Dave Duncan
wußte.
»Früher, Sir!« Inos schob aufdringliche Hände beiseite, und der junge Mann hinter ihr seufzte laut. Soldaten lachten leise.
Imopopi sah sich um und grinste schließlich boshaft. »Ich kann mich nicht erinnern. Wie könnte ich solch ein hübsches Gesicht vergessen? War es zufällig dunkel? Oder gab es andere Dinge zu sehen, die mich ablenkten?«
Die Legionäre lachten brüllend. Inos spürte, wie ihre Wangen so rot wurden wie die einer Djinn.
»Vielleicht bin ich diejenige, die sich irrt, Zenturio.«
Imopopi betrachtete sie, den Kopf schiefgelegt. »Vielleicht. Aber wir könnten woanders über die Sache reden. Ausführlich.«
»Nein… äh… nein!« Sie versuchte, sich zurückzuziehen und wurde erneut von dem Mann hinter ihr festgehalten. Sie wand sich, doch er drückte sie warnend und zwang sie, die Peinigung seines Anführers zu ertragen.
Der Hexenmeister leckte sich die Lippen und trat näher. »Ihr genießt Euren Aufenthalt in dem wunderschönen Ullacarn , Mistress? Oder wartet Ihr ungeduldig darauf, Euch auf den Weg nach Hub zu machen?«
O Götter! Jetzt war es so offensichtlich, warum sie nach Hub ging! Warum er sie per Schiff und nicht per Zauber schicken wollte, war ihr ein Rätsel, aber sie wußte nun, warum sie gehen mußte.
Sie schüttelte den Kopf, und es gelang ihr, eine Antwort hervorzubringen. »Ich genieße meinen Aufenthalt, Sir.«
»Ich bin sicher, wir könnten ihn noch angenehmer machen.« Imopopi sah sich in seiner Gruppe um, und seine Männer lachten gehorsam. Er spielte vor zwei verschiedenen Zuschauergruppen und genoß es.
Zwei stämmige Lagerarbeiter waren mit einer Trage erschienen, gefolgt von Elkarath. Inos erhaschte einen kurzen Blick auf Skarash, als sie über ihre Schulter sah, und sein Gesicht hatte die blasse Farbe von Lachs angenommen. Also wußte Skarash es! Am Tag zuvor hatte er es nicht gewußt. Deswegen mußte er so nervös gewesen sein – weil er entdeckt hatte, daß ein Hexenmeister in die Sache verwickelt war.
Sie sah zurück in den gräßlichen Spott in Olybinos Augen.
»Ihr hättet früher nach Hub gehen sollen, Ma’am.« Als wir uns das erste Mal trafen.
Inos schluckte einige Male und fand schließlich ihre Stimme wieder. »Meine Tante konnte mich nicht früher begleiten, Sir.«
»Pech!« Der Hexenmeister zuckte die Achseln. »Nun, ich wünsche Euch eine sichere Reise, Mistress Hathark.« Er wurde wieder zu Zenturio Imopopi, nickte dem Mann zu, der Inos festhielt, damit er sie freigab, und nahm einen schweren Beutel von Elkarath entgegen. Inos zog sich mit vor Angst zitternden Knien in die Menge zurück.
Und für den Fall, daß sie noch irgendwelche Zweifel hegte, hatte der Hexenmeister ihre Kopfschmerzen geheilt. Sie waren völlig verschwunden. Männerhände legten Azak auf die Trage. Azak hatte eine Lektion erhalten und war gewarnt. Eine Flucht war jetzt unmöglich.
In Ullacarn konnte Inos nur noch auf ein Schiff warten, das sie mit sich nahm.
5
Ketten rasselten, und Gathmor öffnete die Augen, zumindest versuchte er es wenigstens. Er stöhnte auf und leckte sich die Lippen. »Rap?«
»Ich bin hier«, antwortete Rap ruhig, dem die Fußfesseln in den Ohren klirrten. Die beiden waren in einen sehr kleinen Raum gesperrt worden. »Ihr habt einen gebrochenen Fingerknochen, und Ihr habt einen Zahn verloren. Eure Nase sieht aus, als würde sie wieder richtig zusammenwachsen. Der Rest sind blaue Flecke und Schnitte – die habt Ihr bekommen, als der Kronleuchter herunterkam.«
»Ihr?«
»Ein paar Knochen in der Hand gebrochen und einige Rippen angeknackst.« Es war nicht nötig zu erwähnen, daß sie ungewöhnlich schnell zu heilen schienen.
Gathmor versuchte sich zu bewegen und stöhnte noch lauter. Nach einer Weile sagte er leise: »Das war ein hübscher kleiner Tumult.«
Rap schauderte bei der Erinnerung an die Zerstörung. »Dann möchte ich nicht wissen, wie ein großer aussieht.«
»Wer hätte gedacht, daß Imps so gute Kämpfer sind?«
»Es lag an ihrer Anzahl und ihrer Motivation, schätze ich.«
»Darad?«
»Nicht hier.« Vermutlich hatte Darad schließlich Thinal gerufen oder vielleicht Andor und war dann in dem Durcheinander, das durch das Feuer entstanden war, entkommen.
Wieder stöhnte Gathmor. Er versuchte sich aufzusetzen, besann sich aber eines Besseren. »Ich kann nichts sehen.«
»Es gibt nicht viel Licht, und mit diesen Veilchen würdet Ihr ohnehin nicht viel sehen. Wir sind in einer Zelle.
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