Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
hoffte, daß sie ihre eigenen Maßstäbe hatte. Was hätte ihr Vater dazu gesagt?
    Oder schließlich Rap?
»Ich bin Azaks Frau. Ich werde ihn nicht verraten.«
    Lia’ schüttelte traurig den Kopf. »Wie eine Närrin gesprochen – oder eine Elfin. Oder eine Königin, nehme ich an. Das hatte ich erwartet. Mögen die Götter Euch dafür segnen.«

9
    »Du scheinst dir Sorgen zu machen, Onkel!«
    »Sorgen? Nein, überhaupt nicht! Ich und Sorgen? Absurd! Warum sollte ich mir Sorgen machen?« Botschafter Krushjor warf seine silberne Mähne in den Wind, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Reling, als habe er sich in seinem ganzen Leben noch keine Sorgen gemacht. Ein Jotunn war auf dem Deck des Steuermannes eines Langschiffes in seinem Element und sollte so sorglos wie ein Zwerg in einer Diamantmine oder ein Gnom auf der Müllhalde der Stadt sein.
    Natürlich war sein Neffe, Than Kalkor, vollkommen wahnsinnig, aber das war für einen Jotunnkrieger ganz normal. Alle wirklich erfolgreichen Thans waren so irrsinnig wie brünftige Löwen gewesen – Zurechnungsfähigkeit lenkte einen Mann nur ab, wenn er sich aufs Töten und Vergewaltigen konzentrieren mußte. Sinnlose Grausamkeit und Zerstörungswut wurden per definitionem um ihrer selbst willen ausgeführt, ohne Logik oder Grund. In der Zwischenzeit ruderten fünfzig oder mehr muskulöse Jotnar die Blood Wave die ruhigen Wasser des Ambly hinauf. Krushjor war zu einem Höflichkeitsbesuch gekommen, das hieß, er mußte mindestens einige Stunden in Gegenwart des Wahnsinnigen verbringen. Beide waren große Männer; der Seemann, der das Steuerruder hielt, war sogar noch größer, und die Plattform war sehr klein. Krushjor war äußerst abgeneigt, seinen wahnsinnigen Neffen anzurempeln.
    Sein wahnsinniger Neffe lächelte ihn unaufhörlich mit seinen unmenschlich hellen blauen Augen an, als könne er jeden einzelnen von Krushjors Gedanken lesen. Jedesmal, wenn er sich bewegte – um den Leuten auf den Ruderbänken seine Verachtung zu zeigen oder die Position der Eskorte zu überprüfen –, schien er eine Winzigkeit näher an seinen Onkel heranzurücken. Das machte er sicher absichtlich. Was würde passieren, Wenn er sich plötzlich angegriffen fühlte?
    Die Sonne schien. Zwei imperiale Galeeren fuhren voraus, vier weitere folgten achtern. Als die Prozession um die Flußbiegung kam und sich dabei so gut es ging innen in der Biegung hielt, wo die Strömung am geringsten war, schwärmten große Mengen von Imps auf den Strand. Sie rannten wie Ameisen, winkten und sprangen auf und ab und jubelten. Sie jubelten nicht diesem impertinenten, eindringenden Jotunnpiraten zu, sondern nur den begleitenden Wachen der imperialen Marine – poliert und geschrubbt und bis unter die Arme bewaffnet, und ebenso völlig deklassiert.
    Kalkor spielte mit ihnen. Hin und wieder bellte er dem Steuermann den Befehl zu, den Ruderschlag zu erhöhen. Dann machte die Blood Wave einen Sprung nach vorne, als wolle sie überholen. Die Vorhut eilte hektisch herbei, um ihr den Weg abzuschneiden, und verhedderte sich dabei hoffnungslos. Kalkors Männer schwitzten kaum – sie hätten in Achten um die Eskorten herumrudern können, wenn er es verlangt hätte. Am Tag zuvor hatte der cholerische Imperiale Admiral versucht, vier Schiffe voraus und zwei nach achtern zu schicken. Innerhalb einer Stunde hatten Kalkors Täuschungsmanöver die Hälfte der Flotte auflaufen lassen.
    Seit Jahrhunderten war kein Krieger mehr so weit den Ambly hinaufgefahren, vielleicht noch niemals, selbst in den unruhigen Zeiten der VII. oder XIII. Dynastie nicht.
    An den Stränden florierte der zivile Verkehr – Lastkähne und Frachtschiffe, Galeeren und Gondeln, alle wurden zur Seite gescheucht, damit die Flotte passieren konnte. Ihre Mannschaften beobachteten die Prozession in bedrücktem Schweigen. Hinter ihnen leuchteten golden die Obstgärten und Hopfenfelder; Bauern schwangen die Sicheln und ernteten Mais, ohne überhaupt aufzublicken.
Wie die meisten Nordländer hatte Krushjor in seiner Jugend in einem Langschiff am Ruder gesessen. Er war gut genug gewesen, um Than zu werden, hatte damals selbst einige Plünderungszüge geleitet und dabei ganze Schiffsladungen vielversprechender junger Männer mitgenommen, um sie an die uralten Traditionen von Vergewaltigung und Plündere! zu gewöhnen, denn alle Jotnar lernten schon in der Wiege, daß das Impire wie die Flöhe über sie herfallen würde, wenn sie weich würden.
    Offiziell

Weitere Kostenlose Bücher