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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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verteidigte sich Maher.
    » Wo ist dieser Stick?«, fragte Varley.
    » Hier in meinem Koffer«, antwortete Maher.
    » Geben Sie ihn mir.«
    » Nein.«
    » Sofort, bitte, Doktor!«
    » Ich kann nicht. Aus einem Dutzend Gründen. Es würde der Beweiskette schaden. Vielleicht sind Fingerabdrücke darauf, die verloren gehen, wenn Sie anfangen, damit herumzuspielen. Der Chip könnte einen Virus oder einen anderen bösartigen Code enthalten. Damit könnte unvorhergesehener Schaden angerichtet werden. Sie können nicht einfach damit draufloshantieren.«
    » Von welchem Hersteller ist er?«, fragte ich.
    » Darauf habe ich nicht geachtet«, sagte Maher. » Warum?«
    » Es könnte wichtig sein. Ist er eingetütet?«
    » Natürlich.«
    » Darf ich mal einen Blick darauf werfen? Nur kurz? Durch die Tüte?«
    Maher seufzte, klappte dann den Metallkoffer auf, holte eine kleine Beweismitteltüte heraus und reichte sie mir.
    » Sandisk«, stellte ich fest. » Ein Gigabyte. Wahrscheinlich bei RadioShack gekauft.«
    » Ist das wichtig?«, fragte Maher. » Was heißt das?«
    » Dass Sie mehr herausfinden sollten«, antwortete ich und warf das Päckchen Varley zu.

33
    Früher musste man jemandem, dem man drohen wollte, eine Nachricht hinterlassen.
    Man konnte Stift und Papier nehmen und mit der » falschen« Hand schreiben oder tippen oder die Buchstaben aus der Zeitung ausschneiden. Wenn man einem ganzen Land drohen wollte, konnte man einen Radiosender anrufen und ein Taschentuch über die Sprechmuschel legen.
    Aber heutzutage gibt es Computer.
    Die Technik ist universell einsetzbar.
    Varley befahl Weston, einen unvernetzten Laptop zu beschaffen, und sobald er hochgefahren war, steckte er den Stick in einen USB-Port an der Seite des Gerätes. Das Ende des Sticks flackerte blau, und nach einem Augenblick öffnete sich ein Dialogfeld auf dem Bildschirm. In der Titelleiste stand Wechseldatenträger (E:). Eine Mitteilung besagte, dass der Datenträger Videodateien enthielt, und darunter war eine Reihe von Optionen angegeben.
    » Klicken Sie auf die unterste«, riet Maher. » Keine Aktion durchführen. Und dann geben Sie mir das Ding zurück und lassen Sie es mich ins Labor bringen.«
    Weston wählte Ordner öffnen, um Dateien anzuzeigen. Ein weiteres Fenster ging auf. Es enthielt ein einzelnes Symbol. Es sah aus wie ein Viertel einer DVD über einem Filmstreifen. Daneben stand ein Dateiname, oder besser gesagt, eine Nummer: 320 . Es gab keine Dateierweiterung. Als Dateityp war InterVideo Media File angegeben, und die Größe wurde auf 10 . 082 KB beziffert.
    » Das ist eine ziemlich große Datei«, meinte Weston. » Soll ich sie abspielen?«
    » Nein«, ätzte Varley. » Wir benutzen unsere übersinnlichen Fähigkeiten.«
    Weston öffnete die Datei mit einem Doppelklick, und ein Bild erschien. Es sah aus wie der Rahmen und die Bildröhre eines Fernsehers aus den Fünfzigerjahren. Auf seinem Bildschirm war nichts zu sehen. Zuerst war es still, doch dann konnte man einen leisen Herzschlag vernehmen. Er klang menschlich. Er begann leise, fast unhörbar, wurde dann immer lauter.
    » Wie auf Dark Side of the Moon von Pink Floyd«, sagte Lavine. » Cool.«
    Die Ziffer drei erschien auf dem Bildschirm. Dann eine Zwei. Dann eine Null. In Weiß. Mit dem pulsierenden Rhythmus wurden sie größer, bis sie den ganzen Bildschirm ausfüllten, und schrumpften dann wieder auf die Bildschirmmitte zusammen. Groß und klein, groß und klein, geradezu hypnotisch, fünfzehn Sekunden lang. Dann wurden die Ziffern durch Bilder ersetzt. Ein einbeiniges Kind, das sich auf eine provisorische Holzkrücke stützte. Ausgebrannte Autowracks neben einer Straße. Eine alte Frau, die in den Ruinen eines Hauses hockte. Ein schmutziger Krankenhauskorridor voller teilnahmsloser frischamputierter Patienten auf Bahren. Jedes neue Bild ging von der Mitte des vorangegangenen aus, als triebe der erbarmungslose Herzschlag sie voran, bis der Bildschirm schließlich rot wurde. Die Nummer 320 wurde wieder eingeblendet. Und dann erschien der Text. Er baute sich von links nach rechts auf, ein Buchstabe nach dem anderen wie bei einem Newsticker.
    Jeden Tag, der vergeht, schnürt ihr das Herz unseres Landes fester ab.
    Jetzt schlagen wir zurück und üben symbolische Vergeltung.
    Verlasst unseren Boden oder es werden noch mehr in ihrem eigenen Blut ertrinken.
    » Trevellyan hatte recht«, sagte Varley. » Es ist eine Warnung. Aber das ist die verrückteste Warnung, die ich je gesehen

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