Dauergeil

an. Ihr Blickwinkel war verändert und sie war nun endlich bereit für die neue Welt! Plötzlich sah sie nur noch Männer um sich herum, bei denen sie sich vorstellte, wie sie wohl im Bett sein mochten. Saß Laura beim Zahnarzt, stellte sie sich sogar vor, wie er ihr eine schöne Stunde bereiten könnte, indem er seinen Fleischbohrer bei ihr ansetzte. Laura wurde ein wenig feucht bei dem Gedanken, ließ sich aber nichts anmerken. Wenn sie bei ihrer Bank war oder Behördengänge zu erledigen hatte, beobachtete sie die Leute, überlegte sich, wer von ihnen noch solche Gedanken haben könnte und wer wohl zu ihr passen könnte. Aber all das reichte nicht mehr. Intensive Fantasiewelten konnte sie ausleben, ihre Wünsche und Befriedigungen in ihrer Gedankenwelt formen, aber es fehlte der reale Bezugspunkt. Ein Mann war es, der Laura fehlte. Ein richtiger, lebendiger Mann, mit dem sie all das ausleben konnte, womit sie sich in ihrer blühenden Fantasie befasste.
    Dann kam wieder die Frage nach dem Wo auf. Nachdem sie einige Portale durchforstet hatte und immer nur auf Seiten stieß, bei denen sie teuer bezahlen sollte, änderte sie das Suchwort in „Partnervermittlung kostenlos“ und wurde fündig. Sie meldete sich auch dort unter dem Namen
Hoheit
an. Sie wollte nicht damit anfangen, sich in jedem Chat mit einem anderen Namen anzumelden. Mit der Zeit könnte das umständlich werden. Sie sah sich alles an und bei den Männern, die ihr vorgeschlagen wurden und die ihr gefielen, konnte sie eine Kontaktpost senden. Es gab einen Chatroom, in dem sofort Nachrichten ausgetauscht werden konnten. Ein Mann mittleren Alters hatte bemerkt, dass Laura online war und schob sein Profilbild auf ihre Seite.
    „Guten Tag, Lust auf eine Unterhaltung?“
    Oh ja, das war genau das, was sich Laura erhofft hatte. Und schon begann eine interessante Korrespondenz, von der sie von Anfang an begeistert war. Wie einfach doch alles war.
    Womanizer
nannte sich der erste Mann, mit dem Laura im Chat war und im Begriff, sich mit ihm zu unterhalten.
    „Hast du auch so Frühlingsgefühle bei dem schönen Wetter?“
    „Ja.“
    „Bin dauergeil.“ Womanizer setzte einen lächelnden Smiley hinter seinen Satz.
    „Bist du öfter hier?“, fragte sie.
    „Nein, nicht so oft, ich mag es lieber real.“
    „Ich müsste erst wieder Sex üben, habe schon so lange nicht mehr“, gab Laura zu.
    „Echt? Wie lange?“
    „Paar Jahre.“
    „Ohne Sex?“
    „Ja.“
    „Du lieber Gott, da sollte man was dran ändern!“
    „Ja schon, aber ich weiß gar nicht, was ich machen soll.“ Laura hängte einen ratlosen Smiley an.
    „Baby, ich zeig dir, wie es geht.“
    „Du machst mich schon an, muss ich zugeben“, meinte Laura und wurde nervös. Zum ersten Mal saß am anderen Ende ein richtiger, lebender, real schreibender Mann, der auch noch in ihrer Nähe wohnte. Julian hatte zu weit weg gewohnt. Im Chat brauchte sie auch nicht zu warten, bis ihr Gegenüber eine Mitteilung las und sie per Mail beantwortete, wie es bei Julian der Fall war, hier konnte sie sofort und ohne Wartezeiten live mit jemanden sprechen, sich sogar verabreden, wenn sie sich mit ihm verstand. Die Reden, die hier in unverblümter Weise geführt wurden, waren natürliche Reaktionen und sofortige Antworten. So überraschte es nicht, als Womanizer die Initiative ergriff und Laura direkt fragte, als könne er es nicht mehr abwarten.
    „Ich möchte dich treffen.“
    Laura ging darauf ein. Schließlich hatte sie lange genug gewartet und geplant, einen Mann im Internet kennenzulernen, mit dem sie ihre Fantasien ausleben konnte. So ergriff sie die Gelegenheit, denn wie so oft in ihrem Leben hatte sie den Eindruck, dass die erste Wahl die Beste sei. Laura ließ sich anstecken und wurde ebenfalls ungeduldig. Die Spannung stieg ins Unermessliche, wie dieser Mann wohl sein würde?
    „Wie wär`s mit dem Highwayhotel im nächsten Ort?“, fragte Womenizer.
    „Wo ist unser genauer Treffpunkt?“
    „Kennst du die Kreuzung am großen Stadttor?“
    „Ja.“
    „Dahinter ist ein Parkplatz, da werde ich auf dich warten.“
    Laura war gespannt, wie Womanizer wohl aussah, denn sie hatte kein deutliches Bild von ihm. Ob man sich mit ihm im realen Leben auch so gut unterhalten konnte, wie bei einem Cybersex-Chat? Eigentlich hätte Laura doch gerne erst einmal nur ein Frühstück mit ihm gehabt, damit sie ihn kennen lernen konnte, aber es war nun mal so spontan aus der Situation heraus entstanden, dass er ein