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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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wünschte sich, nie mehr aufstehen und seinem Blick begegnen zu müssen, aber natürlich war das unmöglich.
    »Du siehst sehr schön aus heute Abend«, sagte Thiago, und Madrigal bemerkte, dass sie ihm überhaupt nicht in die Augen sehen musste. Hätte sie keinen Kopf gehabt, wäre Thiago das wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Gierig begaffte er ihren Körper in dem mitternachtsblauen Kleid, und sie musste dem Drang widerstehen, die Arme schützend vor der Brust zu kreuzen.
    »Danke«, sagte sie. Nun wurde von ihr erwartet, dass sie das Kompliment erwiderte, also fügte sie schlicht hinzu: »Ebenfalls.«
    Amüsiert blickte er auf. »
Ich
bin schön?«
    Sie neigte den Kopf. »Wie ein Winterwolf, Euer Exzellenz«, antwortete sie, was ihm zu gefallen schien. Überhaupt machte er einen entspannten Eindruck, fast träge, mit schweren Augenlidern. Offensichtlich war er sich ihrer absolut sicher. Er war nicht auf ein Zeichen von ihr angewiesen, er zweifelte nicht im Geringsten daran, dass sie ihm gehörte. Denn Thiago bekam, was er wollte. Immer.
    Auch heute Abend?
    Eine neue Melodie begann, und Thiago neigte lauschend den Kopf. »Der Emberlin«, stellte er fest. »Gnädigste?« Er streckte den Arm aus, und Madrigal wurde starr wie ein hypnotisiertes Beutetier.
    Würde er glauben, dass die Sache erledigt war und sie seine Werbung angenommen hatte, wenn sie jetzt seinen Arm nahm?
    Doch ihn zurückzuweisen, wäre eine grobe Beleidigung, es würde ihn beschämen, und den Weißen Wolf beschämte man nicht.
    Obwohl er sie nur zum Tanz aufforderte, fühlte es sich wie eine Falle an, und Madrigal stand eine Sekunde zu lang regungslos da. In dieser Sekunde sah sie, wie Thiagos Blick schärfer wurde. Die entspannte Trägheit fiel von ihm ab, und an ihre Stelle trat … sie war nicht sicher, was es war, der Augenblick war zu kurz. Fassungslosigkeit vielleicht, die ihrerseits einer eiskalten Wut gewichen wäre, hätte Nwella nicht mit einem spitzen Aufschrei die Hand auf Madrigals Kreuz gelegt und ihrer Freundin einen kräftigen Schubs gegeben.
    Hilflos taumelte Madrigal einen Schritt nach vorn, so dass sie im engeren Sinn nicht Thiagos Arm nahm, sondern eher mit ihm zusammenstieß. Er hakte sich besitzergreifend bei ihr unter und führte sie zum Tanz.
    Und, so dachten alle, ganz gewiss auch in eine gemeinsame Zukunft.
    Er umfasste ihre Taille, wie der Emberlin es verlangte, denn in diesem Tanz hoben die Männer die Frauen wie Opfergaben zum Himmel. Thiagos Hände umschlossen Madrigals schlanken Körper fast vollkommen, und sie spürte jede einzelne seiner Klauen auf ihrem nackten Rücken.
    Sie tauschten ein paar Bemerkungen aus – wahrscheinlich fragte Madrigal nach dem Befinden des Kriegsherrn, und Thiago gab ihr bereitwillig Auskunft –, aber sie hätte später nicht mehr sagen können, worum es gegangen war. Sie hätte auch eine zwar gezuckerte, aber völlig leere Hülse sein können, so wenig von ihr war wirklich anwesend.
    Was hatte sie getan? Was würde nun geschehen?
    Madrigal konnte sich nicht einreden, dass letztlich Nwella mit ihrem winzigen Schubs schuld an ihrer Lage war. Nein, sie hatte selbst zugelassen, dass man sie so herrichtete, sie war hierhergekommen, sie hatte genau gewusst, was ihr bevorstand. Möglicherweise hatte sie es sich selbst nicht eingestanden, aber natürlich war es so. Dass sie die Auserwählte war, hatte sie mit einer prickelnden Genugtuung erfüllt. Alle beneideten sie. Doch jetzt schämte sie sich, schämte sich, dass sie heute Abend hergekommen war, bereit, die errötende Braut zu spielen und die Werbung eines Mannes anzunehmen, den sie nicht liebte.
    Aber … sie hatte ihm nicht zugesagt, und auf einmal war sie sicher, dass sie es auch nie getan hätte. Etwas hatte sich verändert.
    Nein, gar nichts hatte sich verändert!
Liebe ist ein Element
, also wirklich. Was für ein Risiko der Engel eingegangen war, was für ein Irrsinn, sich einfach so unter die Tanzenden zu mischen! Madrigal war immer noch fassungslos. Aber es änderte nichts.
    Und wo war er jetzt? Jedes Mal, wenn Thiago sie hochhob, blickte sie suchend umher, konnte aber keine Pferde- und auch keine Tigermaske erkennen. Hoffentlich war er weg, hoffentlich hatte er sich in Sicherheit gebracht.
    Doch dann merkte Thiago, der bislang damit zufrieden gewesen war, sie berühren und beim Tanz im Arm halten zu können, dass er nicht Madrigals volle Aufmerksamkeit genoss, und als er sie das nächste Mal hochgehoben hatte, benahm er

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