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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Kaffee. Und dann sollten wir uns die Fotos
mal genauer ansehen, meinen Sie nicht?«
»Ja«, sagte Rebus und richtete sich auf. »Gute Idee.« Er steuerte auf die Tür zu. »Ich geh mich
jetzt duschen.« Er drehte sich um und lächelte Holmes zu. »Ich muss ja zum Himmel stinken.«
»Ein sehr ländlicher Geruch, Sir«, sagte Holmes und lächelte ebenfalls.
Beide lachten über die Anspielung auf Farmer Watson. Dann ging Rebus duschen, und Holmes kochte
Kaffee, neidisch auf die Geräusche aus dem Badezimmer. Er sah sich noch einmal die Fotos an.
Ziemlich gründlich diesmal, in der Hoffnung, etwas zu finden, womit er Rebus beeindrucken konnte,
um ihn ein wenig aufzuheitern.
Die Boxer waren jung und vom Ring aus fotografiert worden oder jedenfalls aus nächster Nähe. Doch
der Fotograf ­ Ronnie McGrath vermutlich ­ hatte keinen Blitz benutzt, sondern sich einzig auf
die Lampen über dem verräucherten Ring verlassen. Deshalb waren weder die Boxer noch die
Zuschauer klar zu erkennen. Ihre Gesichter waren grobkörnig, die Umrisse der Kämpfer durch die
Bewegung verschwommen. Warum hatte der Fotograf keinen Blitz benutzt?
Auf einem Foto war die rechte Seite schwarz, als wäre etwas vor die Linse geraten. Was? Ein
vorbeigehender Zuschauer? Die Jacke von irgendwem?
Plötzlich war es Holmes sonnenklar. Die Jacke des Fotografen war vor die Linse geraten,
und das deshalb, weil die Fotos heimlich aufgenommen worden waren, unter einer Jacke verborgen.
Das würde auch die schlechte Qualität der Fotos erklären und die oft schiefe Perspektive. Also musste es einen Grund für die Existenz der Fotos geben, und sie waren tatsächlich der
Anhaltspunkt, nach dem Rebus gesucht hatte. Jetzt mussten sie diesen Anhaltspunkt nur noch
entschlüsseln.
Das Rauschen der Dusche wurde leiser und hörte dann ganz auf.
Wenige Sekunden später kam Rebus nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad. Er hielt es in der
Taille fest, während er ins Schlafzimmer ging, um sich anzuziehen. Er stand gerade auf einem Bein
und wollte in eine Hose schlüpfen, als Holmes hereinplatzte. Triumphierend schwenkte er die
Fotos.
»Ich glaub, ich hab's!«, rief er. Rebus blickte erstaunt auf und zog die Hose an.
»Ja«, sagte er. »Ich glaub, mir ist es jetzt auch klar. Ich hatte gerade unter der Dusche eine
Eingebung.«
»Ach.«
»Also, holen Sie den Kaffee«, sagte Rebus. »Wir setzen uns ins Wohnzimmer und dann sehen wir mal,
ob wir die gleiche Idee hatten. Okay?«
»Ja«, sagte Holmes und fragte sich wieder mal, warum er ausgerechnet zur Polizei gegangen war, wo
es doch so viele weitaus befriedigendere Berufe gab.

Als er mit zwei Bechern Kaffee ins Wohnzimmer kam, ging Rebus gerade auf und ab, das Telefon
zwischen Ohr und Schulter geklemmt.
»In Ordnung«, sagte er. »Ich warte. Nein, nein. Ich möchte nicht zurückrufen. Ich hab gesagt, ich warte. Danke.«
Er nahm den Kaffee von Holmes entgegen und verdrehte die Augen, um seine Fassungslosigkeit über
die Dummheit der Person am anderen Ende der Leitung zu bekunden.
»Wer ist das?«, fragte Holmes nur mit Mundbewegungen.
»Die Stadtverwaltung«, sagte Rebus laut. »Andrew hat mir einen Namen und eine Durchwahl
gegeben.«
»Wer ist Andrew?«
»Andrew MacBeth, der Vorarbeiter. Ich will rauskriegen, wer den Auftrag für die
Renovierungsarbeiten in dem Haus erteilt hat. Merkwürdiger Zufall, finden Sie nicht? Dass die
genau dann anfangen zu renovieren, wenn wir uns da ein bisschen umsehen wollen.« Er sprach wieder
ins Telefon. »Ja? Das ist richtig. Ach, ich verstehe.« Er sah Holmes an, doch sein Blick verriet
nichts. »Wie kann denn so was passieren?« Er hörte erneut zu. »Ja, ich verstehe. O ja, ganz Ihrer
Meinung, es scheint nur ein bisschen merkwürdig. Aber diese Dinge kommen halt vor. Die liebe
Computerisierung. Trotzdem danke für Ihre Hilfe.«
Mit einem Knopfdruck unterbrach er die Verbindung. »Sie haben vermutlich das Wesentliche
mitgekriegt.«
»Sie haben keinen Beleg, wer die Renovierungsarbeiten in Auftrag gegeben hat?«
»So in etwa, Brian. Es sind schon alle Unterlagen da, es fehlt nur so eine Kleinigkeit wie die
Unterschrift. Sie können das nicht verstehen.«
»Nichts Handschriftliches, aus dem man was entnehmen könnte?«
»Der Auftragszettel, den Andrew mir gezeigt hat, war getippt.«
»Also, was meinen Sie?«
»Dass Mr. Hyde anscheinend überall Freunde hat. Auf jeden Fall bei der Stadt, aber vermutlich
auch bei der Polizei. Ganz zu schweigen von diversen

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