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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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die ich kenne. Ich kann wirklich keinen Unterschied feststellen.«
    Gott der Lügner! Doch Lügen hatten auch ihr Gutes, wie alles andere auch. Jalon lächelte wieder.
     
    Rap hatte die Macht haben wollen, um Inos zu helfen. Er hatte sie nicht haben wollen, um so zu werden, wie er jetzt war.
    Am Rande der offenen Lichtung lag eine Sanddüne. Dahinter bot dichter Wald wie eine göttliche Segnung kühlen Schatten. Ein noch größerer Segen war, daß die moosbedeckten Äste sich um einen dunklen, glänzenden Teich wanden. Rap ließ seine Kleider fallen, warf seine Sandalen beiseite und watete hinein. Jalon blieb dicht hinter ihm. Sie sanken dankbar in die warme Glückseligkeit und drückten eine matschig-weiche Matte aus Blättern und Schlamm beiseite. Einige Minuten lang lagen sie einfach nur da.
    Dann versuchte Jalon es erneut. »Rap? Ihr… Ihr würdet, nicht… Ihr würdet Euer Wort nicht teilen?«
Hätte Andor ihn gefragt, wäre die Bitte geschickter vorgebracht worden und Rap hätte sie leichter zurückweisen können. Was hatte Jalon getan, um Raps Rache zu verdienen?
    Sehr viel! Als er einen unschuldigen Jungen getroffen hatte, der nicht einmal wußte, was ein Wort der Macht war, hatte Jalon es ihm nicht erklärt, und gewiß hatte er nicht die damit verbundenen Gefahren erwähnt. Er hatte lediglich eine geheimnisvolle und nutzlose Warnung über Darad gemurmelt. Jalon hatte bei ihrem ersten Zusammentreffen jeden Anspruch auf Raps Freundschaft verwirkt, also war Rap jetzt dazu berechtigt…
    Mit Macht konnte man sein schlechtes Gewissen ganz einfach beruhigen.
    »Nein. Mein Ziel ist es, Inos zu helfen. Dafür werde ich alle Macht brauchen, die ich aufbringen kann.« Er würde das Wort, das seine Mutter ihm gegeben hatte, nicht teilen. »Aber ich mache Euch dasselbe Versprechen, das ich Andor gegeben habe: Zuerst helft Ihr mir, und dann werde ich Euch helfen. Vielleicht, wenn Inos sicher auf ihrem Thron sitzt… Vielleicht werde ich Euch dann sogar mein Wort nennen. Wenn es nötig ist, um Euren Fluch aufzuheben, dann werde ich es tun.« Versprechen gingen leicht über die Lippen.
    Jalon nickte feierlich und bot Rap eine Hand auf diesen Handel. Dabei war auf seinem Gesicht keine Tücke zu erkennen, verdammt!
    Das Wasser wirkte angenehm beruhigend auf die sonnenverbrannten, von der Reise erschöpften Körper, und der dämmrige Friede des Waldes war Balsam für die Nerven, die in der Erinnerung an den Drachen noch immer gespannt waren. Rap konnte Drachen hören, wenn er sich anstrengte, aber sie waren sehr weit entfernt, ein schwaches Murmeln und Gekabbel, für niemanden eine Bedrohung. Sie klangen sogar eher wie schläfrige Hühner. Gathmor torkelte herbei und ging übermäßig gebückt. Er ließ sein Gewand fallen und watete in den Teich.
    »Ich möchte bitte mit Sagorn sprechen«, sagte Rap.
     
    Das Wasser reichte Jalon bis ans Kinn, und als er seinen Kopf schüttelte, zogen Kreise über die Wasseroberfläche.
     
    »Warum nicht?«
    »Er stirbt – oder ist zumindest sehr krank. Er hatte einen regelrechten Anfall. Und er hat Euch das Wort genannt!« Jalon erzitterte. »Das tat weh! Götter, das hat ihm weh getan! Und dann… Nun, es ist erstaunlich, daß er noch die Kraft hatte, Andor zu rufen.« Er verzog sein Gesicht beim Gedanken an den nahenden Tod.
Also hatte Rap Sagorn umgebracht! Selbst wenn er nicht im wahrsten Sinne des Wortes tot war, so würde doch keiner der Bande es wagen, ihn zu rufen.
    Rache war eine sehr saure Frucht.
    Und was war mit seiner Seele? Sagorn hatte nicht besonders böse gewirkt, obwohl die Götter natürlich mehr über ihn wußten als Rap. Sagorn hatte versucht, Raps Wort der Macht zu stehlen. Das war eine böse Tat, die viel Gutes kompensierte. Aber der Mann war nicht wirklich tot! Wie konnte seine Seele für die letzte Wägung vor die Götter treten, wenn er nicht tot war? Würde sie auf ewig in einer Art Zwischenzustand bleiben, für immer gefangen sein in einem letzten Funken, das Gewicht, das eigentlich dem Bösen oder Guten hinzugefügt werden sollte? Eine untote Dunkelheit?
    Gott der Narren!
    Gathmor hatte mit hochgezogenen Schultern dagesessen. Jetzt lehnte er sich ganz behutsam zurück und stöhnte auf, als habe er Schmerzen. Argwöhnisch sah er die anderen beiden an, ob sich Spuren der Belustigung auf ihren Gesichtern zeigten.
    »Rap!« sagte Jalon. »Ihr habt Macht gegen einen Drachen benutzt!«
    »Ich weiß. Ich versuche, nicht daran zu denken.« Der Hexenmeister des

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