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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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erweckt wurde, indem ihr Schöpfer ihr das Symbol
aleph
in die Stirn ritzte. Aleph war der erste Buchstabe eines alten menschlichen Alphabets, und der erste Buchstabe des hebräischen Worts für Wahrheit, Aleph war der Anfang. Als er sah, wie Karou aufstand, strahlend, mit ihren lapislazulifarbenen Haaren und einem orangeroten Kleid, eine Kette aus Silberperlen um den Hals und einem Ausdruck von Freude, Erleichterung und … Liebe … auf ihrem schönen Gesicht, da wusste Akiva, dass sie sein Aleph war, seine Wahrheit und sein Anfang. Seine Seele.
    Seine Flügelgelenke schmerzten, so stark war sein Wunsch, sie zu bewegen, nur einmal, damit sie ihn zu Karou trugen, aber stattdessen setzte er einen Fuß vor den anderen, schwer und tiefbetrübt. Seine Arme fühlten sich an, als wären sie mit Eisenbändern gefesselt, damit er sie nicht nach ihr ausstrecken konnte. Wie das Strahlen in ihr erlosch, als er ihr so kühl entgegenschritt, das Zögern und die Hoffnung in ihrer Stimme – das brachte ihn um, quälend und langsam. Aber es war besser so. Wenn er nachgab und tat, was er sich wünschte, würde sie ihn nur noch mehr hassen, sobald sie wusste, was er wirklich war. Deshalb blieb er distanziert, so weh es ihm auch tat, und bereitete sich auf den Augenblick vor, der kommen musste.
    »Den Wunschknochen zerbrechen?«, fragte Karou jetzt und sah den Knochen überrascht an. »Brimstone hat nie …«
    »Er hat ihm nicht gehört«, fiel Akiva ihr ins Wort. »Nie. Er hat ihn nur aufbewahrt. Für dich.«
    Akiva hatte es nicht geschafft, den Wunschknochen ins Meer zu werfen. Allein, dass er es in Erwägung gezogen hatte, machte ihn krank, denn es war nur ein weiterer Beweis dafür, dass er Karou nicht verdient hatte, dass er ihrer nicht wert war. Sie hatte ein Recht darauf, alles zu erfahren, so leidvoll und brutal es auch sein mochte, und wenn seine Annahme hinsichtlich des Wunschknochens richtig war, dann würde es sehr bald so weit sein.
    Sie schien etwas von der Bedeutung des Augenblicks zu spüren. »Akiva«, flüsterte sie. »Was ist los?«
    Und als sie ihn mit ihren vogelschwarzen Augen ansah, ängstlich und flehend, musste er sich wieder abwenden, so mächtig war die Sehnsucht, die ihn durchströmte. Sie in diesem Moment nicht zu berühren war mit das Schwierigste, was er jemals getan hatte.
    ***
    Womöglich wären sie noch eine Weile auf diese schreckliche, falsche Art miteinander umgegangen, hätte Karou vorhin nicht für diesen kurzen Augenblick Akivas Sehnsucht gesehen und gefühlt, die sich tief im Innern mit der ihren vereinigte. Und als er sich nun abwandte, durchfuhr sie plötzlich ein Ruck, als wäre ein Seil gerissen. Alle Dämme brachen, alle Hemmungen waren verschwunden, und sie hielt es einfach nicht mehr aus. Sie streckte ihre Hand – mitsamt ihrem handschuhbedeckten Hamsa – nach ihm aus, ergriff seinen Arm und zwang ihn, zärtlich, aber bestimmt, sich zu ihr umzudrehen. Dann trat sie dicht vor ihn, legte den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen schauen zu können, und nahm auch noch seinen anderen Arm.
    »Akiva«, murmelte sie, und nun klang ihre Stimme nicht mehr ängstlich, sondern leise, leidenschaftlich und süß. »Was ist los?« Langsam wanderten ihre Hände nach oben, über die harten Muskeln seiner Arme und Schultern hinauf zu seiner Kehle, seinem rau-weichen Kinn, und dann waren ihre Finger auf seinen Lippen, die im Vergleich dazu so unglaublich weich waren. Sie spürte, dass sie zitterten. »Akiva«, wiederholte sie. »Akiva.
Akiva.
« Und es schien zu bedeuten:
Hör auf damit, hör endlich auf, dich so zu verstellen.
    Und mit einem kurzen Schauder tat er es, ließ die Maske fallen und senkte den Kopf, so dass seine Stirn auf ihren sonnenwarmen Haaren zu ruhen kam. Wie von selbst legten sich seine Arme um sie, zogen sie an sich, und Karou und Akiva waren wie zwei Streichhölzer, die sich aneinander entzündeten. Mit einem tiefen Seufzen entspannte sie sich und schmiegte sich an ihn, es war, als käme sie nach Hause. Sie spürte die raue Haut seiner unrasierten Kehle an ihrer Wange, und er berührte mit seiner eigenen behutsam ihre wasserweichen Haare. So standen sie eine lange Zeit, ganz still, obgleich ihre Herzen pochten, ihre Nerven kribbelten und die Schmetterlinge in ihnen eine wilde, übermütige Melodie anstimmten.
    Der Wunschknochen war zwischen ihnen gefangen, klein, aber scharf.

Schmerz und Salz und Allheit
    »Hier drin«, sagte Karou und zeigte Akiva eine himmelblaue Tür

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