Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
Vom Netzwerk:
in einer staubigen Mauer. Sie hielten sich an den Händen, die Finger ineinander verschränkt, denn sie brachten es nicht fertig, sich
nicht
zu berühren, und während sie durch die Altstadt geschlendert waren, hatte Karou sich gefühlt, als würde sie schweben. Sie hätten sich beeilen können, aber stattdessen hatten sie sich treiben lassen, waren stehen geblieben, um einem Teppichweber zuzuschauen, Welpen in einem Korb zu bewundern, mit den Fingerspitzen die Klingen kunstvoller Dolche zu erproben – alles, nur keine Hetze.
    Aber so langsam sie auch gingen, sie erreichten trotzdem ihr Ziel. Akiva folgte Karou einen dunklen Gang hinunter, der sie schließlich ins Licht eines Innenhofs entließ, eine verborgene Welt, nur dem Himmel offen. Dattelpalmen säumten den Rand des Hofes, und er war mit Zelij-Fliesen ausgelegt, in der Mitte plätscherte ein Brunnen. Um das erste Stockwerk verlief ein Balkon, und Karous Zimmer lag oben an einer Wendeltreppe. Der Raum war größer als ihre Wohnung in Prag, mit einer hohen, holzverkleideten Decke. Die Wände waren aus zinnoberrotem marokkanischen Kalkputz von einem tiefen, erdigen Glanz, und in der Berberdecke auf dem Bett war mit Schriftsymbolen ein geheimnisvoller Segen eingewoben.
    Akiva schloss die Tür und ließ widerwillig Karous Hand los, denn nun war der Augenblick gekommen, den sie so lange wie möglich hinausgeschoben und zu verhindern versucht hatten – das Zerbrechen des Wunschknochens.
    Es war so weit.
     
    Akiva ging zum Fenster und schaute hinaus. Dann fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, eine Geste, die ihr bereits vertraut zu werden begann, und wandte sich ihr wieder zu. »Bist du bereit, Karou?«
    Nein.
    Plötzlich war es da, dieses
Nein
. Sie war nicht bereit. Panik, wie ein Chaos wild schlagender Flügel in ihrer Brust. »Wir können ruhig noch ein bisschen warten«, sagte sie mit künstlicher Munterkeit. »Vor Einbruch der Dunkelheit wollen wir doch sowieso nicht fliegen.« Ihr Plan war, Razgut bei Sonnenuntergang abzuholen und mit ihm im Schutz der Nacht zu dem Portal zu fliegen – wo immer es sein mochte.
    Zögernd trat Akiva ein Stück auf sie zu und blieb gerade außerhalb ihrer Reichweite stehen. »Ja, wir könnten warten«, stimmte er zu. Anscheinend fand er die Idee verlockend. Doch dann fügte er ganz leise hinzu: »Aber dadurch wird es nicht leichter werden.«
    »Du würdest es mir doch sagen, wenn es etwas Schreckliches wäre, oder?«
    Er kam ein kleines Stück näher, strich Karou zärtlich übers Haar, und sie gab sich der Berührung hin, wohlig wie eine Katze. »Du brauchst keine Angst zu haben, Karou«, sagte er. »Dich erwartet nichts Schreckliches, das wäre gar nicht möglich. Es geht doch um
dich
 – und du bist schön, kein bisschen schrecklich.«
    Ein schüchternes Lächeln spielte um ihre Lippen. Dann holte sie tief Luft. »Na gut«, sagte sie entschlossen. »Soll ich, äh – soll ich mich setzen?«
    »Wenn du möchtest.«
    Sie ging zum Bett und setzte sich im Schneidersitz mitten darauf, so dass ihre Beine den Saum des orangeroten Kleids, das sie im Gedanken an Akiva im Souk gekauft hatte, nach unten zogen. Für die Reise und was immer danach kommen mochte, hatte sie sich etwas Praktischeres gekauft und, zusammen mit ein paar Dingen des täglichen Bedarfs, griffbereit in ihre neue Tasche gepackt. In Prag hatte sie keine Zeit für solche Vorbereitungen gehabt, denn sie hatte die Stadt viel zu überstürzt verlassen. Sie war froh, dass Akiva ihre Messer mitgebracht hatte – das heißt, sie war froh, sie bei sich zu haben, hatte aber Angst davor, sie wirklich zu brauchen.
    Er saß ihr gegenüber, die langen Beine entspannt, die Schultern leicht nach vorn gebeugt, was noch betonte, wie breit sie waren.
    In diesem Moment hatte Karou wieder eine Vision, und vor ihrem inneren Auge blitzte etwas auf, als hätte die Oberfläche der Zeit einen Riss, durch den sie in Akivas Innerstes blicken konnte. Er saß genauso da, die Schultern schwer und locker wie jetzt, aber … sie waren nackt, auch sein Brustkorb war unbedeckt, gelbbraune Muskeln, knotiges Narbengewebe auf der rechten Schulter. Auf seinem Gesicht wieder das Lächeln, so schmerzhaft schön. Einen Augenblick später war das Bild wieder verschwunden.
    Karou blinzelte, legte den Kopf schräg und murmelte: »Oh.«
    »Was?«, fragte Akiva.
    »Manchmal glaube ich, dass ich dich sehe, in einer anderen Zeit oder so … ich weiß auch nicht.« Sie schüttelte den Kopf und

Weitere Kostenlose Bücher