Dave Duncan
erspürt habe. Zumindest Magie.« Azak gab einen wütend knurrenden Laut von sich. »Ich war über dieses Wort der Macht nicht informiert. Das erklärt vieles.« Er starrte Inos mit einer Intensität an, die sie erschreckte.
»Ihr habt eine andere Erklärung?« fragte der Scheich.
»Die vier, die mich aus dem Hinterhalt überfallen haben?«
Elkarath schüttelte den Kopf. »Sie kamen aus dem Norden. Sie haben Eure Spur gefunden und Euch verfolgt. Hatte nichts mit dem zu tun, was ich gesehen habe.«
Azak knurrte. »Aber habt Ihr bedacht, warum sie uns verfolgt haben könnten?«
Elkarath schüttelte nur den Kopf. »Nur, daß vermutlich alle Besucher von Thume wie Freiwild gejagt werden.«
»Ich dachte, ihr Ansinnen wäre ganz eindeutig gewesen«, fauchte Inos. Azak fauchte zurück: »Genau!«
Sie spürte, wie ihre Wut in ihr aufstieg, um sich gegen jede wie auch immer geartete Anschuldigung zu verteidigen. »Sie nannten mich Außenseiterin. Ich glaube, das war das Wort. Als sei es ein schmutziges Wort, wie… wie Parasit.«
Hastig mischte Kade sich ein. »Das würde das Geheimnis erklären, das Verschwinden…«
Aber Inos starrte in das schwelende Feuer in Azaks Augen. »Habt Ihr eine andere Idee?«
»Ich meine, daß die vier genauso auf Magie reagiert haben könnten.« »Ich glaube nicht, daß ich Eure Majestät richtig verstehe«, sagte Kade scharf.
»Es ist ganz klar. Eure Nichte ist sehr attraktiv, wie ein Magnet! Das könnte erklären, wodurch die vier Schweinehunde hierher gezogen wurden.«
»Azak!« rief Inos. »Was sagt Ihr da?«
»Ich sage, daß Ihr mich möglicherweise verhext habt, Frau, und daß Ihr möglicherweise heute auch diese anderen verhext habt.«
»Nein! Nein! Ich…«
»Oh, vielleicht wißt Ihr gar nicht, daß Ihr das tut«, brüllte Azak. »Aber warum sollten sich vier junge Männer auf der Jagd plötzlich in gierige, vergewaltigende Monster verwandeln?«
Und warum sollte sich ein Djinn-Sultan verlieben? Aber er ging nicht so weit, das auszusprechen.
Hätte er sie geschlagen, sie hätte nicht mehr überrascht sein können. Sie schreckte zurück. Der Gedanke vor unvorstellbar – daß sie bei Azak womöglich okkulte Kräfte angewandt hatte, so wie Andor sie dereinst bei ihr benutzt hatte? Ja, natürlich hatte sie versucht, ihn zu beeindrucken, aber nicht auf diese Weise. Furchtbar! Widerlich! Daß sie eine Art okkulte Meerjungfrau sein könnte, die unschuldigen Jugendlichen auflauerte und sie dazu verführte, sie anzugreifen, und so ihren Tod durch die Hand des Scheichs provozierte… Nein! Undenkbar!
Vom Entsetzen gepackt wollte sie an Elkarath appellieren.
Er runzelte die Stirn und strich über seinen Bart. »Ihr seid eine sehr schöne Frau, Königin Inosolan, und es überrascht mich nicht, daß Sultan Azak von Eurem Charme hingerissen ist, okkult oder nicht. Aber daß Ihr vier Fremde herbeizitieren könnt, ohne sie zu sehen, und in eine solche Wut steigern, daß sie über Euch herfallen wollen… ich nehme an, daß dem Okkulten nichts unmöglich ist. Aber Ihr provoziert keinen Aufruhr, wo Ihr geht und steht! Warum sollte es nur heute passiert sein?«
Azaks Schnaufen bauschte seinen buschigen roten Schnurrbart auf. »Vielleicht sind die Pixies besonders empfänglich.«
Dieser Gedanke ließ Inos wieder erschauern. Vier junge Männer, die sie unwissentlich verhext hatte, und die der Scheich dann genau deswegen exekutiert hatte? Und jetzt hastete eine noch größere Gruppe von Männern auf der Suche nach ihr den Hügel herauf? Nein, nein! Wahnsinn! Wahnsinn! »Ihr meint, ich sei wie eine läufige Hündin, die alle Hunde der Stadt anlockt?«
Die beiden Männer vermieden es, ihr in die Augen zu sehen. Kade biß sich auf die Lippe und errötete. Der Scheich seufzte. »Nun, ich werde meiner Herrin von dem Zwischenfall berichten und sie ihre Schlüsse ziehen lassen. In der Zwischenzeit…« Er sah hinauf zu den Sternen. »…ich denke, es ist die zweite Stunde der Nacht?«
»Ungefähr«, stimmte Azak zu.
»Dann können wir uns auf den Weg machen. Löwentöter, ich habe die Reittiere herbeigerufen. Geht und nehmt ihnen die Geschirre ab; wir geben ihnen ihre Freiheit. Und bringt mir die Satteltaschen von meinem Pony.«
Azak preßte die Lippen aufeinander. »Das Wort meines Herrn ist mir Befehl!« Seine Worte wurden von einem haßerfüllten Blick begleitet. Er rappelte sich auf, offensichtlich von seiner Lähmung geheilt, und schritt davon in die Dunkelheit. Beim
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