Dave Duncan
dabei, und danach helfe ich dir bei eurem Problem, den Fluch loszuwerden.«
»Gut!« Andor bleckte die Zähne und streckte Rap eine weiche braune Hand entgegen. »Du kannst auf mich zählen. Für die anderen kann ich jedoch nicht annehmen. Das weißt du. Aber wenn du etwas brauchst, frage mich einfach.«
»Du vertraust mir, daß ich später meinen Teil des Handels einlöse?«
»Natürlich!« Andors Gesicht sagte, daß Rap, wenn er jetzt dumm genug war, ihn nicht zu töten, vermutlich auch dumm genug war, einen Handel einzuhalten, wenn er bekommen hatte, was er brauchte. Andor würde ein Versprechen nur dann halten, wenn es ihm zum Vorteil gereichte.
Im Hintergrund stöhnte Gathmor und hievte sich auf einen Ellbogen. Rap wischte sich den Schweiß ab. »Gleich da drüben gibt es Wasser«, sagte er und machte eine Geste in Richtung Bäume. »Laßt uns dorthin gehen.«
»Dein haariger Freund kann unsere Spur aufnehmen, wenn er sich ausgeruht hat«, stimmte Andor zu und erhob sich.
»Ich denke, Jalon sollte der nächste sein, bitte.« Rap sah seinen Gefährten nicht an, als sie nebeneinander her gingen, aber er sah die Verärgerung, die sich in Andors Stimme nicht zeigte, als er antwortete. »Natürlich.«
Dann war Jalon Raps Gefährte.
Seine blauen Augen füllten sich mit Tränen, und er humpelte eine Weile dahin, ohne ein Wort zu sagen.
»Ihr sagtet, Ihr schuldet mir etwas«, sagte Rap.
»Ich nehme an, Ihr habt nicht erwartet, daß es so viel sein würde.«
»Mein Fehler, daß ich es nicht gesehen habe, so wie Ihr. Ich hätte es sehen müssen.« Er stöhnte. »Und jetzt kann ich nicht!«
Auf seinem sonnenverbrannten Gesicht war keine Täuschungsabsicht zu erkennen, nur Schmerzen, und eine Art Übelkeit.
»Was soll das heißen?«
Jalon wedelte mit der Hand in Richtung Bäume. »Alles ist tot. Das Leben ist verschwunden, die Schönheit. Ihr habt meine Macht gestohlen, Rap. Ich fühle mich blind und taub! Ich könnte nicht einmal mehr eine Scheunentür malen. Und ich nehme an, mein Gesang könnte es nicht mal mit einer streunenden Katze aufnehmen.«
»Habe noch keinen Mann getroffen, der das konnte.« Rap ging eine Weile schweigend weiter und fragte sich, was er sagen sollte und ob das neue Glitzern, das er in allen Dingen sah, genau das war, was Jalon verlorengegangen war. Überall im Wald gab es Schmetterlinge und Millionen winziger Blumen, die außer einer Maus niemand bemerken würde, und bunte Vögel zuhauf, bewegungslos auf einem Zweig oder im Nest, und Blätter in allen vorstellbaren Formen. Selbst im Sand zu seinen Füßen glitzerten Myriaden glimmernder Flocken und Kristallfunken. Er bewunderte eine Vielfalt und Vitalität, die er nie zuvor bemerkt hatte, während Jalon an seiner Seite dahinschlurfte, auf der Lippe kaute und aussah, als wolle er gleich in Tränen ausbrechen.
Da ein Funkeln von Wut… und ein Wimmern. »Rap? Wir könnten beide Geweihte sein.«
Anscheinend war es nicht so leicht, Macht abzugeben. Jalon war ein Träumer, der am wenigsten ehrgeizige oder selbstsichere Mann der Bande, aber er ärgerte sich über seinen Verlust. Selbst Jalon verzehrte sich nach Macht.
»Nein.« Rap tat das ebenfalls. »Erstens. Sagorn besteht darauf, daß das Teilen des Wortes seine Macht normalerweise nicht halbiert. Also habt Ihr nur einen kleinen Teil Eurer Macht verloren. Zweitens habt Ihr soeben einen schweren Schock erlitten, und dann sieht man die Dinge immer ein wenig schwärzer…«
Er versuchte, überzeugend zu sein und war angewidert, als er feststellte, daß er damit Erfolg hatte. Schließlich, sie erreichten gerade den Rand der Bäume, überredete Rap ihn, ein wenig zu singen. Er gab ein paar Strophen von >Die Mädchen von Ilrane< zum Besten, das Lied, das er unterbrochen hatte, um seine Aufmerksamkeit dem versteinerten Drachen zu widmen. Götter! Das konnte nicht mehr als eine halbe Stunde her sein, als die Welt noch ein einfacher, ungefährlicher Ort gewesen war.
Der Gesang war hübsch, wenn auch nicht ganz so, wie Rap es vom alten Jalon gewöhnt war, und diese Strophen waren zudem äußerst abstoßend, aber Rap lachte schallend, was ihm genauso unwahrscheinlich vorkam wie ein dreibeiniges Rennpferd. Im Gesicht des Spielmannes leuchtete Erleichterung auf wie bei einer Gnadenfrist auf den bevorstehenden Tod.
»In Ordnung?« flüsterte er.
Rap wischte sich Tränen aus den Augen. »Ich bin kein Musiker, Freund, aber Ihr singt immer noch besser, als die vier anderen Burschen,
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