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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Prinzen neben dem Thron. Er war sehr bleich, und er zitterte wie im Fieber. Der stumme Blick, den er seiner Mutter zuwarf, schien um irgend etwas zu bitten, doch sie saß zusammengesunken und schmollend auf ihrem Stuhl und achtete auf nichts und niemanden. Sorgte sie sich nicht um die Gesundheit ihres Sohnes? Und warum zeigte ein Junge seines Alters nicht mehr Interesse an diesen Gesprächen über Zauberei und Kampf? War er schwachsinnig? Hatte Epoxague das heute morgen gemeint?
    Kalkor seufzte und betrachtete Rap wieder mit seiner üblichen Verachtung. »Ich nehme an, ich muß wohl mein Leid tragen und die Königsbürde annehmen, die meinen widerwilligen Schultern aufgedrängt wird. Also, mein Freund –hier ein Andenken! Ein Geschenk zum Abschied.«
    Mit einer flinken Geste warf er etwas über die anderen hinweg zu Rap, als wolle er fangen spielen.
    Rap streckte den Arm offenbar ohne nachzudenken aus und fing es… was es auch war…
    Etwas Rotes.
Etwas, das ungefähr die Größe einer geballten Faust hatte…
    Rap schrie auf und sprang rückwärts und ließ den eigenartigen Gegenstand fallen, als habe dieser ihn verbrannt. Er verschwand. Die Höflinge schrien ebenfalls auf und zogen sich erschreckt von der Stelle zurück, wo der Faun gestanden hatte.
    Das Geschenk, was es auch gewesen sein mochte, war ebenfalls verschwunden, doch das Gras, wo es gelegen hatte, war blutig. Ythbane sprang auf. »Was war das?« bellte er. »Was ist geschehen?«
    Kalkor verzog seine regennassen Schultern zu einem übertriebenen Zucken. »Ich habe wirklich keine Ahnung, Eure Hoheit. Anscheinend ist Master Rap zu dringenden Geschäften berufen worden. Vermutlich ist ein Freund unerwartet krank geworden.« Er lachte heiser.
    Dem Regenten fehlten ganz eindeutig die Worte, und die Zuschauer zuckten zusammen, als ihnen klar wurde, was geschehen war – zweimal waren sie Zeuge offensichtlicher Zauberei geworden. Der Faun war verschwunden, und der Jotunn hatte etwas geworfen, was er zuvor nicht in seinen Händen gehalten hatte, und ganz sicher hatte der zerlumpte Pelz, den er trug, keine Taschen.
    Dann kam Rap zurück. Die Höflinge prallten noch weiter zurück und isolierten die beiden Gegner. Raps Gesicht war fahl geworden, und seine Augen traten aus ihren Höhlen. Er starrte den Than an und machte würgende Laute.
    Kalkor seufzte. »Natürlich nicht im wörtlichen Sinne ein Herz aus Gold, aber ich bin sicher, er hatte viele bewundernswerte Eigenschaften.« »Ungeheuer!« schrie Rap mit brechender Stimme. »Dämon des Bösen!« »Schmeichelei wird Euch nichts nützen. Erspart mir Eure unziemlichen Proteste der Dankbarkeit.« »Herzloses Ungeheuer!«
    »Herzlos?« Kalkor sah ihn verletzt an. »O nein! Ich nicht! Er, ja, aber was soll man von einem einfachen Seemann erwarten? Ihr habt nicht versucht, es wieder einzusetzen, oder?«
    Rap drehte sich zu Inos um, und sie krümmte sich unter dem unerklärlichen Entsetzen in seinen Augen.
     
    »In Ordnung!« rief er. »Ich werde es tun! Nehmt diese Herausforderung an, und ich werde das Schwein für Euch töten!«
     
    Er wirbelte herum und rannte los.
     
    »Ihr da!« kreischte Ythbane aufgeschreckt. »Kommt zurück! Wachen – fangt diesen Mann!«
     
    Die Prätorianer setzten sich in Bewegung. Die Höflinge zerstreuten sich. Inos wußte, daß es keinen Zweck haben würde, ihn zu verfolgen. Nicht, wenn Rap jetzt ein Zauberer war.
     
    »Inos!«
     
    Sie sah zu Kade hinunter, die sie offensichtlich erfreut anstarrte. »Deine Wangen, Liebes!«
     
    Inos hob die Finger an die Schminke, die von ihrem Gesicht abblätterte, und sie fand keinerlei Verwundungen mehr.

2
    Der Nachmittag schien sich ewig hinzuziehen.
    Als Ythbane seine Opfer auswählte, war Inos die erste auf der Liste. Sie wurde in einer sehr klapprigen Kutsche zurück zum Palast geschickt, in Begleitung von drei Legionären mit stählernem Blick, die sich weigerten, zu sprechen, Erklärungen abzugeben oder irgendeine Frage zu beantworten.
    Der OpalPalast war weltberühmt, doch sie wurde durch eine Hintertür hineingeführt und sah daher nichts, das sie beeindruckt hätte. Schließlich wurde sie in einen Raum mit kahlen Wänden und harten Bänken gebracht, wo Frauen die Gefängniswärter waren. Sie sahen aus wie tropische Eidechsen und waren ebensowenig an Konversation interessiert.
    Natürlich war es gefährlich, Imperatoren und ihren Stellvertretern zu nahe zu treten, und Inos wußte, daß sie sich in großer Gefahr befand. Doch sie

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