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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augen.
    »Es ist kein Wort der Macht, Inos. Wenn man eines hört, wißt Ihr… das ist, als würde der Kopf explodieren.«
     
    »Aber…«
     
    »Erinnert Ihr Euch daran, wie es war, als er es Euch gesagt hat? Habt Ihr irgend etwas gefühlt?«
    »Nein. Nur Überraschung. Ich dachte, er phantasierte wieder.« »Dann ist es nicht Eure Schuld.«
»Rap! Was meinst du damit?«
    Sein Gesicht war ihr sehr nahe, und es war wie versteinert. Sie konnte nichts darin lesen.
    »Ich meine, daß manchmal Worte verloren gehen. Vielleicht war Euer Vater schon zu weit aus dieser Welt. Vielleicht lag es an seinem Vater. Irgendwo ist die Kette unterbrochen worden. Irgend jemand hat etwas vergessen oder nicht richtig hingehört.«
    »Nein! Nein! Nein!«
    »Ich fürchte doch. Ihr hättet die Macht gespürt, wenn er es Euch gesagt hätte, und das habt Ihr nicht. Deshalb habt Ihr niemals ein Talent entwikkelt, Inos! Ihr kennt kein Wort der Macht!«
    Das ergab einen schrecklichen Sinn. Grauen befiel sie und ließ sie frösteln. »Aber Kalkor?«
Rap zuckte die Achseln und sah sie nicht an. »Vielleicht ist er nur ein Magier, so wie ich. Ich muß einfach hoffen.« Er klang nicht sehr zuversichtlich.
    »Und dann schaffst du es?«
    »Das hängt davon ab, wer von uns stärker ist – und ich bin ziemlich stark, glaube ich. Wenn unsere Kräfte sich gegenseitig aufheben, kommt es auf die Muskeln an… Aber das ist nicht sehr wahrscheinlich. Lith’rian war sehr entsetzt, als er entdeckte, daß ich spüren konnte, wenn jemand Magie benutzt, und damals war ich nur Geweihter. Ich glaube, er machte sich Sorgen darüber, was ich werden könnte, falls ich noch mehr Worte erfahre.«
    »Und falls Kalkor vier kennt? Rap? Kann ein Magier einen Zauberer besiegen?«
    »Kann eine Maus eine Katze besiegen?«
»Rap!«
    »Mit verschiedenen Tieren wäre es kein Wettbewerb. Herzog Angilki ist immer noch bewußtlos?«
     
    »So sagte man mir heute abend – immer noch im Koma.«
     
    Rap nickte bitter. »Also auch keine Hilfe durch sein Wort. Geht wieder zu Bett, Inos, und ich werde Euch schlafen lassen.«
     
    Er trat zurück, als sie versuchte, ihn zu umarmen.
    »Rap! Hör auf, dich wie ein Idiot zu benehmen! Vergiß Kalkor! Er ist dein Leben nicht wert. Vergiß Azak! Und vergiß Krasnegar! Laß uns jetzt gehen! Du und ich. Sag mir wohin, und ich werde mit dir gehen.«
    »Nein. Ich muß ein anderes Wort finden.« Er hatte wieder diesen sturen Blick.
     
    »Du brauchst nicht für mich zu töten, Rap, weil –«
     
    »Ich tue es nicht für Euch. Auch nicht für Krasnegar. Ich tue es, weil ich es will. Jetzt geht zu Bett.«
     
    »Idiot! Beinahe Morgen? Sagorn hat hundert Jahre lang nach Worten gesucht, und du erwartest, vor heute mittag noch eins zu finden?« Plötzlich wurden seine Augen ganz groß. Sie konnte nur noch seine Augen sehen.
     
    »Geht zu Bett, Inos.«
    Sie gehorchte und schlief, und Rap verließ das Zimmer.

Whispered Word:
    It is the hour when from the boughs
    The nightingale’s high note is heard;
    It is the hour when lovers’ vows
    Seem sweet in every whispered word.
    Byron, Parisina 

(Geflüsterte Worte:
    Es ist die Stund’, in der aus Baumeswipfeln
    Der Nachtigallen hehres Lied erschallt:
    Es ist die Stund’, in der geflüstert’
    Worte holdselig klingen ob der Liebesschwüre.)

Acht
    Des Schicksals Narr

1
    Er rannte gen Norden, denn er wußte, daß das, was er suchte, irgendwo im Norden lag, in der Nähe des Weißen Palastes. In der Nähe des Sees.
    Er lief durch den Regen und wünschte, er hätte immer noch die Beine, die er in der Taiga gehabt hatte. Zuerst hatte das Seefahren ihm das Laufen verleidet und jetzt die vielen Wochen auf dem Wagen; er versuchte, keine Magie anzuwenden.
    Er rannte in den Regen, und er rannte in den Morgen. Seine Zeit floß davon. Er hatte in jener Nacht nicht geschlafen. Wenn diese letzte Möglichkeit fehlschlug, würde noch ein langer Schlaf vor ihm liegen.
    Es war sein dritter Tag in Hub, und das unerklärliche Weiße Grauen mußte kurz bevorstehen. Es würde heute kommen, dachte er. Gott der Gerechtigkeit, laß mich zuerst Kalkor töten! Er hatte immer noch keine Vorstellung, was es sein könnte, denn er fürchtete sich zu sehr, seine Hellsicht zu benutzen. Es mußte einfach der Tod sein. Das war die logische Erklärung – daß die Götter verhinderten, daß ein Mann seinen eigenen Tod sah. Doch auch zwei Wächter hatten seine Zukunft nicht sehen können, und Ishist hatte gesagt, daß es schmerze, wenn

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