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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Leben nicht noch schwerer machen – sein »tristes« Leben, wie sie es genannt hatte. Seine »erbarmungslose« Arbeit. Was für eine Arbeit?
    Sie griff sich eins der Skizzenbücher und blätterte ihre Zeichnungen von den Chimären durch, so dass sie wie eine Art Daumenkino vor ihren Augen vorbeizogen. »Was war das für Magie?«, fragte sie Akiva. »Die dunkle Magie.«
    Er antwortete nicht, und sie blickte in der Erwartung auf, dass er wieder eingeschlafen war, aber stattdessen starrte er unverwandt auf die Bilder in ihrem Skizzenbuch. Sie schlug es zu, und sofort richtete sich sein Blick auf sie. Und genau wie vorhin schien er etwas in ihrem Gesicht zu suchen.
    »Was?«, fragte sie beunruhigt.
    »Karou«, sagte er. »Das heißt
Hoffnung

    Sie hob die Augenbrauen, wie um zu sagen:
Na und?
    »Warum hat er dir diesen Namen gegeben?«
    Sie zuckte die Schultern. Es war wirklich frustrierend, wie wenig sie wusste.
    »Warum haben dich deine Eltern Akiva genannt?«, gab sie zurück.
    Bei der Erwähnung seiner Eltern verhärtete sich Akivas Gesicht, die lebhafte Wachsamkeit verschwand, und sein Blick wurde glasig und müde. »Ich habe den Namen nicht von ihnen bekommen«, sagte er. »Man hat mich nach einer Liste benannt. Ein anderer Akiva war getötet worden, also war der Name frei.«
    »Oh.« Karou wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Ihr eigenes seltsames Aufwachsen wirkte im Vergleich dazu behaglich und familiär.
    »Ich wurde als Soldat erzogen«, sagte Akiva mit dumpfer Stimme und schloss wieder die Augen, ganz fest diesmal, als würde hinter seinen Schläfen ein unerträglicher Schmerz pochen. Er schwieg eine ganze Weile, und als er wieder sprach, offenbarte er viel mehr, als sie erwartet hatte.
    »Mit fünf Jahren wurde ich meiner Mutter weggenommen. Ich erinnere mich nicht an ihr Gesicht, nur daran, dass sie nicht protestiert hat, als man mich geholt hat. Das ist meine früheste Erinnerung. Ich war so klein, dass ich von den Soldaten nur die Beine gesehen habe. Es war die Palastwache. Sie trugen Beinschienen aus Silber, in denen ich mein Spiegelbild erkennen konnte, mein verängstigtes Gesicht überall um mich herum. Sie haben mich ins Trainingslager gebracht, wo ich zu einer ganzen Legion von ängstlichen Kindern stieß.« Er schluckte. »Unsere Angst wurde dort hart bestraft, und man brachte uns bei, sie zu verbergen. Und von da an war es mein einziger Lebensinhalt, meine Angst nicht zu zeigen, bis ich sie irgendwann nicht mehr gespürt habe – bis ich gar nichts mehr gespürt habe.«
    Karou konnte nicht anders, als sich ihn als Kind vorzustellen, ängstlich und allein, und großes Mitleid wallte in ihr auf.
    Leise fuhr er fort: »Ich existiere nur für den Krieg – einen Krieg, der vor tausend Jahren mit einem Massaker an meiner Rasse begonnen hat. Babys, alte Leute, niemand wurde verschont. In Astrae, der Hauptstadt des Imperiums, haben sich die Chimären erhoben und die Seraphim abgeschlachtet. Wir sind Feinde, weil die Chimären Monster sind. Mein Leben ist Blut, weil meine Welt vom Krieg beherrscht wird.« Er hielt einen Moment inne, bevor er fortfuhr.
    »Und dann bin ich hergekommen, und die Menschen …« Ein verträumtes Erstaunen schlich sich in seine Stimme. »Die Menschen bewegen sich ungehindert, ohne Waffen, versammeln sich im Freien, sitzen in Parks, lachen, werden alt. Und ich habe ein Mädchen gesehen … ein Mädchen mit schwarzen Augen und Haaren wie Lapislazuli und … einer großen Schwermut. Ihre Schwermut war sehr tief, aber sie konnte sich trotzdem innerhalb eines kurzen Augenblicks in Licht verwandeln, und als ich ihr Lächeln gesehen habe, habe ich mich gefragt, wie es wäre, sie zum Lächeln zu
bringen
. Ich dachte … Ich dachte, das wäre wie die Erfindung des Lächelns. Sie gehörte zum Feind, und obwohl ich sie einfach nur ansehen wollte, habe ich getan, wofür ich ausgebildet worden bin: Ich … ich habe sie verletzt. Und als ich nach Hause gekommen bin, konnte ich nicht aufhören, an dich zu denken, und ich war so dankbar, dass du dich verteidigt hast. Dass du dich nicht von mir hast töten lassen.«
    Dich.
Karou entging nicht, wie er das Pronomen wechselte. Aber seine Worte verschlugen ihr die Sprache – und den Atem.
    »Ich bin zurückgekommen, um dich zu finden. Ich weiß nicht, warum, Karou. Karou. Ich weiß nicht, warum.« Er redete so leise, dass sie ihn kaum hören konnte. »Ich wollte dich nur finden und in der Welt sein, in der du bist …«
    Karou

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