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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geschirren schaukelte die Kutsche sanft über die Straße. Ythbane starrte ihr nach, und auch andere Gesichter neben ihm hatten ihre vorgetäuschte Heiterkeit verloren. Rap richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine illustren Gefährten und die üppige Pracht seiner Umgebung – Türgriffe aus Elfenbein, goldene Lampen. Das bescheidene alte Krasnegar schien sehr weit entfernt.
    Während der alte Mann ganz offensichtlich über seine erste Frage nachdachte, ordnete er die Reisedecke, die man über seine Knie gelegt hatte. Doch Rap kam ihm zuvor.
»Shandie, ich werde deine Abschürfungen heilen, aber zuerst möchte ich, daß du sie deinem Großvater zeigst.«
    Der Junge wurde blutrot und gleich darauf leichenblaß. »Ihr dürft keine Magie bei mir anwenden… äh, Rap! Ich gehöre zur Familie!«
    »Nun, ich habe das Protokoll schon schlimm verletzt, und ich nehme nicht an, daß der zerschundene Hintern eines Jungen für die Geschichte von Pandemia einen großen Unterschied macht.«
    Shandie kicherte über diese Feststellung und sah den Imperator ratsuchend an.
    »Zeig es mir!« Der Imperator blickte streng. Als Shandie aufstand, sich umdrehte und seine Hosen hinunterließ, um die schrecklichen Striemen zu zeigen, wurde der Blick noch strenger.
    »Wer hat das getan?«
    »Ythbane«, flüsterte der Junge, versetzte sich in einen anständigen Zustand und setzte sich schneller wieder hin, als er beabsichtigt hatte. Seinem Mund entrang sich ein Klagelaut.
    »Beim Blut des Keilers!« brüllte der Imperator. »Warum?«
    Shandie zuckte zusammen. »Ich habe gestern abend bei der Zeremonie herumgezappelt… ich habe es gar nicht gemerkt, ehrlich! Und dann habe ich mich umgedreht, weil ich dachte, ich sollte nicht mit dem Rücken zum Hexenmeister stehen. Aber Ythbane sagte, das sei falsch gewesen.« Er zog die Nase hoch.
    »Gott der Barmherzigkeit!« flüsterte der alte Mann. »Master Rap, er hatte ganz recht, niemand darf bei ihm okkulte Kräfte anwenden, aber… wenn Ihr glaubt, auch dieses Risiko eingehen zu können, dann werde ich noch mehr in Eurer Schuld stehen als bislang, und die Götter wissen, ich verdanke Euch mein Leben!« Seine Augen zeigten, wie sehr er sich schämte, doch brannte in ihnen auch ein Funke von Angriffslust.
    Man kann sich genausogut für ein Pferd wie für ein Pony hängen lassen, hatte Raps Mutter immer gesagt.
     
    Zauberei! »Wie fühlst du dich jetzt, Shandie?«
     
    Der Prinz schnappte nach Luft und sah ihn verwundert an. »Danke, Sir!« Eine Träne rann über seine Wange.
     
    »Bitte sehr, und bitte, nenn mich nicht >Sir<. Was macht dir sonst noch Kummer?«
     
    »Nichts, Rap! Nichts. Ich fühle mich jetzt sehr gut, danke.« Er grinste glücklich und genoß das Gefühl.
    Der Regen trommelte auf das Dach und lief an den großen Fenstern hinunter. Unter den Rädern stob das Wasser hervor und spritzte unter den den Hufen der Pferde hoch. Ein Zug Husaren ritt voraus und machte ihnen den Weg frei, ein weiterer Zug sicherte sie von hinten, doch die Menschenmengen hatten sich schon lange in Sicherheit gebracht, es herrschte nur sehr wenig Verkehr.
    Der Imperator hatte Raps Besorgnis gespürt und wartete auf eine Erklärung.
    »Shandie«, sagte Rap. »ich glaube, daß dich noch mehr beunruhigt.« Selbst seine okkulten Sinne konnten den eigenartigen Nebel, der den Jungen umfing, nicht erklären. Es war keine Magie, aber es war gewiß nicht gesund.
    »Nun… Nichts!« Der Junge kauerte sich ängstlich in die Ecke. »Sag es mir!«
    »Nun… es ist nur… es ist nur, daß ich jetzt gerne eine Löffel von meiner Medizin hätte. Aber ich kann sie kriegen, sobald wir im Palast sind!« fügte er schuldbewußt hinzu.
    Rap spürte die Reaktion des Imperators auf diese Worte. Der alte Mann war offenbar noch entsetzter als zuvor.
     
    »Was für eine Medizin?« bellte er.
    Shandie wurde noch blasser. »Sie lindert die Schmerzen. Moms gibt sie mir… Aber ich kann sie mir selbst nehmen, wenn ich will.« »Gott des Gemetzels!« Die Worte kamen leise heraus, doch das abgezehrte Gesicht wurde fieberhaft rot vor Wut.
    »Könnt Ihr das erklären, Sire?« Rap war immer noch verwirrt.
    »Eine Art suchterzeugendes Elixir. Es wurde früher schon einmal benutzt.« Der alte Mann hielt inne und murmelte dann: »Es blockiert die höheren intellektuellen Funktionen.«
    Rap konnte mit solch großen Worten nicht viel mehr anfangen als Shandie, doch er konnte ihre Bedeutung erraten: Es raubt den Verstand!
    Da Rap nun wußte,

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