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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte er nicht einen falschen Schritt getan, doch an jenem Morgen war er einige Male ins Stolpern geraten, hatte das falsche Gesicht gemacht oder während des Sprechens seines Stimme verändern müssen. Entweder versuchte er, zu viele Rollen gleichzeitig zu spielen, dachte Inos, oder etwas Neues bereitete Master Skarash Sorgen.
    Die Besichtigungstour war ein Fehlschlag gewesen; ihre Kopfschmerzen waren immer schlimmer geworden. Jetzt, den Göttern sei Dank, war sie auf dem Rückweg, wo sie Kade abholen und dann nach Hause zurückkehren sollte; falls sie das noch erlebte. Die Räder ratterten auf dem Kopfsteinpflaster und ließen Blitze durch ihre Augen zucken. Die Kalesche schlingerte und ruckelte den Hügel hinunter, wobei sie Fußgänger und Lasttiere gleichermaßen erschreckte, und schwenkte auf einem Rad zwischen Wagen und Transportkutschen hindurch. Passanten schrien wütend auf und schüttelten ihre Fäuste. Hunde bellten, und Pferde scheuten. Zwerge mit Hämmern schlugen auf Inos’ Hirn ein wie auf einen Amboß.
    Skarash als Wagenlenker… die beiden Husaren, die zu Inos’ Schutz abkommandiert worden waren, hatten sich seiner schnellen Fahrweise zu widersetzen versucht. Sie warfen ihr Gewicht hin und her, um den reichen Djinn zu schikanieren. Also hatte Skarash sie herausgefordert, den Imelada-Weg hinunterzurasen, die steilste, engste und übelste Gasse in der ganzen Stadt, so weit Inos das beurteilen konnte. Er würde auch gewinnen, und wenn es sie alle umbrachte.
    Ullacarn war flacher als Arakkaran oder Krasnegar, aber es gab den Imelada-Weg, und es gab einen Palast auf dem Hügel. Es ging das Gerücht, daß der Emir unter Hausarrest stehe, hatte Skarash erzählt. Es mußte eine starke Anti-Impire-Fraktion in der Stadt geben, also konnte Azak vielleicht einige geheime Verbündete unter den örtlichen Djinns finden.
    In drei Tagen? Und warum sollten die Feinde des Impire einem Sultan helfen, der nach Hub wollte? Viel eher würden sie in ihm einen Verräter sehen und ihn mit einem Krummschwert durchbohren; und die Probleme einer flüchtigen Königin aus dem entlegenen Nordwesten würden sie erst recht nicht interessieren. Begrabe diesen Gedanken.
    Oder begrabt Inos! Die Kalesche schlingerte auf einem Rad um die Ecke und passierte nur haarscharf einen Wagen voller Gemüse.
    Jetzt wurde der Weg vor ihnen flacher und breiter und war voller Menschen. Skarash schrie Warnungen und ließ die Peitsche durch die Luft zischen. Inos klammerte sich fest und versuchte, ihre Augen zu schließen, aber das half auch nicht viel. Jeder Stoß ließ in ihrem Kopf Flammen aufblitzen, und sie kamen ihr nur noch heller vor, wenn sie ihre Augen geschlossen hielt. Irgendwo hinter der ruckelnden Kalesche kamen die beiden Reiter, aber Skarash hatte sie gleich zu Anfang überlistet; er hatte sie dazu überredet, ihm einige Schritte Vorsprung zu gewähren, und seitdem hatten sie nicht genügend Platz gefunden, ihn zu überholen. Wenn er nicht vorher jemanden umbrachte, würde er das Rennen gewinnen.
    Gestern hatte Azak Inos eskortiert; heute war er allein losgezogen. Widerwillig hatte er sich bereit erklärt, impische Kleidung zu tragen, solange er in Ullacarn war, denn sonst wäre er zu auffällig gewesen und hätte vielleicht die Soldaten gereizt, ihn zu belästigen. Wie immer hatte er ganze Arbeit geleistet: er hatte seinen Bart abrasiert und sein Haar auf impische Kürze abgeschnitten; es war kupferfarben und heller als sein Bart. In Strümpfen, enganliegenden Hosen und Rüschen war er ein Anblick, der die Augen aller Frauen in der Stadt auf sich ziehen mußte. Plötzlich war der Gedanke an Azak in Kinvale oder sogar Krasnegar gar nicht mehr so seltsam – doch das war ein ganz anderes Problem.
    Die Kalesche schleuderte besonders stark und glitt zur Seite. Inos murmelte ein Gebet und klammerte sich noch fester. Da hörte sie in der Nähe Triumphschreie und öffnete ihre Augen genau in dem Moment, als die Husaren vorbeidonnerten. Ambly Square lag direkt vor ihnen.
    »Ihr habt verloren!« sagte sie.
    Skarash wagte noch nicht, sie anzusehen, aber er grinste. Sein Gesicht war scharlachrot und glänzte vor Schweiß, sein Haar flatterte lose im Wind, und sein Federhut war verschwunden. Er war offensichtlich sehr mit sich zufrieden. »Natürlich habe ich verloren! Glaubt Ihr, ich bin verrückt genug zu gewinnen?« Er zerrte immer noch an den Zügeln, damit die Pferde langsamer wurden.
    Zwei Minuten später lieferte er Inos sicher, wenn

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