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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Fotos.«
»Was? Die in seinem Zimmer?«
»Nein, nicht die.«
»Dann die in Huttons Studio?«
»Nicht ganz. Nein, ich weiß nicht genau, wo diese Fotos sind, die ich meine, aber ich kann
es mir verdammt gut vorstellen. »Hide« kann auch Versteck heißen. Brian, kommen Sie mit.«
»Wohin?« Holmes beobachtete, wie Rebus aufsprang und zur Tür ging. Er fing an, die Fotos
zusammenzupacken, die Rebus einfach hatte fallen lassen.
»Lassen Sie die liegen«, befahl Rebus und zog seine Jacke über.
»Aber wo zum Teufel gehen wir hin?«
»Sie haben Ihre Frage bereits selbst beantwortet«, sagte Rebus und drehte sich grinsend zu Holmes
um. »Genau dort gehen wir hin.«
»Aber wohin denn?«
»Zum Teufel natürlich. Kommen Sie mit.«

Es wurde langsam kalt. Die Sonne hatte sich mehr oder weniger verausgabt und zog sich aus dem
tagtäglichen Wettstreit zurück. Die Wolken waren schweinchenrosa. Zwei letzte kräftige
Sonnenstrahlen leuchteten auf Pilmuir, Lichtkegel wie aus einer riesigen Taschenlampe.
Und sie hatten sich genau dieses eine Gebäude herausgepickt. Die anderen Häuser in der Straße
ließen sie links liegen. Rebus atmete tief durch. Er musste zugeben, dass es ein erstaunlicher
Anblick war.
»Wie der Stall von Bethlehem«, sagte Holmes.
»Ein verdammt merkwürdiger Stall«, erwiderte Rebus. »Gott muss einen seltsamen Sinn für Humor
haben, wenn er so was für witzig hält.«
»Sie haben doch gesagt, wir würden zum Teufel gehen.«
»Ich hab aber nicht erwartet, dass Cecil B. DeMille Regie führen würde. Was geht da vor?«
Im blendenden Licht dieses letzten Aufbäumens der Sonne war kaum zu erkennen, dass direkt vor
Ronnies Haus ein Lieferwagen und ein Müllcontainer standen.
»Von der Stadt?«, vermutete Holmes. »Die renovieren da vermutlich.«
»Warum das denn, um Himmels willen?«
»Es gibt reichlich Leute, die Wohnungen suchen«, antwortete Holmes. Rebus hörte nicht zu. Als das
Auto hielt, war er bereits draußen und ging rasch auf den Container zu, der schon reichlich mit
Müll aus dem Haus gefüllt war. Von drinnen war lautes Hämmern zu hören.
Hinten im Lieferwagen saß ein Arbeiter und nippte an einem Plastikbecher, in der anderen Hand
hielt er eine Thermosflasche.
»Wer ist hier verantwortlich?«, wollte Rebus wissen.
Der Arbeiter pustete in seinen Becher und trank erst einen weiteren Schluck, bevor er antwortete.
»Ich, nehm ich an.« Sein Blick war misstrauisch. Er konnte Autorität eine Meile gegen den Wind
riechen.
»Diese Teepause steht mir zu.«
»Kein Problem. Was geht hier vor?«
»Wer will das wissen?«
»Die Kriminalpolizei.«
Er starrte Rebus durchdringend an, der noch durchdringender zurückstarrte, und wusste sofort, wie
er sich zu verhalten hatte. »Man hat uns gesagt, wir sollen hier renovieren. Das Haus bewohnbar
machen.«
»In wessen Auftrag?«
»Das weiß ich nicht. Von irgendwem. Wir schnappen uns einfach den Auftragswisch und tun unsere
Arbeit.«
»Na schön.« Rebus hatte dem Mann bereits den Rücken gekehrt und ging auf die Haustür zu. Holmes
folgte ihm, nachdem er dem Vorarbeiter entschuldigend zugelächelt hatte. Im Wohnzimmer tünchten
zwei Arbeiter in Overalls und mit dicken roten Gummihandschuhen die Wände. Charlies Pentagramm
war bereits überstrichen. Durch die trocknende Farbschicht hindurch waren die Umrisse gerade noch
zu erkennen. Die Männer sahen sich zu Rebus um, dann drehten sie sich wieder zur Wand.
»Beim nächsten Anstrich ist das ganz weg«, sagte einer von ihnen.
»Keine Sorge.«
Rebus starrte den Mann an, dann marschierte er an Holmes vorbei aus dem Zimmer. Er stieg die
Treppe hinauf und steuerte auf Ronnies Zimmer zu. Dort packte ein weiterer Arbeiter, viel jünger
als die beiden unten, Ronnies wenige Habseligkeiten in einen großen schwarzen Plastiksack. Als
Rebus das Zimmer betrat, erwischte er den jungen Mann dabei, wie er gerade eins der Taschenbücher
vorne in seinen Overall schob. Der Junge erstarrte.
Rebus zeigte auf das Buch.
»Es gibt einen Angehörigen, mein Junge. Tu das in den Sack zu den anderen Sachen.«
Etwas in Rebus' Tonfall veranlasste den Teenager zu gehorchen.
»Sonst noch was Interessantes gefunden?«, fragte Rebus und bewegte sich, die Hände in den
Taschen, auf den jungen Mann zu.
»Nichts«, sagte der Junge schuldbewusst.
»Insbesondere«, fuhr Rebus fort, als hätte der Teenager nichts gesagt, »Fotos. Vielleicht nur
einige wenige, vielleicht ein ganzer Stapel. Hmm?«
»Nein. Absolut nicht.«
»Bist du

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