Dave Duncan
zum ersten Halt auf dem Weg in die Sklaverei werden. Sie würde dem Hexenmeister des Ostens übergeben, während Rasha ihr Lieblingsspielzeug Azak zurückfordern würde.
Kade starrte unbehaglich hinaus in die Nacht. »Aber zuerst müssen wir Ullacarn erreichen. Ihr sagt, bei Sonnenaufgang werden wir fort sein… Müssen wir in der Dunkelheit über jenen grauenhaften Paß?«
Elkarath schüttelte ungestüm den Kopf. »Nein! Ich fürchte, dieser Paß wäre zu keiner Zeit ein kluger Weg.«
»Ich bin froh, das zu hören!« sagte Kade mit scharfer Stimme. »Nichts hat mich jemals so deprimiert wie der Anblick dieser vielen… Statuen.« »Warum unklug?« fragte Inos.
Er nippte an seinem Wein und betrachtete über den Rand seines Weinkelches hinweg das Feuer. »Ich bin nur ein Magier, Ma’am. Normalerweise kann ich es nicht spüren, wenn Okkultismus am Werk ist. Diese Fähigkeit liegt außerhalb meiner Möglichkeiten, mit einigen Ausnahmen, etwa wenn ich merke, daß meine Sehergabe blockiert ist. Ich gehe davon aus, daß andere meiner Art auf ähnliche Weise eingeschränkt sind. Aber ich glaube, ich habe etwas gespürt, als ich den Paß überquerte. Und selbst, wenn ich falsch liege, es könnte gut sein, daß ein wenig von dem Bann immer noch wirksam ist.«
Inos runzelte verständnislos die Stirn.
»Der Bann war richtungsgebunden«, erklärte er mit einem Anflug von Ungeduld. »Er wurde ausgesprochen, um Flüchtlinge aufzuhalten. Wir alle konnten Thume sicher betreten. Hinaus könnte es vielleicht nicht so leicht sein.«
»Zu Stein erstarren?«
»Vielleicht nicht. Dafür könnte der Bann schon zu schwach sein, aber er könnte uns zum Krüppel machen oder umbringen. Nein, für alle Juwelen in Kerith würde ich diesen Weg nicht nehmen, wenn ich hinaus wollte.«
Inos warf Azak erneut einen Blick zu, und jetzt wirkte er geringfügig mehr interessiert und weniger mordlustig.
»Ich habe andere Mittel«, erklärte Elkarath und wendete so die nächste Frage ab, bevor sie gestellt werden konnte. Wieder fragte sich Inos, ob er weniger selbstsicher war, als er sie glauben machen wollte. »Ihr habt mich in diesen letzten Tagen durch einen lustigen Tanz geführt, aber es hat mir Spaß gemacht.« Er hob seinen Kelch und prostete Kade zu.
»Und wie habt Ihr uns gefunden, Hoheit?«
»Oh, es war nicht schwer, Euren Spuren zu folgen. Verglichen mit einem Magier ist ein Löwentöter ein blindes Kätzchen.«
Azak fletschte wütend die Zähne, und der alte Mann lächelte sanft ins Feuer.
»Habt Ihr wirklich damit gerechnet, mir zu entkommen, ak’Azakar?« »Ich hatte gehofft, daß Ihr es nicht wagen würdet, so nahe bei Ullacarn Eure widerlichen Fähigkeiten anzuwenden.«
»Aha! Nun, das war nicht dumm, das gebe ich zu, aber ich muß natürlich meine Mission vollenden, und ich mußte das Risiko eingehen. Doch zunächst mußte ich für den Rest meiner Leute und meiner Waren gewisse Vorkehrungen treffen. Ich bin erst gestern gegen Morgengrauen losgeritten.«
»Dann habt Ihr es in exzellenter Zeit geschafft«, sagte Kade beiläufig.
Elkarath nickte selbstgefällig. »Es ist ein sehr angenehmer Abend, nicht wahr? Ich hoffe, Ihr habt bemerkt, daß Magie sehr wirksam ist, wenn es darum geht, Moskitos zu verjagen?« Er warf einen gütigen Blick auf Azak. »Ihr seid ganz sicher, daß Ihr nicht mit uns essen wollt, Löwentöter?«
Erneut wies Azak die Gastfreundschaft zurück. Wütend oder nicht, er mußte am Verhungern sein, und doch brachte sein Gefühl des Versagens ihn dazu, sich so kindisch zu benehmen. Warum mußten manche Männer so stur sein, so dickköpfig? Inos fühlte sich von einer eigenartigen Welle der Nostalgie bedrückt, die sie nicht einordnen konnte.
»Es war nicht schwer, Euch zu folgen«, sagte der Magier milde. »Obwohl es auf dieser Seite der Berge ein wenig schwieriger wurde.«
»Als die Spur wärmer wurde?« knurrte Azak skeptisch. Unter Zuhilfenahme seiner Arme lehnte er sich zurück und zog seine Füße vor dem Feuer zurück.
»Als Zauberei dazwischen kam.«
»Ich habe keine Hinweise auf Menschen gesehen.«
»Aber offensichtlich gibt es Menschen.« Der alte Mann starrte hinaus in die Dunkelheit, und Inos tat es ihm instinktiv nach. Im Dämmerlicht bewegten sich Schatten, und sie dachte, ihr Herz höre für immer auf zu schlagen, bis sie sah, daß es sich um Pferde und Maultiere handelte, die leise wie Geister zurückgekehrt waren, eine Kette stummer Beobachter. Sie erschauerte.
»Ich habe
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