Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
jetzt selten, und das ist ein Zeichen für gute Dienste.«
    Gathmor stand steif in Habachtstellung, scheinbar ein musterhafter Gefolgsmann in herausgeputzter Livree. »Seeleute können alles, Ma’am, auch wenn es ihnen zuwider ist!«
    Prinzessin Kadolan zuckte zusammen und verschwand ohne ein weiteres Wort in der neuen Kutsche.
    »Nun, ich nehme an, die Sache ist klar«, sagte Andor, und auf seinem allzu schönen Gesicht breitete sich ein amüsiertes Leuchten aus. Sein Gewand hätte einen Angestellten des Verwalters in Krasnegar den Lohn von drei Leben gekostet.
    Rap gab Foggy einen letzten Klaps, während er ein letztes Mal ihr Gefährt mit der Sehergabe überprüfte.
     
    Andor blieb an der Stufe der Kalesche stehen. »Die Fahrt wird ziemlich heikel, mein Junge. Ich zeige dir am besten die Richtung.«
    Raps Nerven waren viel zu angespannt, um Späße zu treiben. »Sag einfach links oder rechts, wenn ich abbiegen soll. Du brauchst auch nicht zu schreien.«
    Andor zuckte zusammen. »Du kannst hören, was wir da drinnen sagen?«
     
    »Wenn ich es will. Rechts oder links aus dem Tor?« Rap schwang sich auf den Kutschbock, ohne eine Antwort abzuwarten.
     
    »Links!« flüsterte Andor ärgerlich und stieg zur Prinzessin in den Wagen.

    Hub war riesig. Andor hatte ihm das schon vor langer Zeit erzählt, aber Rap hatte sich niemals so viele Wegstunden geschäftiger Straßen und protziger Architektur vorgestellt, und je näher er an das Herz der Hauptstadt kam, um so großartiger und geschäftiger wurde alles. Unendliche Reihen von Wohnhäusern für die Armen machten ansehnlichen Häusern Platz, und diese wichen schließlich für prächtige Häuser an Parkanlagen, Denkmälern und grandiosen öffentlichen Gebäuden und Tempeln… vor allem Tempeln. Dutzende von Tempeln. Selbst in dem trüben Nieselregen war Hub überwältigend. Er konnte sich nicht vorstellen, wie imponierend es im Sonnenschein sein würde.
    In der Kutsche war Kade so aufgeregt wie ein Kind, und Andor spielte blasiert den Reiseführer: er zeigte, benannte und erklärte. »Wegen der Tempel wird die Stadt >Stadt der Götter< genannt, Ma’am. Jeder einzelne Gott hat Ihren eigenen Tempel. Es heißt, die zuständige imperiale Behörde baut immer weiter, und wenn ein neuer Gott auftaucht, gibt es bereits einen Tempel, der Ihnen geweiht werden kann.«
    »Sieh an! Nun, ich muß einige davon besichtigen. Und da es offensichtlich der Gott der Liebe war, der Inos erschienen ist, sollte ich vielleicht mit Ihrem Tempel beginnen.«
    »Äh… das würde ich nicht empfehlen! Dort lungern viele zweifelhafte Gestalten herum.«
    Rap hatte wenig Zeit, die Passagiere zu belauschen oder die Stadt zu bewundern oder über seine Zukunft nachzugrübeln. Er war gezwungen, auch gegen seinen Willen ein paar seiner Fähigkeiten anzuwenden, und er hatte keine Ahnung, wie es normalsterbliche Fahrer fertigbrachten, unversehrt durch diesen heftigen Verkehr durchzukommen. Überall fuhren Kutschen, alle gesteuert von Wahnsinnigen, während der Rest der Bevölkerung auf denselben Straßen offenbar in dem fruchtlosen Versuch, trocken zu bleiben, Wettrennen und Wassersport ausübte. Er dachte, er würde es sogar vorziehen, bei Flut und im Sturm über den Damm in Krasnegar zu fahren. Er überlebte nur, weil er die absolute Kontrolle über die Pferde hatte und auch über alle anderen Pferde – als er vorbeifuhr, provozierte er allerlei wohlformulierte Flüche.
Das war natürlich gefährlich. Irgendein Zauberer könnte ihn aufspüren oder irgendein Geweihter eines Wächters, der auf der Jagd nach Rekruten war, doch hielt Rap das für ziemlich unwahrscheinlich. Er hatte inzwischen gelernt, seine Fähigkeiten anzuwenden, ohne die Umgebung allzusehr in Schwingungen zu versetzen, und hier in Hub hatte er gerade erst einen weiteren Schutz entdeckt – die ganze Zeit schimmerte Zauberei und Magie im Hintergrund. Es wäre vermutlich so gut wie unmöglich, eine geflüsterte Beeinflussung der Tiere in diesem ganzen okkulten Stimmengewirr aufzuspüren.
    Er erhaschte im Vorbeirasen einen kurzen Blick auf die goldenen Türmchen des Palastes des Ostens und einen noch kürzeren Blick auf den OpalPalast dahinter, und dann führten Andors Anweisungen ihn gen Süden, hinaus aus dem Zentrum.
    Als er die willkommene Neuigkeit hörte, daß das vor ihnen liegende Wirtshaus ihr Ziel war, wurde es schon dunkel. Rap steuerte in den Hof, hielt an, blieb für einen Augenblick bewegungslos und ruhig einfach sitzen und

Weitere Kostenlose Bücher