Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Rap versuchte, beim Holzsammeln zu helfen. Als Eimer zum Schneeschmelzen benutzte der Kobold seinen Rucksack und ließ heiße Steine hineinfallen. Obwohl das daraus entstehende Wasser Rap willkommen war, war es das merkwürdigste Gebräu, das er je geschluckt hatte.
    »Ich finde Essen!« kündigte Little Chicken an. Er zeigte spöttisch auf Köter, den er bis zu jenem Augenblick vollständig ignoriert hatte. »Du behältst das da hier?«
    Rap willigte ein; er war froh über die Gesellschaft, als er in dem dunklen, unheimlichen Wald saß, die Schatten der immer näher rückenden Nadelbäume beobachtete, die um das Dreieck aus beleuchtetem Schnee herumtanzten, und versuchte, sich nicht zu fragen, was er tun würde, falls Little Chicken nicht zurückkäme. Köter grub derweil einfach eine Vertiefung und legte sich schlafen.
    Doch Little Chicken kam zurück, und das schon nach erstaunlich kurzer Zeit. Er trug zwei weiße Kaninchen, die er gefangen hatte, und zwar außerhalb der Reichweite von Raps Sehergabe, so daß dieser nicht wußte, daß Little Chicken sie erlegt hatte. Auch auf einem Markt hätte er sie kaum schneller erstehen können.
    Er häutete die Kaninchen fachmännisch ab und war auch noch ein begnadeter Koch, zum Teufel mit ihm!
    Das Lager lag in einer Vertiefung und war halb mit einer Schneewehe gefüllt, und nach dem Essen erkannte Rap, daß das kein Zufall war. Sobald er gegessen hatte, machte sich Little Chicken daran, eine Schneehöhle auszugraben, wobei er wie ein Hund scharrte und erneut empört jede Hilfe ablehnte. Als die Höhle tief genug war, begann er, Zweige von den Bäumen abzubrechen, die durch die bittere Kälte morsch geworden waren. Wieder bot ihm Rap seine Hilfe an, und dieses Mal schrie Little Chicken ihn nicht an. Statt dessen demonstrierte er seine größere Stärke, indem er mit offensichtlicher Leichtigkeit genau die Äste abbrach, derer Rap zuvor nicht hatte habhaft werden können. Rap gab erniedrigt auf und kehrte zitternd zu den Feuern zurück.
    Schließlich war die Höhle zu Little Chickens Befriedigung. ausgepolstert. Er kam wieder heraus und nickte Rap zu.
    »Du zuerst. Ich folge, schließe Tür.«
»Was ist mit Köter? Er würde uns warmhalten.«
    Little Chickens Gesichtsausdruck hätte im Dunkeln unsichtbar bleiben sollen, aber Rap wußte, daß er Köter voller Feindseligkeit begegnete. »Kommt nicht mit.«
    Rap zögerte und sagte dann: »Zu mir doch.«
Nach kurzem Schweigen sagte der Kobold ganz leise: »Zeig’s mir!«
    Rap kroch in die Höhle und rief den Hund ohne Worte herbei. Köter erwachte, trottete hinüber und lugte in das Loch, um zu sehen, was sein Freund wollte. Dann kroch er gehorsam hinein und legte sich neben Rap, wobei er stinkenden Atem in dessen Gesicht blies und mit seinem Schwanz den Schnee aufwirbelte.
    Die Höhle war ein schmaler Tunnel, und es schien unmöglich, daß ein dritter Körper dort Platz finden sollte, doch Little Chicken legte sich auf den Rücken und wand sich zurecht, wobei er mit seinen Füßen Schnee gegen den Eingang schob, bis er zu seiner Zufriedenheit verschlossen war. Das war harte Arbeit, und anschließend lehnte er sich gegen Rap und atmete so schwer wie Köter. Zwischen diesen beiden würde es Rap in der Nacht sicher warm genug haben, vor Wind geschützt und vom Schnee isoliert.
    Es gab kein Licht, und Little Chickens Gesicht war ihm zu nahe, um es genau erkennen zu können, selbst wenn es welches gegeben hätte, doch Rap kannte den nachdenklichen Ausdruck, den es in der Dunkelheit annahm. Er wartete auf die Frage.
    »Wie machst du das?« fragte ein Flüstern nahe an seinem Ohr. »Ich weiß es nicht, Little Chicken. Ich spreche in Gedanken. Es funktioniert auch bei Pferden, doch ganz besonders bei Köter.«
     
    Der Kobold starrte eine Weile blicklos vor sich hin. »Du mich bei Prüfung besiegt?«
     
    Da war es! »Ja. Es waren nicht die Götter. Ich war es.«
    Rap war sich nicht sicher, warum er das preisgab. Er glaubte nicht, daß er prahlte. Vielleicht erleichterte er sein Gewissen. Er spürte, wie sich der große Mund öffnete und Little Chicken seine Hauer zeigte, und einen Augenblick glaubte Rap, er werde sie in seine Kehle hauen.
    Es war ein Lächeln. Little Chicken, dem nicht bewußt war, daß er beobachtet wurde, grinste in die Dunkelheit. »Gut! Stadtjunge gewonnen.« Nach einer Weile lachte er in sich hinein. »Guter Widersacher! Wußte es nicht. Weiß jetzt.«
    Mehr sagte er nicht. Er lag noch immer da und blickte in

Weitere Kostenlose Bücher