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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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harte, unfreundliche Gesichter mit dunkler Haut, die um die Augen mit komplizierten Tätowierungen versehen war.
    Der in der Mitte schien älter als die beiden anderen. Er trug die reichsten Verzierungen auf seinen Kleidern und im Gesicht, und er sprach zuerst; er bellte Rap eine Frage entgegen, die dieser nicht verstand, und machte dabei einige Drohgebärden mit dem Speer.
    Andor schien sich aufzurichten, groß und imposant. Er sprudelte eine Antwort in derselben Sprache heraus; seine Stimme klang härter und viel tiefer als gewohnt. Rap zuckte überrascht zusammen, als er das hörte. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, daß Kobolde eine andere Sprache hatten.
    Dann fragte er sich, woher Andor sie konnte.
     
    Die Speerspitzen senkten sich ein wenig. Der Anführer stellte eine weitere Frage und klang überrascht.
    Andor antwortete und zeigte auf sein Gesicht. Jetzt konnte Rap ein oder zwei Worte verstehen. Es war ein merkwürdig rauher Dialekt, aber keine völlig eigene Sprache.
    Der Anführer bellte seinen Begleitern einen Befehl zu und kam dann allein näher, wobei er seinen Speer in Hüfthöhe hielt. Er lugte in Andors Kapuze hinauf.
    Rap hatte gerade festgestellt, daß er kaum über Andors Schulter blicken konnte. Andor war viel größer als normal, und auch viel breiter. Sein Mantel spannte sich über mächtigen Armen und Schultern. In Raps Augen, und auch in seiner Sehergabe, wirkte er nicht echt. Da war noch ein größerer Mann in Andor.
    Der Anführer hatte weitere Fragen heruntergerasselt, und Andor beantwortete sie. Der Anführer entblößte mit einem breiten Grinsen unregelmäßige Zähne. Er streckte seine behandschuhte Hand aus und drehte Andor um. Er wollte Andors Tätowierungen im Licht des Feuers sehen, doch dabei zeigte er Rap das Gesicht.
    Das war nicht Andor. Das war ein riesiger Mann, ein Mann mit dem häßlichsten und furcherregendsten Gesicht, das Rap je gesehen hatte – die Nase zur einen Seite verbogen, ein Mundwinkel durch eine Narbe nach oben gezogen, ein Augenwinkel durch eine weitere Narbe entstellt. Andors dunkler Stoppelbart war verschwunden – dieser Mann wirkte frisch rasiert. Er war kein Kobold, aber er hatte Tätowierungen eines Kobolds um die Augen – blasse Jotunnaugen, die jetzt Raps Blick trafen und voller verächtlichem Vergnügen zwinkerten. Seine vorderen Zähne fehlten oben und unten und verliehen ihm ein äußerst abstoßendes und drohendes Wolfsgrinsen.
    Rap wandte sich angeekelt ab und trat beinahe ins Feuer. »Wo ist Andor?«
     
    »Ihr werdet ihn sehr wahrscheinlich nicht wiedersehen.«
    Raps Herzschlag setzte beinahe aus, und er fürchtete, in Ohnmacht zu fallen. Andor war nur wenige Minuten zuvor noch da gewesen. »Wer seid Ihr?« schrie er.
    »Ein Freund von ihm«, antwortete der große Mann. »Ich bin Darad. Man hat Euch vor mir gewarnt.«

5
    Der Anführer untersuchte im flackernden Licht des Lagerfeuers ganz genau Darads Tätowierungen: sie schienen ihn offensichtlich zufriedenzustellen. Er lächelte und ließ seinen Speer fallen, versuchte, den Giganten zu umarmen und wurde selbst wie von einem Bären umschlungen. Das sollte wohl ein gutes Zeichen für Darad sein, aber wer würde Rap umarmen?
    Auch die beiden Begleiter des Anführers lächelten jetzt und traten vor, um vorgestellt und ebenfalls umarmt zu werden. Die anderen Kobolde kamen hinter den Bäumen hervor, so leise wie Mondstrahlen, und erschienen wie Geister ganz plötzlich im Schein des Feuers. Die meisten waren jüngere Männer, sie trugen Speere oder Bogen. Alle trugen die gleichen fransigen und perlenbestickten Wildlederkleider.
    Was ging hier vor? Offensichtlich war da eine Art Zauber am Werk, doch Andor war ganz sicher kein Zauberer. Zauberer brauchten die Unbill einer tagelangen Reise durch die Ödnis nicht auf sich zu nehmen; sie verfügten über Fähigkeiten, solchen Gefahren und Unbequemlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Wenn Andor ein Zauberer gewesen wäre und das verdammte magische Wort wissen wollte, das er in Raps Besitz wähnte, hätte er seine Macht sicher schon früher enthüllt.
    Und wer war dieser Darad, vor dem ihn Jalon gewarnt hatte, dieser Darad, der passenderweise die Tätowierungen der Kobolde trug und ihre Sprache sprach? Rap zitterte beim Gedanken an Kranderbad und die anderen, die versucht hatten, gegen Andor zu kämpfen, und die dann so grausam dahingemeuchelt worden waren. Der Gedanke, daß der sanfte, freundliche Andor derartige Greueltaten vollbringen könnte, selbst in

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