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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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konnte Azak in bezug auf Hohn etwas beibringen.
    »Wer ist die andere?«
»Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Kadolan.«
    Es folgte eine Pause – als würde das Groteske persönlich um Einlaß bitten. Im Korridor war es dämmerig und so kalt wie mitten im Winter in Krasnegar. Inos versuchte nicht zu zittern und war absurderweise froh, daß Azak bei ihr war. Sie bezweifelte, daß sie allein den Mut gehabt hätte, herzukommen und sich der Zauberin zu stellen. Plötzlich spürte sie, wie er auf sie hinabsah. Sie blickte ihn an.
    »Sie hat Macht«, sagte er kalt, und es gab keinen Zweifel daran, wen er meinte, »aber vergeßt nie, was sie ist. Und was Ihr seid, Cousine.« Ich bin ein Nichts! »Natürlich, Cousin.«
     
    Er nickte und fuhr fort, das Hohnlächeln der dämonischen Gesichter an der Tür zu übertreffen. Inos’ Stimmung verdüsterte sich noch mehr.
    Er sagte, er habe sich nicht verändert, doch das stimmte nicht. Er war wieder Sultan, wie damals, als sie ihn kennengelernt hatte. Am Hafen und im Hof des Palastes hatte er die schmeichlerische Prinzessin verschmäht und starke Männer durch einen Blick aus seinen kalten Augen zu Gehorsam gezwungen. Sie hatte vergessen, wie einschüchternd er in seiner königlichen Rolle war.
    Auch sie hatte sich verändert. Sie war keine Königin mehr. Königlicher Status war Azak viel wichtiger, als er ihr je gewesen war. Jetzt war sie eine Ausgestoßene, wie einer der verbannten Prinzen, die in anderen Palästen als Familienväter lebten, oder wie die Löwentöter, die Kaufleuten dienen mußten. Obwohl er es abstritt, verabscheute er diese Männer als Versager. Rashas Anstoß hatte ihn getroffen, bevor sie zu Ende geredet hatten – war er kurz davor gewesen, Inos die Ehe anzubieten oder die Flucht nach Hub oder einen sicheren Posten als Mutter von Söhnen? Was wollte sie?
    Rashas Fluch trennte sie weiterhin voneinander.
»Ihr beide dürft eintreten, die dritte nicht«, stellte die Schnitzerei fest. »Nein!« Kade sah aus, als wolle sie sich mit der Tür streiten.
    Inos küßte sie auf die Wange. »Du gehst zurück und bleibst in der Suite, Tante. Warte nicht auf uns. Es dauert vielleicht eine Weile.«
    »Ich halte es für meine Pflicht…«
»Geht!« donnerte Azak, und Kade kapitulierte.
    Inos sah traurig zu, wie ihre Tante über den langen, düsteren Korridor zurückwanderte, und sie spürte, wie die Einsamkeit sich wie Rauhreif über sie legte.
    Schließlich ließen die quietschenden Angeln der Tür sie zusammenzukken. Die Doppeltüren hatten sich geöffnet.
    Sie trat an Azaks Seite ein und sah sofort, daß der Einfluß aus Kinvale in Vergessenheit geraten war. Abermals stand die große runde Schlafkammer voller Truhen und Tische aller möglicher Stilrichtungen. Der herrliche Boden lag unter Teppichen, die nicht zueinander paßten, verborgen, und die obszönen Wandbehänge und erotischen Statuen, die Kade verbannt hatte, waren wieder da. Über die erste Kollektion war Inos entsetzt gewesen, doch diese Stücke waren noch schlimmer. Inos errötete bei ihrem Anblick. Die Luft roch süßlich.
    Hinter den beiden großen Fenstern lag weiß der Mittag. Auch dort, wo eine Wendeltreppe in die oberen Räume führte, ergoß sich Licht in den Raum, doch es war eigenartig gedämpft… rauchig? – weniger hell, als es Inos in Erinnerung hatte oder erwartete. Der große Raum wirkte dadurch sonderbar düster und kühl.
    Die Türen schlossen sich mit einem Knall, der ein schwaches Echo wie ein Trommeln hinterließ. Die beiden Besucher traten näher auf die untere Stufe zu. Schließlich blieb Azak stehen, und Inos tat es ihm nach. Das riesige, mit einem Baldachin überdachte Bett stand immer noch auf der anderen Seite des Zimmers, hinter der Treppe, und die Zauberin stand an einer Ecke und lehnte sich provokativ gegen den geschnitzten Pfosten, als wolle sie ihn umarmen.
    Inos spürte, wie eine Welle aus Erkennen und Ekel sie durchfuhr, als sie sah, daß Rasha in verführerischer Stimmung war, sinnlicher als je zuvor. Nur eine kleine Stelle um ihre Augen war zu sehen, doch der Schleier aus Gaze und Juwelen, der ihren Körper umhüllte, verbarg nichts – weder ihr langes rostbraunes Haar, noch das heiße Schimmern ihrer Brustwarzen und des Warzenhofes oder die vielen Perlenschnüre, die auf ihrer nackten Haut um ihren Körper und ihre Glieder gewunden waren. Aber nicht die Haut, die heiße, rötliche Haut eines verführerischen Djinnmädchen. Nichts oberhalb ihrer Sandalen barg

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