Dave Duncan
wundern, wenn sie gar nicht auftauchen. Das würde ihn ganz schön vorführen! Und uns auch! Hinterlistige Angelegenheit. Habe noch nie so viel Schleim gesehen. Hm? Was?« Es folgte ein Murmeln, und dann sprach er leiser. »Resolution, wirklich! Hätte eine offizielle Gesetzesvorlage geben müssen, drei Lesungen und ein Protokoll über die Abstimmung.« Murmel, murmel. »Ja, aber das ist zwei Dynastien her. Emshandar hat immer davon gesprochen, es auf den neuesten Stand zu bringen, ist nie dazu gekommen. Wie auch immer, es schreibt den nächsten Verwandten vor, nicht irgendeinen halbblütigen, kriecherischen Emporkömmling!« Wieder war beschwichtigendes Zischen zu hören.
Die Halle leerte sich, weil die Honoratioren hinauseilten, um gleich darauf offiziell erscheinen zu können. Shandies Aufmerksamkeit wanderte hinüber zu dem großen Tisch vor dem OpalThron. Diese Sachen, die dort lagen, mußten Emines Schwert und Schild sein! Er hatte sie noch nie gesehen, auch jetzt konnte er sie nicht besonders gut sehen und versuchte deshalb, sich ein wenig größer zu machen, doch Moms runzelte die Stirn, und er setzte sich schnell wieder hin. Später…
»Es zwischen Tagesordnungspunkten durchschmuggeln?« Der alte Mann schnaubte. »Bevor die Hälfte des Senats überhaupt bemerkt hatte, was da vor sich ging! O ja, ich glaube, die Wächter werden darüber streiten. Sie wollen bestimmt Orosea, Ihr werdet sehen.«
Eine Fanfare übertönte seine Stimme, und die Menge verstummte. Schließlich standen alle, auch Shandie, auf, doch in seinem Falle stand er eher hinunter, und er konnte noch weniger sehen. Der Rat trat durch die Südtür ein, teilte sich am Blauen Thron und ging an den Wänden entlang außen an den anderen Thronen vorbei. Shandie hatte das noch nie so genau gesehen, denn bisher hatte er immer selbst an der Prozession teilgenommen. In der Halle war es ganz still, abgesehen vom Geräusch der Schritte. Der halbe Zug ging direkt an ihm vorbei, aber er sah ihnen nicht in die Gesichter. Er spürte jedoch, als der Marschall vorbeikam, in seiner strahlenden Uniform und dem Duft nach neuem Leder. Er mochte Marschall Ithy. Er erzählte Shandie Kriegsgeschichten.
»…guter Mann«, grummelte der alte Senator. »Sehr gesund. Die Sache mit Zark… Zeit, daß wir es den Rotgesichtern zeigen!« Er gluckste vor Vergnügen. »Außerdem sind sie wieder zum Abmelken fällig, hm? Diese Steuern senken…«
Zischende Geräusche…
Die Prozession traf sich wieder auf der nördlichen Seite und ging zur Mitte auf den OpalThron zu. Und hier kam Ythbane, der in seiner purpurgesäumten Toga vorbeischritt. Der alte Senator blickte finster und winselte auf, als habe ihm jemand auf den Fuß getreten oder ihn in die Rippen gestoßen.
Sie hatten die Rangordnung geändert! Normalerweise ging Moms an einem Nordtag an der Ostwand entlang als letzte in der linken Reihe direkt hinter Ythbane, und Shandie als letzter in dieser Reihe hinter Konsul Uquillpee. Und hier war Großvater, in einem Tragestuhl. Er schlief. Er schlief jetzt immer. O je. Er sah heute alt und krank aus.
Auf der Bank der Senatoren schnüffelte über Shandies Kopf jemand laut. »Aus dem Bösen geborene Schande… zehn Jahre jünger als ich, wißt Ihr… habe neben ihm in Agomone gekämpft. Guter Mann. Großartiger Mann.« Schnüffel! »Verdammt üble Schande, ihn so sehen zu müssen…«
Und man setzte Großvater nicht auf den Thron! Der Stuhl wurde neben dem Podest abgestellt, doch dann zogen die Träger sich zurück. Shandie war überrascht, und der alte Senator murmelte ärgerlich. Ebenso einige andere. Jetzt setzten sich alle wieder. Shandie kauerte sich auf einer Bank neben Moms zusammen, die auf ihn hinuntersah und abwesend nickte. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen, auf die Männer und die wenigen Frauen, die vor dem Thron standen. Drei oder vier der älteren saßen auf Stühlen.
In der Rundhalle war es mucksmäuschenstill. Selbst der gesprächige Senator schwieg. Der Dekan des Senats wurde nach vorne geleitet. Marschall Ithy sagte, er sei älter als alle anderen außer Bright Water. Er machte irgend etwas und wurde zurück zu seinem Platz geführt.
Ein Verkünder las die Resolution vor, lauter »in Anbetracht dessen« und »so sei es«.
Shandie spürte, wie ein Gähnen aufstieg; er unterdrückte es und merkte, daß er seit einer ganzen Weile nicht gegähnt hatte. Er wünschte, die Bank hätte weichere Kissen. Leder war hart, und er war
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