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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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erstarrte sie.
    Aber es war nicht Thiago. Das Wesen neben ihr trug eine lederne Pferdemaske, die seinen ganzen Kopf bedeckte. Thiago hätte niemals eine Pferdemaske aufgesetzt – oder sonst eine Maske, die sein Gesicht verdeckte. Nein, er trug jedes Jahr beim Ball das Gleiche: Auf seinem eigenen einen echten Wolfskopf ohne Unterkiefer, so dass er eine Art Kopfschmuck bildete, die Augen durch blaue Glasaugen ersetzt, tot und starr.
    Wer also war es? Jemand, der töricht genug war, sie anzufassen? Nun gut. Er war groß, einen Kopf größer als Madrigal, so dass sie, als sie die Hand auf seine Schulter legte, um seine Pferdeschnauze mit dem Schnabel ihrer Vogelmaske zu berühren ihr Gesicht nach oben wenden musste. Ein »Kuss« als Beweis dafür, dass sie noch immer sich selbst gehörte.
    Und als wäre ein Bann gebrochen, war Madrigal plötzlich wieder Teil der Menge, drehte sich im schamlosen Stampfen der Feier mit ihrem fremden tollkühnen Partner. Er führte sie und schützte sie vor den Rempeleien größerer Kreaturen. Sie fühlte seine Kraft – er hätte sie ohne weiteres vor sich hertragen können, ohne dass ihre Füße den Boden berührten. Ganz gegen die Regeln ließ er sie nach ein oder zwei Drehungen auch nicht los, sondern seine behandschuhten Hände hielten sie einfach weiter fest. Und da Madrigal überzeugt war, dass sonst niemand mit ihr tanzen würde, blieb sie bei ihm. Es war ein gutes Gefühl zu tanzen, sie überließ sich dem Fremdling und vergaß für den Augenblick sogar die Sorge wegen ihres Kleids. So dünn und brüchig es wirkte, hielt es sich doch recht gut, und wenn sie herumwirbelte und sich drehte, hob es sich in Wellen um ihre Gazellenhufe, schwerelos und wunderschön.
    Als Teil der brodelnden, lebendigen Flut trieben sie weiter. Nach kurzer Zeit hatte Madrigal ihre Freundinnen aus den Augen verloren, und als die Prozession sich dem Nadelöhr näherte, durch das man am Ende der Serpentine auf den Platz kam, drängten sich die Teilnehmer dicht zusammen, aus dem Tanz wurde eine Art langsames Schunkeln, und so stand Madrigal nun schwer atmend neben ihrem Überraschungspartner. Erhitzt und hinter ihrer Maske lächelnd, blickte sie auf und sagte: »Danke.«
    »Ich danke
Euch
, werte Dame. Die Ehre ist ganz meinerseits.« Seine Stimme klang voll, sein Akzent fremd. Vielleicht kam er aus den östlichen Territorien.
    »Ihr seid mutiger als die anderen«, fuhr sie fort. »Außer Euch hat keiner gewagt, mit mir zu tanzen.«
    »Mutig?« Natürlich blieb seine Maske ausdruckslos, aber er legte den Kopf schräg, und an seinem Ton hörte Madrigal, dass er nicht verstand, was sie meinte. War es möglich, dass er nicht wusste, wer sie war – und wem sie gehörte? »Seid Ihr etwa so bösartig?«, fragte er, und sie lachte.
    »Furchterregend. Das sieht man doch.«
    Wieder diese Neigung des Kopfes.
    »Ihr wisst anscheinend nicht, wer ich bin.« Sie war seltsam enttäuscht, denn sie hatte gedacht, er wäre eine wagemutige Seele, die sich über die landläufige Angst vor Thiago hinwegsetzte, aber offenbar war er sich schlicht des Risikos nicht bewusst.
    Er senkte den Kopf zu ihr herab, und seine Maskenschnauze streifte ihr Ohr. Jetzt, wo er so nah war, spürte sie die Wärme seiner Aura. »Ich weiß, wer du bist«, sagte er leise. »Ich bin deinetwegen gekommen.«
    »Ach wirklich?« Ihr war ein wenig schwindlig, wie von zu viel Graswein, dabei hatte sie kein Schlückchen getrunken. »Dann sagt mir doch, werter Pferdeherr, wer bin ich?«
    »Hm, ja, das ist nicht ganz fair, Vogelfrau. Ihr habt mir Euren Namen nie gesagt.«
    »Seht Ihr? Ihr wisst es nicht. Aber ich will Euch ein Geheimnis verraten.« Sie tippte auf ihren Schnabel und flüsterte lächelnd: »Das ist eine Maske. In Wirklichkeit bin ich gar kein Vogel.«
    In gespielter Überraschung wich er zurück, doch seine Hand löste sich nicht von ihrem Arm. »Kein Vogel? Ich bin getäuscht worden!«
    »Da seht Ihr es – die Dame, die Ihr sucht, ist sicher irgendwo allein in dem Gedränge und wartet auf Euch.« Fast tat es ihr leid, ihn wegzuschicken, aber sie waren gleich auf der Agora, und sie wollte nicht, dass er Thiagos Unmut auf sich zog, nachdem er sie davor gerettet hatte, die ganze Länge der Serpentine alleine tanzen zu müssen. »Los doch«, drängte sie ihn. »Geht und sucht sie.«
    »Aber ich habe sie bereits gefunden«, entgegnete er. »Und ich habe ebenfalls ein Geheimnis.«
    »Schweigt! Lasst mich raten. Ihr seid nicht wirklich ein

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