Dave Duncan
die mit feinen Perlen besetzt waren. Skarash unterstützte sie und applaudierte, demonstrierte seinen Reichtum und drängte die Damen, alles zu kaufen, wonach ihnen der Sinn stand. Die Angestellten murmelten vor sich hin und waren begeistert.
In Inos’ Kopf pochte es weiter, aber selbst während sie über Fassungen und Größen schwatzte, rang ihr Verstand mit dem Hauptproblem und wies diese ganze Scharade als unglaublich zurück. Es gab einfach keinen Grund, warum Rasha ihre Gefangenen nach Hub schicken sollte. Die versprochene Reise nach Qoble mußte ein Ablenkungsmanöver sein, damit sie zufrieden waren, während etwas anderes geplant wurde.
Doch was konnten drei mittellose Flüchtlinge ohne Freunde in einer unbekannten Stadt anfangen? Sie konnten keine Schiffspassage zahlen, sie konnten keine Wachen oder Seeleute bestechen. Sie schienen keine andere Wahl zu haben, als weiter mitzuspielen, bis Elkarath die wahren Pläne der Zauberin enthüllte.
»Und du solltest die Spitzen sehen!« rief Kade aus. »Erinnerst du dich an diese Spitzenmanschetten – nein, das war vor deiner Zeit, Liebes. Ich hatte ein paar Spitzenmanschetten, die ich von einem Kleid zum anderen mitgenommen habe, mindestens zehn Jahre lang, bis sie nur noch in Fetzen herunterhingen. Spitze war ja so teuer in Kinford! Und hier haben sie Spitze, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Kragen und Manschetten…«
»Die beste Spitze kommt aus Guwush«, kam kurz der Händler in Skarash zum Vorschein. Er beschrieb, wie die Gnome die Seide von den Waldspinnen ernteten und kam dann auf technische Einzelheiten von Qualität und Sorten zu sprechen.
Ungefähr eine Stunde später stand Inos dankbar auf, sie war bereit zu gehen. Die Sonne ging bald unter, und der Gedanke, sich in ihr unbequemes kleines Bett im Haus des Elkarath zu legen, schien ihr himmlisch. Kade hatte schamlos ein Vermögen vergeudet, schien aber zumindest zufrieden – liebe Kade! Die Verkäuferinnen packten hastig diese Reichtümer zusammen, und Skarash zählte ihnen das Gold so achtlos hin, als sei es wertloses Metall.
Kade erhaschte kurz Inos’ Blick. Inos zwinkerte ihr zu, doch ihre Tante hatte sich bereits umgewandt, um über Änderungen an dem türkisfarbenen Nachmittagskleid zu reden.
Da verstand Inos. Direkt vor ihren Augen hatte Kade eines der Probleme gelöst. Die Flüchtlinge mochten kein Gold haben, aber sie hatten einen enormen Vorrat an wertvollen Ohrringen und Broschen und Anstecknadeln. Zumindest als Bestechung waren sie vielleicht genauso dienlich.
In einem kleinen Einspänner saßen drei Leute ziemlich eng beieinander, und obwohl Skarash sich keinen Wagenrennen mehr hingab, schien er von unerklärlicher Eile getrieben. Die Straßen waren voller Arbeiter, die nach Hause gingen. Durch sie bahnte er sich ungeduldig seinen Weg und fluchte dabei verhalten.
Inos betrachtete ihn aus den Winkeln ihrer trüben, schmerzenden Augen. Nervös oder nicht, er hatte den ganzen Nachmittag, bei jeder Gelegenheit, geflirtet. Würde sie es wagen, Elkaraths Enkel von seiner Loyalität abzubringen? Würde sie sich jemals auf irgend etwas verlassen, was dieser hinterhältige junge Mann versprach? Wenn er tatsächlich der Auserwählte war, wäre er verrückt, wenn er nur für einen kleinen Flirt die Chance aufs Spiel setzte, solche Kräfte zu erben, denn Inos hatte nicht die Absicht, weiter zu gehen. Wenn er wirklich auf dem Schiff ihr Wächter würde, dann war er vielleicht schon mit okkulten Kräften ausgestattet worden, und so wußte er vielleicht auch, was sie dachte – und ein Flirt würde ganz schnell sehr unwahrscheinlich. Sie beschloß, diese Sache nicht weiter zu verfolgen… Skarash zu verfolgen. So wie ihr Kopf dröhnte war sie sowieso nicht in der Lage, auch nur ein gewinnendes Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.
Endlich bog das ratternde Gefährt in eine schmale Gasse und kam vor dem Haus des Kaufmannes polternd zum Stehen. Skarash knurrte unhörbar. Es gab zu viele Legionäre, die herumlungerten, zu viele Pferde, zu viele Bürger, die sich über irgend etwas aufregten.
Inos, die plötzlich begriff, folgte ihm und rannte, ungeschickt in ihren Stadtschuhen, voran, sie wartete nicht auf Kade. Dann hörte sie eine vertraute Stimme und blieb abrupt stehen.
Sie sah ihn sofort, Zenturio Imopopi. Er bellte Befehle, und sie spürte wieder dieses unheimliche Unbehagen. Seit dem vorangegangen Morgen hatte sie ihn nicht gesehen, aber sie hatte mehrere Male an ihn gedacht, ohne
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