Dave Duncan
Pearl erfahren hatte.
Wer es ihm wann gesagt hatte, das hatte er nicht erwähnt, aber er war aus dem Kielraum entlassen worden, sobald das Schiff in Brogog, dem letzten Hafen vor Arakkaran, ausgelaufen war. Er war wieder wie ein Prinz gekleidet, ganz in Grün: Hosen, Tunika, Umhang und Turban. Inos wußte nicht, woher er die Kleider hatte. Wahrscheinlich waren sie von Elkaraths Frauen an Bord gebracht worden, sie hatten vermutlich auch die zarkianischen Kleider für Inos und Kade unter das Gepäck geschmuggelt. Die ganze grausame Posse war gut geplant gewesen.
Azak hatte kaum gesprochen. Sie wußte nicht, was er jetzt für sie empfand. War er immer noch in sie verliebt? Seine Gedanken konnte sie nicht lesen.
Aber Azak kehrte als Sultan zurück, so war sein Thron anscheinend noch sicher. Wenn der tüchtige Kar für sein Willkommen Zuständig war, würden das Fehlen von Juwelen und eines Krummschwertes schon bald korrigiert werden.
Willkommen? Öffentlicher Empfang… man gewährte ihnen noch nicht einmal die Gnade, unauffällig in die Stadt zu gelangen. Es würde Musikgruppen und eine Parade geben. Freut Euch! – Der Sultan kehrt zurück!
Verhöhnung.
Inos wandte sich ab. Sie sah sich um und versicherte sich, daß die Truhen heraufgebracht worden waren und alles für sie bereitstand. Die Dawn Pearl würde mit der nächsten Ebbe wieder auslaufen.
Nun denn! Dort drüben waren die verhüllten Umrisse der kleinen Frainish zu sehen, die großen Kummer darüber empfunden hatte, als ihr klar wurde, daß sie nach Hause fuhr und nicht nach Angot. Doch neben ihr stand Skarash, wieder unergründlich in den fließenden Roben eines zarkianischen Kaufmannes. Nun denn!
Master Skarash war angeblich in Torkag von Bord gegangen. Seitdem hatte niemand ihn gesehen, also hatte ihm auch niemand Fragen stellen können. Und jetzt war er wieder da? Entweder war das abermals Zauberei, oder er hatte die Seeleute mit Gold bestochen, damit sie ihn versteckt hielten. Es gab eine Möglichkeit, diese Frage zu lösen.
Inos schritt über das Deck zu ihm hinüber und stellte sich neben ihn. »Master Skarash?«
Er hob sein Kinn, starrte weiter auf den Hafen hinauf und ignorierte sie mit verschränkten Armen. Er war wieder ein Djinn, und Djinns sprachen nicht mit den Frauen, oder angeblichen Frauen, anderer Männer.
»Ich hatte auf einen Abschiedskuß gehofft«, sagte Inos.
Er zuckte zusammen. Granatrote Augen blickten sie zuckend an und sahen dann schnell wieder weg. Sein Adamsapfel hüpfte, aber er sagte nichts.
»Wenn ich Azak von jener Episode erzähle«, fuhr Inos fort, »wird er Euch jetzt mit seinen bloßen Händen töten.«
Erneut schweres Schlucken.
»Ich werde bis drei zählen, dann erzähle ich ihm, wie Ihr mich in den Kellern gezwungen habt, Euch zu küssen. Eins!«
»Geht weg!«
»Nicht bevor ich einige Antworten bekommen habe. Zwei!«
Frainish starrte mit großen Augen über ihren Yashmak. Skarash sah sich nicht um, aber Schweißperlen schimmerten zwischen den pinkfarbenen Stoppeln auf seiner Lippe. »Was wollt Ihr wissen?« flüsterte er.
Inos hatte bereits eine Antwort bekommen – Skarash war kein Zauberer. »Wem dient Ihr?«
»Meinem Großvater natürlich.«
»Und wem dient er?«
Er leckte sich die Unterlippe. Der Kai war jetzt ganz nahe, Kar und Dutzende weiterer Prinzen waren zu sehen, alle lächelten loyal. Die Musikgruppe hob an, die lärmenden Disakkorde der arakkianischen Nationalhymne zu spielen.
»Hexenmeister Olybino.«
Aha! »Seit wann?«
Skarash warf Inos einen wütenden und verängstigten Blick zu. »Seit der Nacht unserer Ankunft in Ullacarn . Der Zenturio… Ihr habt ihn gesehen! Das war der Hexenmeister persönlich!«
»Ja, ich weiß. Also hat Euer Großvater Rasha gedient, als wir Arakkaran verließen?«
Er fauchte sie an. »Ja, und jetzt tut er es nicht mehr, und das ist alles Eure Schuld!«
»Meine?«
»Ihr seid aus Tall Cranes geflohen. Er mußte so viel Macht benutzen, um Euch zu finden und zurückzubringen, daß der Hexenmeister ihn finden konnte! Ihr habt alles kaputtgemacht, Inosolan! Jetzt geht!«
»Ich bin noch nicht ganz zufrieden. Also ist es nicht Rashas Wille, der uns zurückbringt. Weiß sie, daß wir kommen?«
»Ja. Ich glaube. Das muß sie, wenn sie es wissen.« Er machte eine Geste in Richtung Kai.
»Und warum kommen wir her?«
Skarashs rötliches Gesicht glänzte vor Angst. Er sah einen Augenblick lang zu Azak hinüber und schließlich wieder zu Inos. »Er
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