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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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der mich locken soll?«
    »Nein, Rap. Ich glaube wirklich, daß er fast blind ist. Und ich wollte gerade mit dir über meinen Anteil reden… meinen Gewinn… und…« »Und ich habe vielleicht Zeit, zunächst noch ein oder zwei Schläge einzuüben!«
     
    Natürlich war Rap zur Hälfte ein Jotunn. Normalerweise merkte man es nur nicht.
    Jetzt erkannte Ogi es.
Er hätte früher daran denken sollen.
    Die Faust an seiner Kehle schnürte ihm die Luft ab. Seine Knie begannen zu zittern. Er konnte die jotunntypische Wut riechen. Imps kämpften am besten, wenn sie ein paar Leute zur Seite hatten, und Ogi war kein großartiger Schläger. Als er zum ersten Mal in Durthing gewesen war, hatte er sich ein wenig gerauft, aber nur, weil er mußte, und er war kräftig genug, aber normalerweise kroch er nur zu Kreuze. Außerdem machten sich nur wenige Jotnar in Durthing die Mühe, einen Imp anzurempeln.
    »Du und Kani, und wer hat noch damit zu tun?«
    Kräftig oder nicht, Ogi hing jetzt richtig in der Luft. Der Faun hielt ihn mit einer Hand hoch und nahe genug an sein Gesicht, um Ogi mit seinen großen Faunaugen direkt anzustarren, und in ihnen funkelte die ganze Wut eines Jotunn. Ogi hätte diese Möglichkeit wirklich vorher bedenken sollen.
    »Du und Kani und wer noch?«
»Verg«, brachte Ogi unter einigen Schwierigkeiten hervor.
»Dann fange ich also mit dir an – und übe die Sache mit dem Brei.« Ogi murmelte ein stilles Gebet zu jedem Gott, der ihm einfiel.
    Kani stürmte in den Lichtkreis, den das Feuer warf, und war so atemlos, daß er kaum sprechen konnte. Offensichtlich ging ihm mehr durch den Kopf, als der geplante Wettkampf zwischen Rap und Grindrog, denn er schien die augenblickliche Konfrontation gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er japste nach Luft, zeigte zurück über seine Schulter und atmete erneut tief durch.
    »Orka!«
     
    »Was?« Rap gab Ogi frei, der zu Boden fiel und rückwärts taumelte. Als
    Ogi sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte, war Rap in der Dunkelheit verschwunden, und die Geräusche seines Weges durch das Unterholz verstummten allmählich.
    »Rap! Warte! Rap, das ist Selbstmord!« Die Geräusche entfernten sich immer weiter. »Rap, wir haben keine Waffen!« Aber offensichtlich würde sein Rufen den Faun nicht aufhalten.
    Orka?
    Ogi, der jetzt vor weit mehr Angst hatte als nur vor Raps Schlägen, setzte hinter ihm her, und überließ es dem atemlosen Kani, ihm irgendwie zu folgen.
    Falls er es wagte.

4
    In der Oase Tall Cranes gelang Inos das Unmögliche.
Es begann damit, daß Azak ihr zulächelte, als er an ihr vorbeiging.
    Ein Lächeln von Azak war ein furchterregender Anblick. Es setzte große Mengen kupferroten Haares in Bewegung. Seit sie Arakkaran verlassen hatten, war ihm ein Vollbart gewachsen, ein Vollbart im wahrsten Sinne des Wortes. Mit seiner Hakennase und den scharlachroten Djinnaugen, seiner imposanten Größe und der unerschütterlichen Arroganz war Azak kein Mensch, den man leicht übersah.
    Einen Augenblick lang stand Inos da und sah ihm hinterher, wie er in seiner voluminösen Wüstenkleidung auf eine Kamelkoppel zuschritt, eine Hand am Griff seines Krummsäbels. Sie seufzte. Azak ak’Azakar war ein Problem. Jeden Tag machte er ihr mehr und immer heftigere Heiratsanträge, je mehr die Reise ihrem Ende zu ging. Seine Logik war stimmig, und seine Argumente unwiderlegbar. Nur Zauberei würde sie wieder auf den Thron ihrer Vorfahren setzen können, den Thron von Krasnegar. Nur die Wächter durften Zauberei zu politischen Zwecken benutzen, und die Vier würden ihrer Petition viel eher zustimmen, wenn sie einen kompetenten Ehemann an ihrer Seite hatte. Ganz besonders, wenn er stark war und sich bereits als Regent bewiesen hatte. Wie Azak.
    Ein Spiel, das die Götter vorhergesagt hatten.
    Der einzige Schwachpunkt an diesem Plan war, daß sie sich noch nicht bereit fühlte, Azak als Ehemann zu akzeptieren, trotz seiner offensichtlichen Qualifikation in allen Punkten, trotz des Befehls der Götter. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er die Langeweile eines Winters in Krasnegar überstehen würde; und falls die Wächter sich ihrem Anspruch verschlossen, wäre sie gezwungen, sich der Alternative als Sultana von Arakkaran zu stellen. Und das wäre nicht dasselbe. Als er in dem röhrenden Durcheinander der Kamele verschwand, kehrte Inos zu ihrer gegenwärtigen Aufgabe zurück, Kade beim Errichten des Zeltes zu helfen. Kade wartete geduldig und beobachtete ihre Nichte mit ihren

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