Schule ein paarmal Fußball gespielt. Er war linker Verteidiger in
seiner Mannschaft und ich Außenstürmer in unserer. Bei einem Spiel hat er mich mal bös mit dem
Stollen erwischt.«
»Rache ist süß«, sagte Holmes.
»Das ist sie, Brian.« Rebus betrachtete das Foto erneut. »Das ist sie.«
»Ein paar von den Wettern sind übrigens anscheinend abgehauen, aber sie sind alle auf dem Film.
Die Kamera lügt nie, was, Sir?«
Rebus begann, die übrigen Bilder durchzusehen. »Ein mächtiges Instrument, so eine Kamera«, sagte
er. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck.
»Sir? Alles in Ordnung?«
Rebus' Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich hatte gerade eine Erleuchtung, Brian. Eine... wie
nennt man das noch? Epiphanie, oder?«
»Keine Ahnung, Sir.« Holmes war überzeugt, dass bei seinem Chef irgendetwas durchgeknallt
war.
»Epiphanie, ja. Jetzt weiß ich, worum es bei dieser ganzen Sache geht, Brian. Ich bin mir
ganz sicher. Dieser Dreckskerl vom Calton Hill hat irgendwas von Fotos erzählt, von irgendwelchen
Fotos, für die sich alle interessierten. Das waren Ronnies

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