David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Schutzbrille absetzte, bevor er sprach.
» Commander Trevellyan? Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Ihre Freundin gefunden haben. Zumindest glauben wir das.«
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Alle paar Jahre denkt die Navy sich etwas Neues aus. Das Letzte war ein Gesundheitsprogramm. Zugleich mit der Routineuntersuchung sollte eine Reihe von weiteren Untersuchungen durchgeführt werden, angeblich, um die Kosten zu senken. Man verpackte es als Zusatzleistung, aber damit konnte man niemanden täuschen. Der eigentliche Zweck war zu offensichtlich: Man wollte Krankheitsausfälle minimieren. Es war, als wären wir Maschinen und die Bosse wollten so wenig Produktionsausfälle wie möglich.
Es geschah auf freiwilliger Basis. Schätzungsweise die Hälfte der Leute nahm das Angebot an. Vielleicht ist diese Zahl sogar zu hoch. In meiner Branche ist die Sorge um mögliche Erkrankungen in der Zukunft nicht gerade vorrangig.
Ich selbst ging nicht hin. Was mich betraf, so wollte ich es lieber nicht wissen, ob mich in Zukunft etwas Schlimmes erwartete. Und das bezog sich nicht nur auf meine Gesundheit.
Damals schien mir diese Einstellung sinnvoll.
Heute bin ich davon nicht mehr so überzeugt.
Auf dem Weg nach oben in den ersten Stock kamen mir vier weitere Agenten entgegen. Alle trugen Ausrüstung – Gewehre, eine Aluminiumleiter, einen metallenen Greifarm mit einer Art Kralle am Ende, ähnlich wie die, mit der die Parkwächter Abfall auflesen, und eine Videokamera an einer Teleskopstange. Keiner von ihnen sah mir in die Augen. Und ich bemerkte noch etwas. Sie atmeten alle durch den Mund.
Je weiter ich nach oben kam, desto klarer wurde mir der Grund. Im Eingangsbereich hatte es wie in den meisten Krankenhäusern nach Desinfektionsmittel gerochen, und dieser Geruch hatte mich begleitet, als ich nach oben ging. Doch auf halbem Weg wurde er plötzlich von etwas anderem verdrängt. Ein herber, metallischer Duft stieg in meine Nase. Es war unverkennbar der klebrige, schwere Geruch von Blut. Ein ungesunder Geruch. Menschen sind von Natur aus darauf programmiert, ihm auszuweichen.
Die drei verbliebenen Agenten standen vor der Tür des OPs. Ich ging auf sie zu, und mit jedem Schritt wurde der Gestank schlimmer. Sie hatten ernste Gesichter und traten schließlich beiseite, damit ich freien Blick durch die Tür hatte.
Die Leiche war auf dem Operationstisch liegen gelassen worden. Der Kopf fehlte, aber davon abgesehen schätzte ich die Person auf etwa eins fünfundsiebzig. Tanyas Größe. Auch die Hände fehlten, aber unter dem blutgetränkten grünen Tuch sah ich den Stumpf eines Handgelenks hervorschauen. Es war schlank, zierlich und haarlos wie das einer jungen Frau. Ebenso die Füße. Sie waren noch da. Und beide großen Zehen waren leicht nach innen geneigt, als hätte sie für gewöhnlich spitze Schuhe oder Stiefel getragen.
Auf der Brust hatte man eine Nierenschale aus Edelstahl zurückgelassen. Darin befand sich ein kleines Objekt. Es sah aus wie ein USB-Stick für den Computer, aber ich kam nicht nahe genug heran, um es genau zu erkennen. Nicht, ohne durch eine Unmenge von Blut zu waten. Ich hatte noch nie so viel Blut auf einem Fleck gesehen und nicht gewusst, dass ein einziger Mensch so viel Blut enthält. Der massive Sockel unter dem Operationstisch ragte buchstäblich wie eine Insel aus einem klebrigen roten See hervor, der annähernd kreisrund war und bereits zwei Wagen mit elektronischem Gerät und einen gelben Behälter für Operationsabfälle eingeschlossen hatte. Auf keinen Fall würde als Nächstes etwas von mir in dem Eimer landen.
Plötzlich schreckte mich ein Rascheln hinter mir auf. Ich drehte mich um und sah vier Männer in weißen Papieranzügen die Treppe hinaufkommen. Sie trugen durchsichtige Plastikhauben auf dem Kopf, die wie Duschhauben aus dem Hotel aussahen, und hatten sich etwas Ähnliches über die Schuhe gezogen. Ihre Gesichter waren hinter dicken Atemschutzmasken verborgen, und jeder von ihnen trug eine Werkzeugkiste aus Aluminium wie ein Künstler oder ein Fischer.
» Mein Name ist Maher«, erklärte der erste von ihnen. » Dr. Melvyn Maher. Also, Sie da im Ledermantel. Treten Sie zurück. Das hier ist mein Tatort. Gehen Sie, und warten Sie mit den anderen unten.«
» Tut mir leid«, widersprach ich. » Mir ist nicht nach Treppensteigen.«
» Wie bitte? Gehören Sie zum Ermittlungsteam?«
» Nein, ich bin nur gekommen, um mir die Clowns anzusehen.«
» Wer sind Sie?«
» Nettes Outfit übrigens.
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