Dave Duncan
hatte. Also hatte Azak für sieben bezahlt, doch fünf schmuddelige Strohsäcke bedeckten beinahe den gesamten Boden. Eine einzelne Laterne baumelte von der durchhängenden Decke, rauchte, spuckte und stank noch schlimmer als die Haufen durchweichter, nach Pferd riechender Kleider an der Tür. Weitere Möbel gab es nicht. Inos hatte ihr Bettzeug zu einem dicken Bündel zusammengefaltet und sich darauf gesetzt und schmollte über die Rattenlöcher in der Holzverkleidung gegenüber, während Azak mit ausgestreckten Beinen an der Wand lehnte. Die drei anderen hatten sich der Länge nach hingelegt und nagten immer noch unruhig auf den letzten Brötchen und dem Räucherfleisch herum. Niemand fand die Kraft zum Sprechen. Der Regen schlug regelmäßig gegen das Fenster, und aus irgendeiner Ecke zog es. Unten waren die Gäste der Taverne in lauten Gesang verfallen. Sie würden die halbe Nacht lang singen, doch Inos Schlaf würden sie nicht stören.
Der Ritt durch Ilrane war schwer gewesen, eine körperliche Tortur ununterbrochenen Reitens. Im Impire war diese Anstrengung noch durch die Gefahr verstärkt worden, doch Azak war mit derselben brutalen Geschwindigkeit weitergeritten, von Posten zu Posten, als sei er ein imperialer Kurier. Er hatte die Postmeister bestochen, damit sie ihm die besten Pferde gaben, und zahlte Strafe für das, was er dem letzten Gespann angetan hatte. Tag für Tag nicht enden wollendes Stampfen, und jetzt noch der Regen, der Sturm und die Winterkälte. Schon die Mühe, die es kostete, ein Pferd durch Schneeregen und Dunkelheit weiterzutreiben, konnte eine Frau umbringen.
Weiden und Äcker, Städte und Landgemeinden – das Impire war feucht und düster vorbeigeflogen, ohne daß Inos es zu schätzen gewußt hätte. Diese Art des Reisens war keine Übung, an die man sich gewöhnte. Es war eine Tortur, die jede Kraft aufbrauchte und Geist wie Körper zugrunde richtete.
Jeden Abend war sie davon überzeugt, nicht viel mehr ertragen zu können. Jeden Morgen fand sie irgendwie die Kraft, erneut auf ein Pferd zu klettern und eine weitere Wegstunde zu reiten.
Und noch eine.
Und noch eine…
Doch Azak wußte, was er tat. Überall sprach man vom Krieg: Geschichten von den Greueltaten und Provokationen der Djinns, Imps, die in Zark belästigt wurden, Mädchen, die entführt, in üble Serails verschleppt wurden und Hilfe brauchten. So ziemlich dieselben Geschichten waren schon Hunderte Male zuvor erzählt worden, über Djinns oder Zwerge oder Elfen, ganz wie es die Politik erforderte. Es gab noch weitere Verleumdungen, die hervorgezerrt werden konnten, wenn es galt, Krieg gegen andere Rassen zu rechtfertigen, gegen Faune, Trolle und das Merfolk und die Menschenfresser, die als unmenschlich dargestellt werden konnten. Die Legionen würden erst im Frühling losmarschieren, doch die Steuern brauchte man sofort, also mußten die Menschen vorbereitet werden.
In Zark war Azak auffallend groß, im Impire war er ein Riese. Er hätte Gesicht und Haare färben können, nicht aber seine Augen. Die Zivilbevölkerung war ihnen feindlich gesonnen – mehrere Male waren er und seine Gefährten in den Städten ausgebuht, einmal sogar fast gesteinigt worden –, während das Militär auf Djinns reagierte wie Hunde auf Katzen. Auf der Hauptverkehrsstraße machten sie Jagd auf sie, und die Hälfte der Postmeister weigerte sich, Geschäfte mit dem Feind zu machen, bis sie die Erlaubnis von einem Zenturio hatten.
Sechs-oder siebenmal am Tag sah sich Inos von bewaffneten Männern mit nervös zuckenden Schwertern und Haß in den Augen umringt, doch bislang war das Dokument der Elfen respektiert worden. Sie hatte keine Ahnung, was in dieser beeindruckenden Fälschung stand, denn Azak hielt sie immer bei sich, doch sie schüchterte den durchschnittlichen Zenturio ein wie ein Schwarm Drachen. Aber ein oder zwei waren ganz deutlich argwöhnisch geblieben, und dieser Widerwille, ihnen zu glauben, wurde immer deutlicher, je näher sie Hub kamen. Hier im Zentrum waren wahrscheinlich die gewöhnlichen Schwertkämpfer besser ausgebildet und intelligenter als ihre Kollegen aus der Provinz. Früher oder später würde ein gerissener junger Legionär die Fremden genauer befragen, und dann wäre die Hölle los.
Die Gasthäuser an den Poststationen boten ein breit gefächertes Angebot von luxuriös bis erbärmlich, und Azak nahm immer das billigste. Er hatte viel Gold, doch er wollte einfach Aufsehen vermeiden. Seine Strategie war
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