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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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das er im Spiegel in Hononins Küche gesehen hatte.
    Und doch stimmte etwas nicht! Heimlich sah er noch einmal hin, und wieder schloß er hastig seine Augen, um einen Anfall von Übelkeit zu unterdrücken. Es war sein Gesicht, aber irgendwie verschwommen – unscharf? Little Chicken kicherte wild über eine neue Gemeinheit, und die Koboldzuschauer brachen erneut in Applaus aus.
    Dann verschwand das Licht gnädig hinter Raps geschlossenen Lidern, das aufgeregte Plappern der Menge erstarb, und er fühlte den eisigen Griff der arktischen Nacht und die kühle Liebkosung des Schnees auf seinem Gesicht. Er entspannte sich und öffnete die Augen.
    Ein Schlag von Little Chicken auf den Rücken warf ihn beinahe zu Boden. »Ich sage Wahrheit!« wieherte Little Chicken. »Ich töte dich! Wir machen gute Vorstellung!«
    »Weder Drachen noch Kalkor?« bemerkte Sagorn bissig. »Ihr seid in der Tat schwer zu töten, junger Mann. Vielleicht ist das alles, was wir an Botschaften bekommen – Ihr werdet die Imps überleben, also warum macht Ihr Euch Sorgen?«
    »Es ist wohl wahrscheinlicher, daß die Botschaft lautet, daß ich schon so gut wie tot bin!« weinte Rap, und er schämte sich, daß seine Stimme so schrill klang. »Oder daß die Imps mir einen besseren Tod verschaffen als alles, war mir noch bevorsteht.«
    »In diesem Fall würde es einfach zeigen, wie die Imps Euch jetzt gleich töten, würde ich sagen«, bemerkte der alte Mann gelassen. Inos legte einen Arm um Rap und führte ihn vom Fenster fort.
    Er könnte vielleicht einen Jotunn oder einen Drachen überleben, dachte Rap, doch einen Kobold würde er nicht überleben wollen. Das Opfer in der letzten Szene war bereits grauenhaft verstümmelt gewesen.
    »War ich das?« flüsterte er und versuchte, sein Zittern in den Griff zu bekommen. »Ich fand, es sah merkwürdig aus – irgendwie verschwommen.« Sagt, daß ich es nicht war! Wen wunderte es, daß Inos’ Urgroßvater wahnsinnig geworden war.
    Sagorn zögerte. »Ja«, murmelte er. »Ich habe es bemerkt. Ich dachte, es sei nur der Rauch, der in meinen Augen biß, aber Euer Freund hier war ziemlich scharf zu sehen… Also haben wir Euch dreimal gesehen. Die beiden ersten Male mehrdeutig, und das dritte Mal war verdächtig unwirklich. Ich wünschte, ich wüßte mehr über diese Dinge! Alles ist so wenig greifbar! Was wir brauchen, ist ein Zauberer, der es uns erklärt.«
    Rumms! Die Tür erzitterte. Die Imps waren da. Nur ein Riegel lag jetzt noch zwischen Rap und ihrer Rache.
     
    Inos umarmte ihn fester. »Aber du wirst mein Meister sein«, sagte sie.
    Das war ein hübscher Gedanke, aber für den Rest seines Lebens würde er wissen, daß es sein Schicksal letztlich sein würde, zum RavenTotem zurückzukehren und sich der liebenden Fürsorge Little Chickens zu ergeben – und er würde dann noch nicht viel älter aussehen als jetzt.
    Er fragte sich, was passieren würde, wenn er Little Chicken zuerst töten würde. Irgendwo hatte er das Schwert liegengelassen, aber jetzt wünschte er sich, er hätte es zur Hand. Wäre es möglich, das Fenster zum Lügner zu stempeln? Hatte Bright Water ihn deshalb gewarnt, dem Kobold nichts zuleide zu tun? Hatte sie vorausgesehen, daß Little Chikken von Rap verletzt werden würde?
    Wieder krachte die Axt gegen die Tür. Nicht mehr lange.
    »Wir könnten sie genausogut hereinlassen, « sagte Rap erschöpft. »Ich schätze, ich stimme dem Fenster zu, daß ein schneller Tod durch Erhängen das beste ist.«
    »Nein!« rief Inos. »Doktor Sagorn, ein Zauberer könnte einen Drachen schlagen, nicht wahr? Und Kalkor? Das soll es bedeuten! Das ist die Botschaft – wir müssen unsere Worte der Macht mit Rap teilen! Er kann es nicht tun, aber wenn wir ihn zu einem Zauberer machen – einem Magier – wird er Euch eines Tages vor dem Drachen retten und als mein Kämpfer Kalkor schlagen! Versteht Ihr das nicht? Nur so kann er die Gefahren überleben, die wir gesehen haben, und zwei davon muß er überleben – ich meine, mindestens zwei natürlich, Rap. Und dieses verschwommene Bild, das Ihr gesehen habt – er hat die Magie auch gegen die Kobolde benutzt!«
    Rap stöhnte. Kein Zauberer! Die Sehergabe war schon schlimm genug. Die Imps wären besser als das.
    »Darad–«, sagte Sagorn und hielt inne. »Ich bin zu alt, um eine Schwächung meiner Macht zu riskieren, Kind. Meine Gesundheit… Ihr müßt Euer Wort auch mit mir teilen.«
    »Ja!« rief Inos. »Ihr und ich, wir teilen unsere Worte, und dann

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