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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Götter mit Euch sein, Master Rap«, sagte der Hexenmeister. »Verschwendet keine Zeit.«
     
    Rap, der immer noch das Gefühl hatte, sich mit Lith’rian streiten zu müssen, ergriff die Reling und hob ein Bein.
    Gathmor hielt bereits die Ruderpinne, das Segel war gehißt. Das winzige Boot schaukelte, als Rap sich mittschiffs auf der Ruderbank neben Jalon niederließ, der kindisch grinste und die Flöten an seine Lippen hob. Bei den ersten geisterhaften Noten huschte ein Schatten von Wellen über das Wasser und blähte das Segel.
    »Wie ist ihr Name?« wollte Gathmor wissen. Er sah zu dem Elf hinauf, doch zwischen dem kleinen und dem großen Schiff tat sich bereits offenes Wasser auf.
    »Nennt sie die Königin von Krasnegar», preßte Rap zwischen den Lippen hervor.
     
    »So sei es. Möge das Gute sie begleiten.«
     
    Ein noch stärkerer Windstoß erschütterte das Boot. Die Palmen am Strand bogen sich und wurden hin und her geworfen.
     
    Welle! Die Welt beruhigte sich ganz plötzlich wieder.
    Diese war nur schwach gewesen, aber Rap hatte sie gespürt – entweder, weil er langsam lernte, sie zu spüren, oder weil die Macht ihn persönlich berührt hatte. Seine Arme und Knie hatten sich vor seinen Augen von Golden in Braun verwandelt. Er schnappte in Todesangst nach Luft, und schließlich platzte sein Hemd einem Schauer von Knöpfen auf und seine Hose barst am Hosenboden. Jalon hörte auf, die Flöte zu blasen, um in Gathmors bellendes, rauhes Gelächter einzustimmen. Das Boot schaukelte unter ihrer Heiterkeit. Narren!
    Wie auch immer, Rap betrachtete sein eigenes faunisches Gesicht mit echter Erleichterung, die flache Nase, die Koboldtätowierungen, seinen ganzen Körper. Es war nie ein schönes Gesicht gewesen, aber er war glücklich, es zurückzuhaben.
    Er grinste den recht rosafarbenen Jalon an und schließlich auch Gathmor. »Kurs auf Arakkaran, Käpt’n!«
    »Ay, Sir!«
»Seht!« Jalon zeigte mit dem Finger hinaus aufs Meer.
    Quip’rian winkte ihnen vom Deck der Allena zu. Neben ihm standen der elfische Rap – und Jalon und Gathmor. Alle vier winkten. Rap hob seine Hand zu einem Abschiedsgruß, dann wandte er sein Gesicht dem offenen Meer zu.

Rushing Seas:
    One port, methought, alike they sought –
    One purpose hold wher’er they fare;
    O bounding breeze, O rushing seas,
    At last, at last, unite them there.
    Clough, As Ships Becalmed 

(Strömende See:
    Einen Hafen, dünkt’s mich, suchten sie –
    Ein festes Ziel, wo immer sie auch reisten;
    O treibend’ Brise, strömend’ See,
    Bringt endlich dort zusammen sie.)

Zwölf
    Das Weibchen einer Art

1
    Die Morgensonne lag glitzernd auf dem prächtigen Hafen, als die Dawn Pearl langsam zu ihrem Ankerplatz glitt. Inos stand an Deck – Azak zur einen, Kade zur anderen Seite – und betrachtete das geschäftige Treiben und die erstaunliche Vielfalt der Schiffe – genau so, wie sie es vor vielen Monaten hatte tun wollen, als sie das fürchterliche Baby Charak am Hals gehabt hatte. Jetzt war sie viel weniger interessiert, denn die Hoffnungen jenes erinnerungswürdigen Tages waren getrübt. Zerstört! In Stücke zerborsten. Sie wagte nicht, Azak anzusehen, denn seine Gefühle mußten ebenso hoffnungslos sein wie ihre eigenen. Sie hatten gespielt und verloren, und immer noch wußten sie nicht einmal sicher, wer gewonnen hatte.
    Selbst das Gemisch der Gerüche war Inos sonderbar vertraut – der Fischgestank eines Hafens und die Blumendüfte der Stadt. Sie fühlte sich viel mehr wie eine heimkehrende Bewohnerin, als sie erwartet – oder gewollt – hatte. Der funkelnde Palast auf dem Hügel wirkte wie Spott, ein Marmorgefängnis, das nur darauf wartete, sie zurückzubekommen, ein Sarkophag. Sie wurde wieder in den abscheulichen Tschador der Erniedrigung gehüllt, eine Flüchtende, die man gefaßt hatte.
    »Seht!« rief Kade aus. »Auf dem Kai. Ist das nicht eine Willkommensparty?«
    So war es, und Inos hatte sie schon lange vor Kade ausgemacht. Azak hatte es vermutlich noch früher gesehen, denn er verfügte, wie es für seine Rasse üblich war, über die Augen eines Falken. Keiner von beiden hatte etwas dazu gesagt.
    »Von Kar veranlaßt«, murmelte Azak. Das konnte Inos noch nicht sehen, aber es wäre ein willkommener Anblick für Azak. Wenn der hingebungsvolle Kar noch lebte, hatte kein anderer Prinz den Titel des Sultans an sich gerissen. Dieser Gedanke machte Inos klar, daß Azak um sein Leben gefürchtet haben mußte, seit er vom wahren Ziel der Dawn

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