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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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konnte sie nun berühren und hatte offensichtlich auch vor, es sofort zu tun –
    Als Azak eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte Inos zusammen, doch sie blickte sich nicht um. Das Signal in ihren Augen schickte Rap eine stumme Bitte, ihr zu helfen und sie zu retten, während sie ihn weiterhin beleidigte.
    »Du warst schon immer ein ungeschickter Trottel! Naiv, Rap! Das bist du! Du hast nie darüber nachgedacht, was die anderen eigentlich wollten! Du hast immer alles akzeptiert, was gesagt wurde, und hast es für bare Münze genommen… Niemand sonst würde auch nur eine Minute lang annehmen, daß die Wächter jemanden dafür bestrafen würden, weil er Kalkor umgebracht hat! Das ist doch offensichtlich, nach allem, was Hexenmeister Zinixo gestern abend gesagt hat, und der Grund, warum sie nicht auf den Regenten gehört haben, denn sie wollten, daß du hingehst und Kalkor umbringst. Aber du konntest das nicht verstehen! O nein! Du mußtest hingehen und ihnen ins Gesicht schlagen, indem du dich in Angelegenheiten des Imperators einmischst, niemand darf –«
    »Ihr wißt nicht, wovon Ihr redet! Wächter fressen Zauberer!« Sie war nicht in Faerie gewesen und verstand nichts von Politik.
     
    »Fressen sie?« wiederholte Inos verständnislos und hielt mit ihrer Tirade inne, um nach Luft zu schnappen.
     
    »Sie geben ihre Worte einem Jünger und bringen sie dann um. Glaubt Ihr, sie werden mir eine Medaille anheften?«
    Sie riß sich aus Azaks Umklammerung los und warf sich wütend auf Rap und versuchte, ihn mit den Fäusten zu bearbeiten. »Worauf wartest du dann noch? Geh fort, du Idiot! Lauf! Lauf!«
    Er packte ihre Handgelenke, und sie war hilflos. Keine Zauberei erforderlich. Es ließ seine Hände sinken, so daß sie gegen seine Brust sank. »Das würde nichts nützen«, sagte er sanft. Sie sah bestürzt zu ihm auf. »Nichts nützen? Warum? Was?«
    Er schüttelte den Kopf: eine Erklärung würde zu lange dauern. Ihr Gesicht war dem seinen sehr nahe. Rote Lippen. Grüne Augen voller Furcht und Verlangen. Duft nach Rosen.
    Da wurde er sich bewußt, daß die Menschen um sie herum ihn erwartungsvoll anstarrten. Der Imperator, der auf seinem Stuhl saß, lugte an den Zuschauern entlang zu ihm hin. Er wollte Rap sprechen.
    Widerwillig ließ Rap Inos los. Den letzten Teil hatte er wirklich genossen. Er ging hinüber zu dem alten Mann.
Emshandar war groß gewesen für einen Imp. Seine Knochen waren es immer noch, doch sein Fleisch war nunmehr so geschrumpft, daß die schwärzliche, fleckige Haut welk herunterhing. Sein Hals sah aus wie ein Fischernetz, das man zum Trocknen an einen Nagel gehängt hatte, und um seinen Mund herum war sein Gesicht eingefallen. Strähnen weißen Haares hingen strähnig von seinem Schädel. Die Nase war messerscharf, doch in seinen Augen glühte noch ein Feuer; damit hatte Rap aber nichts zu tun. Selbst in den wollenen Lumpen besaß der alte Mann eine Aura der Autorität.
    Hinter den strahlenden Gesichtern, die ihn umgaben, befanden sich die meisten Höflinge in einem Zustand der Panik. All ihre schönen Berechnungen waren durch unerwartete Zauberei zu Staub zerfallen. Wer hatte jetzt das Sagen? Wie lange würde diese Verbesserung seines Zustandes andauern? Wie lange, bis der alte Mann ohnehin starb? Seine Schwiegertochter, die jetzt die Frau des Regenten war, stand sehr nahe bei ihm und versuchte, nicht allzu krank zu wirken und ihr übliches Schmollen zu einem Lächeln zu verziehen.
    Es war sehr befriedigend – und doch auch sehr unbefriedigend, denn als Rap noch ein Normalsterblicher gewesen war, hatte er es gehaßt, wie die Zauberer mit dem gewöhnlichen Volk spielten. Jetzt fing er selbst damit an. Und er war erst seit ein paar Stunden Zauberer.
    Er sank im Gras neben den Füßen des Imperators auf die Knie. »Eure Majestät?«
     
    »Es scheint, Wir waren mehrere Monate lang krank, und Ihr habt Uns heute durch Zauberei geheilt. Ist das richtig?«
     
    »Jawohl, Sire.«
    Die alten dunklen Augen waren verhangen, aber gewitzt. Sie taxierten Rap sorgfältig und fuhren dann flackernd über die anderen Zuschauer und Zuhörer. Er wollte wissen, warum, doch er würde nicht fragen, nicht hier und nicht jetzt.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Rap. »Wir werden diese Zusammenkunft in einem wärmeren und trockeneren Klima fortsetzen. Den Rest befehligen wir –« Doch der alte Fuchs wußte, daß seine Autorität bei weitem noch nicht wiederhergestellt war. »– aber man kann nur darum

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