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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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seinem Bett,
Nell Stapletons übel zugerichtetes Gesicht, Ronnie McGraths zerschundener Körper, den alten
Vanderhyde mit seinen blicklosen Augen, die Angst in den Augen von Calum McCallum, Tracy mit
ihren kleinen Fäusten...
Wie ich der Erste unter den Sündern bin, bin ich auch der Erste unter den Leidenden.
Carew hatte diese Zeile irgendwo geklaut... aber von wo? Wen interessiert das denn schon, John?
Es könnte nur ein weiterer verdammter Strang in dieser Geschichte sein, und davon gab es bereits
viel zu viele, die zu einem undurchdringlichen Wirrwarr verknüpft waren. Sieh zu, dass du nach
Hause kommst, schlaf, vergiss.
Eines war jedenfalls sicher: er würde wüste Träume haben.
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SAMSTAG
    Wenn Sie es aber vorziehen sollten, eine andere Wahl zu treffen, dann werden Ihnen in diesem
Zimmer und im nämlichen Augenblick ein neues Wissensgebiet und neue Wege zu Ruhm und Macht
eröffnet werden.

Doch dann träumte er überhaupt nicht. Und als er aufwachte, war Wochenende, die Sonne schien und
sein Telefon klingelte.
»Hallo?«
»John? Hier ist Gill.«
»Oh, hallo Gill. Wie geht's dir?«
»Mir geht's gut. Und dir?«
»Hervorragend.« Das war nicht gelogen. Er hatte so gut geschlafen wie seit Wochen nicht mehr und
war kein bisschen verkatert.
»Tut mir Leid, dass ich so früh anrufe. Irgendwelche Fortschritte mit der
Verleumdungssache?«
»Welche Verleumdungssache?«
»Die Sachen, die dieser Junge über dich erzählt.«
»Ach das. Nein, ich hab noch nichts weiter gehört.« Er dachte an Mittagessen, an ein Picknick,
eine Fahrt aufs Land. »Bist du in Edinburgh?«, fragte er.
»Nein. In Fife.«
»In Fife? Was machst du denn da?«
»Calum ist hier, das weißt du doch.«
»Natürlich weiß ich das, aber ich dachte, du wolltest erst mal nichts mit ihm zu tun
haben.«
»Er wollte mich sehen. Deshalb rufe ich im Übrigen an.«
»Ach?« Rebus runzelte neugierig die Stirn.
»Calum will mit dir reden.«
»Mit mir? Warum?«
»Das wird er dir vermutlich selber sagen. Er hat mich nur gebeten, es dir auszurichten.«
Rebus dachte einen Augenblick nach. »Möchtest du denn, dass ich mit ihm rede?«
»Ist mir eigentlich ziemlich egal. Ich hab ihm gesagt, ich würde die Nachricht weitergeben. Und
dass das der letzte Gefallen wäre, den er von mir erwarten könnte.« Ihre Stimme war kühl und
glatt wie ein Schieferdach im Regen. Rebus spürte, wie er selbst dieses Dach herunterrutschte,
wie er sie zufrieden stellen wollte, ihr helfen wollte.
»Ach ja«, fügte sie hinzu, »er hat mir gesagt, wenn du dich skeptisch anhören solltest, soll ich
dir sagen, es hätte mit Hyde's zu tun.«
»Hydes?« Rebus richtete sich ruckartig auf.
»H-y-d-e Apostroph s.«
»Hyde's was?«
Sie lachte. »Ich weiß es nicht, John. Aber es klingt so, als ob es dir irgendwas sagen
sollte.«
»Das tut es, Gill. Bist du in Dunfermline?«
»Ich rufe vom Diensthabenden aus an.«
»Okay, ich bin in einer Stunde da.«
»In Ordnung, John.« Sie klang ganz gelassen. »Bis dann.«
Er unterbrach die Verbindung, zog seine Jacke an und verließ die Wohnung. Bis Tollcross herrschte
viel Verkehr, ebenso auf der Lothian Road und bei dem Schlenker über die Princes Street zur
Queensferry Road. Seit der Privatisierung der öffentlichen Verkehrsmittel war der Busverkehr in
der Innenstadt ein einziges Trauerspiel: Doppeldecker, einstöckige Busse und sogar Minibusse ­
alle wetteiferten um Kunden.
Eingekeilt zwischen zwei dunkelroten LRT-Bussen und zwei grünen einstöckigen Bussen, verlor Rebus
auch noch das letzte bisschen Geduld. Er drückte mit einer Hand die Hupe, scherte aus und raste
an dem ganzen Stau vorbei. Ein Motorradkurier, der sich zwischen zwei Fahrzeugschlangen
durchquetschte, musste heftig ausweichen, um einen Unfall zu vermeiden, und stieß gegen einen
Saab. Rebus wusste, er hätte anhalten sollen. Aber er fuhr einfach weiter.
Wenn er doch nur eins von diesen Blaulichtern mit Magnetfuß gehabt hätte, wie sie die Leute von
den Sondereinheiten auf ihr Autodach setzten, wenn sie zu spät zum Essen oder zu einer
Verabredung kommen würden. Aber er hatte nur seine Scheinwerfer ­ Fernlicht eingeschaltet ­ und
die Hupe. Als er den Stau hinter sich hatte, nahm er die Hand von der Hupe, schaltete das Licht
aus und ordnete sich wieder in den fließenden Verkehr auf der allmählich breiter werdenden Straße
ein.
Trotz einer Verzögerung am gefürchteten Barnton-Kreisverkehr war er recht schnell an der Forth
Road Bridge, bezahlte die

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