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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf und ab ging oder Andor sich ein liebreizendes Dienstmädchen suchte, mit ihm sein Bett zu teilen. Er wußte, wann Thinal für einen guten Zweck etwas einsteckte.
    Noch bevor sie in Arakkaran aufgebrochen waren, hatte die Prinzessin eine ganze Reihe von Broschen und feinen Perlenketten zum Vorschein gebracht und darum gebeten, daß Sir Andor sie verkaufen möge, um damit die Reise zu finanzieren. Sie hatte vielleicht eine ungefähre Vorstellung davon, was es kostete, erster Klasse auf einem noblen Schiff zu reisen, doch erfaßte sie offensichtlich nicht die Kosten, die damit verbunden waren, stilvoll bei fünfundzwanzig Wegstunden pro Tag über die Große Straße zu fahren.
    Vielleicht vermutete sie es, denn sie wurde stets unruhig und gereizt, wenn Andor davonging, um über die Märkte der Städte zu schlendern. Natürlich waren die Pfandhäuser sein Ziel, auch wenn man nie darüber sprach. Die laufenden Finanzen wurden unwissentlich von den Gastgebern der Prinzessin und ihren Freunden unterstützt, und Thinal war Kades Agent. Rap fragte sich, ob Inos das genauso lustig gefunden hätte wie Gathmor. Er jedenfalls war anderer Meinung.
    Doch falls die Prinzessin ahnte, daß sie stahl, war sie bereit, sogar das für Inos zu tun.
    Hier war endlich die Abzweigung. Er hatte keinen Zweifel, denn ein Magier brauchte nur wenig Richtungshinweise. Er brachte die Kutsche vor einem ehrfurchtgebietenden Torweg zum Stehen. Ein Mann kam aus dem Torhaus gerannt und ordnete für die vornehmen Leute sein Haar. Er öffnete die Torflügel, und Rap ließ das Gespann die lange, breite Kiesauffahrt hinauftraben. Zu beiden Seiten erstreckte sich üppiger Park, und über den vor ihnen liegenden Bäumen ragten Türmchen in den Himmel.
    Inzwischen hatte Andor Sagorn ersetzt, und die Prinzessin warf einen Blick in einen Handspiegel. Sie hatten zweiundzwanzig Wegstunden geschafft, weniger als üblich. Morgen würden sie versuchen, mehr zu schaffen. Und morgen würde die Vorahnung noch schwerer auf Raps Schultern lasten. Ständig nagte sie an ihm und rief: »Kehr um! kehr um!«
    Schließlich würde die Reise zu einem Ende kommen. Natürlich könnte er möglicherweise vorher wahnsinnig werden, doch ansonsten würden die Dächer von Hub und die Wasser des Cenmere unweigerlich aus der nebligen Ferne auftauchen. Dann würde er entdecken, welch schreckliche Bestimmung ihn dort hinter dem furchteinflößenden, quälenden weißen Schleier seiner Hellsicht erwarten würde. Das magische Fenster hatte ihm drei Prophezeiungen gezeigt, und zwei davon standen ihm noch bevor – und doch dachte er irgendwie, daß der weiße Schleier Dinge verbarg, die zeitlich noch vorher lagen. Doch er wagte nicht, in die Zukunft zu sehen, um es herauszufinden.
    Vielleicht wäre Inos in Hub. Die Prinzessin war davon überzeugt oder versuchte es zumindest. Rap hoffte es. Er hätte Inos gerne wiedergesehen, um ihre Narben zu heilen und ihr zu versichern, daß er keine schlechten Absichten hegte. Doch was würde sie von der Vergebung eines Stalljungen halten? Wer war er, daß er vergeben wollte?
    Es gab nichts zu vergeben.
    Er sprach in Gedanken mit den Pferden, und der prächtige Wagen kam sanft vor der breiten Treppe und einer massiven Tür zum Stehen, die von jahrhundertealtem Efeu umrankt war. Noch bevor Gathmor ausgestiegen war, flogen die großen Türen auf. Wie an vielen Abenden zuvor rannte eine Dame mittleren Alters in einem feinen Kleid mit ausgebreiteten Armen die Stufen hinunter und rief: »Kade! Tante Kade!«



11
    Das Vorderrad auf der Beifahrerseite fuhr durch ein Schlagloch. Die Kalesche schlingerte, und mit hörbarem Knacken brach eine Feder. Pferde wieherten erschrocken auf, und das Gespann kam rumpelnd zum Stehen.
    Odlepare saß einige Augenblicke da und lauschte dem Plätschern des Regens auf dem Dach. Hinter dem Fenster war alles schwarz.
    Er konnte kaum glauben, daß es überhaupt ein Schlagloch auf der wichtigsten Hauptverkehrsader in einem Umkreis von einhundert Wegstunden um Hub gab, doch wenn ja, dann hatte die Kutsche des Königs es so sicher gefunden, wie die Schwalben im Frühling zurückkehren.
    »Was ist passiert?« verlangte Angilki zu wissen, und der trübe, schmollende Ausdruck auf seinem teigigen Gesicht war im letzten schwachen Licht des Abends gerade noch erkennbar.
    »Eine gebrochene Feder, fürchte ich, Eure Majestät.«
    »Das ist sehr unpassend, Odlepare.« Zumindest konnte er sich inzwischen an den Namen seines Sekretärs erinnern. In

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