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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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»Du bist in Gefahr. Wenn du weiterleben möchtest, dann verlass mich.«
    »Ich habe einen weiten Weg zurückgelegt, um dich zu finden …«
    »Ich bin bereits vergeben«, platzte sie heraus und hasste die Worte, noch ehe sie ihr über die Lippen kamen.
    Er stutzte. »Vergeben? Meinst du, du bist verlobt?«
    Man hat einen Anspruch auf mich geltend gemacht, dachte sie, antwortete aber: »So gut wie. Geh jetzt. Wenn Thiago dich sieht …«
    »Thiago?«
, fiel er ihr ins Wort und wich beim Klang des Namens unwillkürlich zurück. »Du bist mit
dem Wolf
verlobt?«
    Und in dem Augenblick, als er die Worte sprach – mit
dem Wolf
 –, wurde Madrigal von hinten an der Taille gepackt, und sie schnappte unwillkürlich nach Luft.
    Im Bruchteil einer Sekunde sah sie voraus, was passieren würde. Thiago würde den Engel entdecken, und er würde ihn nicht sofort töten, sondern ein Spektakel daraus machen. Ein Spion der Seraphim auf dem Ball des Kriegsherrn – so etwas hatte es noch nie gegeben! Er würde gefoltert werden, bis er sich wünschte, nie geboren worden zu sein. Die Bilder schossen ihr blitzartig in den Kopf, und Grauen stieg ihr in die Kehle wie bittere Galle. Als sie dicht an ihrem Ohr ein
Kichern
hörte, wurde ihr vor Erleichterung ganz flau.
    Es war nicht Thiago, sondern Chiro. »Da bist du ja«, rief ihre Schwester. »Wir haben dich im Gedränge verloren!«
    In Madrigals Ohren dröhnte das Blut. Chiro blickte zwischen ihr und dem Fremden hin und her. Auf einmal kam es Madrigal vor, als wäre die Hitze, die er ausstrahlte, wie ein Signalfeuer. »Hallo«, begrüßte Chiro ihn und beäugte neugierig die Pferdemaske, durch die Madrigal noch immer das orangerote Feuer seiner Tigeraugen sehen konnte.
    Von neuem traf sie wie ein Schlag die Erkenntnis, dass er sich
ihretwegen
unter dieser fadenscheinigen Verkleidung mitten ins Lager des Feindes gewagt hatte, und sie spürte eine seltsame Enge in der Brust. Seit zwei Jahren dachte sie an Bullfinch wie an eine vorübergehende Tollheit, obgleich sich der Wunsch, dass der Seraph weiterlebte, damals gar nicht verrückt angefühlt hatte – und jetzt auch nicht. Sie wünschte es sich wirklich. Schließlich nahm sie sich zusammen und wandte sich Chiro zu. Nwella war dicht hinter ihr.
    »Ihr seid mir ja gute Freundinnen«, schimpfte sie die beiden. »Mich so anzuziehen und dann auf der Serpentine allein zu lassen. Ich hätte zerfleischt werden können.«
    »Wir dachten, du wärst hinter uns«, erwiderte Nwella, atemlos vom Tanzen.
    »Das war ich auch«, sagte Madrigal. »
Sehr weit
hinter euch.« Ohne das geringste Zögern hatte sie dem Engel den Rücken zugewandt und begann nun, ihre Freundinnen ganz nebenbei von ihm wegzuführen, den Strom der Menge nutzend, um Distanz zwischen ihnen zu schaffen.
    »Wer war das denn?«, fragte Chiro.
    »Wen meinst du?«, antwortete Madrigal mit einer Gegenfrage.
    »Der in der Pferdemaske, der mit dir getanzt hat.«
    »Ich hab mit niemandem getanzt. Vielleicht habt ihr es ja nicht gemerkt, aber keiner wollte mit mir tanzen. Ich bin eine Ausgestoßene.«
    »Eine Ausgestoßene«, wiederholte Chiro spöttisch. »Wohl kaum. Eher eine Prinzessin.« Sie warf noch einen skeptischen Blick zurück, und Madrigal hätte zu gern gewusst, was sie sah. Schaute der Engel ihnen nach oder hatte nun doch sein Selbsterhaltungstrieb die Oberhand gewonnen und ihn bewogen zu verschwinden?
    »Hast du Thiago schon gesehen?«, fragte Nwella. »Oder besser – hat er dich schon gesehen?«
    »Nein …«, begann Madrigal, aber in diesem Moment platzte Chiro auch schon heraus: »Da ist er!«, und Madrigal erstarrte.
    Da war er. Thiago.
    Unverkennbar mit dem abgeschlagenen Wolfskopf auf seinem eigenen, dieser grotesken Version einer Maske. Die toten Reißzähne wölbten sich über seine Stirn, die Lefzen wie zu einem Knurren emporgezogen. Seine schneeweißen Haare waren gebürstet und über die Schultern drapiert, seine Weste aus elfenbeinfarbenem Satin – so viel Weiß, Weiß auf Weiß, das sein starkes, schönes Gesicht einrahmte, von der Sonne gebräunt, wodurch die hellen Augen fast geisterhaft strahlten.
    Doch er hatte Madrigal noch nicht entdeckt. Die Menge teilte sich vor ihm, denn selbst der betrunkenste Feiernde erkannte ihn und machte Platz. Der Pöbel schien zu schrumpfen, als er mit seinen Gefolgsleuten vorbeischritt, die allesamt von echter Wolfsgestalt waren und sich auch wie ein Rudel bewegten.
    Plötzlich wurde Madrigal von der Bedeutung des

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