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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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heutigen Abends eingeholt: Es ging um ihre Zukunft, sie musste sich entscheiden.
    »Er ist einfach überwältigend«, hauchte Nwella und klammerte sich an Madrigal, und Madrigal musste es wohl oder übel zugeben. Aber sie wusste, dass es Brimstone anzurechnen war, der diesen prachtvollen Körper erschaffen hatte, und nicht Thiago, der ihn mit einer Arroganz trug, als wäre er selbstverständlich.
    »Er sucht dich«, sagte Chiro, und Madrigal wusste, dass sie recht hatte. Ohne Eile wanderten die blassen Augen des Generals über die Menge, mit der Zuversicht und dem Selbstvertrauen dessen, der weiß, dass er bekommt, was er will. Dann fiel sein Blick auf sie und durchbohrte sie. So zumindest fühlte es sich an, und voller Angst machte sie einen Schritt zurück.
    »Gehen wir tanzen«, platzte sie zur Verwunderung ihrer Freundinnen heraus.
    »Aber …«, begann Chiro einzuwenden.
    »Hört zu.« Ein neuer Reigen hatte begonnen. »Das ist der Furiant, mein Lieblingstanz.«
    Natürlich war das frei erfunden, aber es musste genügen. Inzwischen bildeten sich zwei Reihen von Tänzern, Männer auf der einen, Frauen auf der anderen Seite, und bevor Chiro und Nwella noch etwas sagen konnten, hatte Madrigal sich fluchtartig der Frauenseite zugewandt. Im Rücken spürte sie Thiagos Blick wie die Berührung seiner Klauen.
    Und sehen mich auch andere Augen?
, fragte sie sich.
    Der Furiant begann mit einer leichtfüßigen Promenade, in die auch Chiro und Nwella sich eilig einreihten. Madrigal vollführte die Schritte anmutig, mit einem Lächeln und ohne Zögern, aber ihre Gedanken waren anderswo. Sie waren davongeflogen, huschten und flitzten mit den Kolibrimotten umher, die zu Tausenden um die Laternen über ihnen schwärmten, und Madrigal fragte sich, mit wild klopfendem Herzen, wo ihr Engel geblieben war.

Liebe ist ein Element
    Beim Tanzen des Furiant überging keiner Madrigals Hand wie vorhin auf der Serpentine – das wäre eine allzu eindeutige Kränkung gewesen –, aber ihre Partner legten eine förmliche Steifheit an den Tag, und manche wagten es kaum, ihre Fingerspitzen zu berühren, wenn sie eigentlich ihre Hand ergreifen sollten.
    Inzwischen war Thiago näher gekommen und beobachtete die Tanzenden. Alle fühlten es, plötzlich war die Ausgelassenheit wie weggeblasen, und die Stimmung wurde zusehends gedrückter. Diese Wirkung hatte Thiago immer, aber heute war es vor allem ihre Schuld, das wusste Madrigal, weil sie vor ihm weggelaufen war und sich hier zu verstecken versuchte, als wäre so etwas möglich.
    Im Grunde spielte sie nur auf Zeit, und wenigstens war der Furiant für diesen Zweck ganz gut geeignet, da er eine halbe Stunde dauerte und ständig die Partner gewechselt wurden. So wirbelte Madrigal von einem zuvorkommenden älteren Soldaten mit einem Nashorn-Horn zu einem Zentauren, dann zu einem Hochmenschen mit einer Drachenmaske, der sie kaum berührte, und jeder Umlauf führte sie an Thiago vorbei, der sie keine Sekunde aus den Augen ließ. Ihr nächster Partner trug eine Tigermaske, und als er ihre Hand nahm … ja, er nahm tatsächlich ihre Hand, umfasste er sie fest mit seinem Handschuh. Die warme Berührung schickte ein Prickeln durch Madrigals Arm, und sie brauchte sich seine Augen gar nicht anzusehen, um zu wissen, wer das war.
    Also war er noch da – und das, obwohl Thiago so dicht bei ihnen stand.
Das ist tollkühn
, dachte sie, fasziniert von seiner Nähe. Als sich ihr Atem und ihr Herzschlag ein wenig beruhigt hatten, sagte sie: »Tiger passt besser zu dir als Pferd, finde ich.«
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint, Gnädigste«, entgegnete er. »Das ist mein wahres Gesicht.«
    »Selbstverständlich.«
    »Denn es wäre töricht, hier zu sein, wenn ich der wäre, für den Ihr mich haltet.«
    »Das ist richtig. Man könnte denken, du hast den Wunsch zu sterben.«
    »Nein«, antwortete er ernst. »Ganz und gar nicht. Eher den Wunsch zu leben. Ein anderes Leben.«
    Ein anderes Leben. Schön wär’s
, dachte Madrigal und bedauerte, wie ihr eigenes Leben, ihre Möglichkeiten – oder der Mangel daran – sie einschränkten. Doch sie behielt ihren leichten Ton bei. »Du möchtest einer von uns sein? Tut mir leid, aber wir nehmen keine Überläufer auf.«
    Er lachte. »Selbst wenn ihr das tätet, würde das nichts nützen. Wir sind alle im gleichen Leben gefangen, oder nicht? Im gleichen Krieg.«
    Ihr Leben lang hatte Madrigal die Seraphim gehasst und nie daran gedacht, dass sie im Grunde das gleiche

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