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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pelzen schwitzte, hastete durch die Lagerräume, suchte die Sachen zusammen und trug sie zu den Ställen; dabei benutzte er kein Licht, dennoch zögerte oder stolperte er nur selten.
    Das Bettzeug lag dort, wo er es vermutet hatte, ebenso die Äxte, der Hafer, die Speere und die Schaufeln… er verbarg seine Diebesbeute in einer leeren Pferdebox und machte sich dann an die Vorbereitung der Pferde.
    Firedragon war eine Versuchung, doch er war der Deckhengst der königlichen Herde, also mußte er dieser Versuchung widerstehen. Junge Tiere wären am besten, aber selbst sie zeigten langsam die Auswirkungen des harten Winters. Im kalten, unbarmherzigen Mondlicht sattelte er Joyboy und Crazy; Peppers und Dancer belud er mit Futtertaschen und Ausrüstung.
    Schließlich war er fertig; er ließ sich auf einen Sack Spreu fallen, um zu Atem zu kommen und zu überlegen, ob er etwas vergessen hatte. Der Stall war dunkel, warm und roch nach Pferden, ihr Schnaufen und ihre Bewegungen klangen heimelig und vertraut… und als Rap dort so saß, wurde ihm schlagartig klar, was er gerade getan hatte. Die Lagerräume waren für ihn offen gewesen, weil er Foronods Helfer war – Foronods Helfer, dem man vertraute. Ihm waren die Schlüssel anvertraut worden, und er hatte dieses Vertrauen mißbraucht! Er verweigerte seinem König den Gehorsam. Wer war er, daß er Inos auf eine gefährliche Reise durch den Winterwald holen wollte, wenn der König es nicht tat? Hatte Andor ihn verhext? Er begann gleichzeitig zu zittern und zu schwitzen. Verräter! Dieb!
    Er war verrückt! Vielleicht war noch Zeit, seinen Irrtum zu korrigieren, bevor Andor zurückkam – dann würde niemand je davon erfahren. Hektisch vor lauter Schuldgefühlen, mit Fingern, die so ungeschickt waren wie seine Zehen, begann Rap, die Last wieder von den Ponies abzuladen.
    Er hatte kaum damit begonnen, als eine Tür in den Angeln kreischte. Er zuckte zusammen, aber er wußte, daß es Andor war, bevor er ihn sehen konnte.
    Heilfroh ließ Andor einen riesigen Sack mit Vorräten von seinem Rücken gleiten. »Guter Mann! Beinahe fertig, wie ich sehe. Du bist ein Wunder, Rap, selbst unter den Nordländern – und du weißt, was die Leute über sie sagen.«
    »Nein? Was sagt man über uns?«
    »Oh«, antwortete Andor unbestimmt, »nun ja. Selbstsicher, hart, zuverlässig. So was. Jetzt zum Geschäft!« Grinsend hielt er Hononins Schlüssel hoch und klimperte mit ihnen herum.
    Wie hatte er das geschafft? Raps Herz klopfte vor kaltem Entsetzen, als er sich an die Geschichten über den Fischer Kranderbad und andere erinnerte. »Was hast du ihm angetan? Sag es mir!«
    »Nicht das geringste, Bursche. Er trinkt immer noch den Winterfestpunsch im >King’s Head<.«
     
    »Er hat dir die Schlüssel gegeben?«
     
    »Nein. Er ließ sie auf den Boden fallen, aber das weiß er noch nicht. Also, was fehlt uns noch?«
     
    Zehn Minuten später schlossen sie das Stalltor auf und traten hinaus in den Burghof und die tödliche Kälte.
    »Verdammt!« rief Andor aus. Die Expedition stieß bereits auf erste Schwierigkeiten. Zwar waren die äußeren Tore niemals verschlossen, sondern nur verriegelt, doch lag eine gigantische Schneewehe vor ihnen. Die Nebentür war offen, und ein ausgetretener Pfad führte hindurch, doch die Packpferde würden diesen Weg mit ihrer Last nicht nehmen können.
»Wir müssen abladen und draußen wieder aufladen«, sagte Rap und spürte bereits die beißende Kälte in den Knochen.
    »Das glaube ich auch«, murmelte Andor. »Ist dort draußen jemand?« »Ich… ich weiß es nicht!«
»Benutze deine Gabe.«
    »Ich kann nicht!« Rap verspürte plötzlich Panik. Sollte seine geheimnisvolle Macht ihn jetzt verlassen, wo er gerade eingewilligt hatte, sie zu benutzen? Er konnte nichts erspüren – dadurch wurde ihm klar, wie sehr er sich bereits daran gewöhnt hatte, seine Sehergabe zu benutzen, ohne es richtig zu bemerken. Ein Schuldgefühl durchzuckte ihn. Entzogen ihm die Götter ihre Gabe wieder?
    Andor lachte leise in sich hinein. »Dann versuch es anders. Geh hinaus und sieh, was passiert.«
    Verwirrt übergab Rap ihm die Zügel und trat durch den Nebeneingang. Einen Moment später kam er zurück. »Du hattest recht! Das Tor verhindert es – was immer es ist.«
    »Hätte ich wissen müssen! Das Schloß ist gegen Magie gefeit.« »Magie? Ich bin kein Zauberer!«
    »Nein, Bursche, aber deine Sehergabe ist nicht weltlich. Warum glaubst du hat der alte Inisso eine Burg gebaut?

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