Dave Duncan
schon nicht gesund, an der Tür des Schneiders ab. Zusammen mit seinen Glückwünschen übergab er den Husaren Gold. Er war immer noch ein Händler und gab, was verlangt wurde.
Das Geschäft des Schneiders war ein imposantes Haus auf einem imposanten Platz. Djinn-Diener eilten herbei, um die Pferde in die Ställe zu führen, und Skarash ließ erneut eine Münze aufblitzen, als er forderte, auch die Pferde der Husaren mitzunehmen, damit sie abgerieben und zur Beruhigung herumgeführt wurden. Schließlich hielt er Inos seine Hand hin, damit sie aussteigen konnte, gefolgt von seinem Arm, damit sie die breiten Stufen zur Tür erklimmen konnte. Er keuchte und war noch vom Rennen erregt. Er hätte gewonnen, wenn er es gewollt hätte, also war die Niederlage ein doppelter Sieg für ihn.
Inos versuchte, sich trotz der pochenden Brandung in ihrem Kopf zu konzentrieren. »Master Skarash?« murmelte sie, als vor ihnen große weiße Türen aufschwangen.
»Ja, meine Geliebte?« erwiderte er sanft.
Inos ignorierte das. »Ich habe Verwandte in Hub. Meine Tante kennt dort viele Leute. Ich habe mich gefragt, ob wir ihnen einen Brief schreiben könnten, um sie vor unserer Ankunft zu warnen?«
Gemeinsam betraten sie einen reich geschmückten Gang, möglicherweise alles aus zweiter Hand, denn die Teppiche und Vorhänge schienen nicht ganz zusammen zu passen. Inos wandte sich dem Raum zu, wo sie Kade zurückgelassen hatte, aber der Lakai führte sie zur Treppe, also mußte Kade inzwischen woanders sein.
»Briefe?« grübelte Skarash. »Das hätte im Moment wenig Sinn, nicht wahr? Vor der Dawn Pearl segelt kein Schiff, also würdet Ihr nur für Post zahlen, die mit demselben Schiff reist wie Ihr. Wenn wir Qoble erreichen, könnten die Dinge natürlich anders liegen. Ihr wollt doch sicher nicht mit der Geschwindigkeit der Post reisen.«
»Ihr werdet uns begleiten?« Einen Augenblick überlagerte die Überraschung sogar ihre Kopfschmerzen.
Skarash lächelte unschuldig. »Nur bis Angot, um einige Nachrichten für meinen Großvater zu überbringen.«
Also fuhr Elkarath nicht mit! Doch wie konnte er es riskieren, seine Gefangenen ohne Begleitung zu schicken? Die Winde waren tückisch. Selbst wenn die Dawn Pearl vor Qoble nicht an Land ging, könnten die Götter eine Landung arrangieren. Rasha würde es nicht wagen, sämtliche okkulten Bindungen zurückzuziehen – was sagte das über Skarash aus?
Schließlich wurde Inos in ein Zimmer geführt, in dem Kade sich vor einem Spiegel zurechtmachte. Sie wirbelte herum und strahlte Inos an. »Ah! Hattest du eine angenehme Reise, Liebes? Setz dich und gib mir einen Rat. Diese Perlen sind ein Problem.«
Inos setzte ein Lächeln auf und sank auf einen chintzbezogenen Stuhl. Die Vorhänge waren aus purpurfarbenem Samt, die Teppiche weich und dick in einem unpassenden Malve. Die Möbel waren aus alten Stücken zusammengewürfelt.
Kade frohlockte natürlich beim Gedanken an eine Reise nach Hub. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Hauptstadt sehen wollen. Beinahe zweimal war ihre Absicht wahr geworden, und jedesmal hatte irgend etwas sie davon abgehalten, Kinvale zu verlassen.
Kade war auf ihre Weise genauso trügerisch wie Skarash. Nachdem sie monatelang die Rolle der Wüstennomadin gespielt und Härten und Unannehmlichkeiten ohne Murren ertragen hatte, so hatte sie sich jetzt in eine hirnlose Lady aus Kinvale verwandelt, die sich völlig den Kleidern und dem Firlefanz ergab. Nun, wenn ihr das Spaß machte – sie hatte es sicherlich verdient, auch wenn es nur dem schönen Schein diente.
»Was hältst du von dieser Kette?« fragte sie. »Oder von dieser hier?« Die impischen Verkäuferinnen um sie herum machten Wirbel und waren entzückt, eine Kundin zu haben, die einen solch exquisiten Geschmack hatte und über solch eindrucksvollen Reichtum verfügte. Natürlich gab es reichlich Perlen in Ullacarn , an den Küsten des Meers der Leiden. Trotz ihrer Sorgen und ihre klopfenden Schläfen war Inos von den funkelnden Haufen beeindruckt, die ihnen gezeigt wurden.
»Warum nehmt Ihr nicht beide, Hoheit?« schlug Skarash vor. »Genauso wie das Mieder?«
»Glaubt Ihr wirklich?« Kade schien in Versuchung zu geraten. »Und was ist mit Ohrringen und Broschen? Sieh dir die hier an, Inos!«
Inos murmelte etwas Zustimmendes und äußerte ihre Meinung, schließlich erhob sie sich widerwillig von ihrem Stuhl und trat vor einen Spiegel, damit sie ebenfalls Schließen und Broschen ausprobieren konnte,
Weitere Kostenlose Bücher