David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Lesley zwei dieser Wagen besaß. Oder noch mehr. Es gab nichts, was auf den Ort hinwies. Das Foto konnte überall aufgenommen worden sein. Ich hatte das Gefühl, als hätte man mich hereingelegt. Nein, das stimmte nicht. Als hätte man mich betrogen. Um das Einzige, was im Moment eine Rolle spielte. Das Einzige, was Tanya und ich augenblicklich wirklich nicht verlieren durften. Zeit.
Officer Rossi wartete im Flur auf mich.
» Haben Sie gefunden, was Sie gesucht haben?«, fragte er.
» Nein.«
» Das tut mir leid. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
» Hat die Frau, der dieses Haus gehört, noch andere Immobilien hier in der Gegend? Häuser, Büros, Läden, Garagen, Lagerräume? Irgendetwas, wo man ungestört sein kann?«
» Nein, ich glaube nicht.«
» Dann gibt es nichts, was Sie tun könnten. Ich fahre in die Stadt zurück. Trotzdem vielen Dank.«
» Soll ich online suchen? Ich habe einen Computer im Auto.«
» Das ist zwecklos. Derartige Informationen hat sie sicher gut versteckt. Ich brauche Informationen aus erster Hand von jemandem, der sie kennt. Und ich weiß auch schon, wer das sein wird.«
» Werden die denn mitspielen? So wie ich das sehe, ist die Frau ziemlich brutal.«
» Oh, das werden sie. Sie brennen geradezu darauf. Sie wissen es nur noch nicht.«
Ich wartete, bis ich außer Sichtweite war, und rief dann Lavine an. » Haben Sie sie gefunden?«, fragte er.
» Nein«, antwortete ich. » Das Haus ist unberührt. Lesley muss noch einen anderen Ort für ihre Leute haben.«
» Schon eine Idee?«
» Noch nicht. Ich muss mich mit diesen beiden Kerlen unterhalten, die ich vor Ihrem Büro geschnappt habe. Die arbeiten offensichtlich für sie.«
» Es ist besser, wenn ich davon nichts weiß.«
» Ich habe keine Wahl. Ich brauche Ihre Hilfe. Sie haben Sie ins System gebracht, Sie können auch herausfinden, wo sie gerade stecken.«
» Seien Sie vernünftig! Das kann mich Kopf und Kragen kosten!«
» Was glauben Sie denn, was es Tanya kosten könnte?«
» Okay. Ich rufe zurück.«
Noch bevor ich die Schnellstraße erreichte, rief Lavine wieder an.
» Ich habe eine schlechte Neuigkeit«, verkündete er. » Und eine richtig schlechte Neuigkeit. Welche wollen Sie zuerst?«
» Sie schaffen es immer wieder, mich aufzumuntern, Lavine«, antwortete ich. » Die richtig schlechte zuerst.«
» Die beiden Männer, nach denen Sie gefragt haben, sind beide tot. Es tut mir leid.«
» Wann?«, fragte ich.
» Neunzig Minuten, nachdem man sie eingesperrt hat.«
» So lange haben sie durchgehalten? Was ist passiert?«
» Man hat ihnen die Kehle durchgeschnitten. Die genauen Details habe ich nicht. Aber es trägt eindeutig Lesleys Handschrift. Ich schätze, sie hat ihnen nicht zugetraut, dass sie dichthalten.«
» Verdammt. Dann muss ich mich an Lesley selbst halten. Und die ist eine viel schwerer zu knackende Nuss. Zumindest, wenn Zeugen in der Nähe sind. Wo ist sie jetzt?«
» Ja, Lesley … das bringt uns zu der schlechten Neuigkeit.«
» Was denn? Ist sie auch tot?«
» Nein, nicht tot. Aber genauso schwer erreichbar. Wir haben keine Ahnung, wo sie ist. Beim NYPD ist nichts bekannt und bei unseren Jungs auch nicht. Wir jagen Gespenster.«
» Sagen Sie mir sofort, dass Sie nur einen Witz machen! Dann verschone ich Ihre Familie!«
» Ich bin darüber genauso wütend wie Sie, Trevellyan. Und Sie hätten Varley mal hören sollen.«
» Wissen Sie, was passiert ist?«
» Sie hat eine Show abgezogen. Sie hat vorgetäuscht, krank zu sein, hat die Papiere mit einer anderen kranken Gefangenen getauscht und ist aus dem Krankenhaus ausgebrochen. Der älteste Trick der Welt.«
» Wann?«
» Gestern Morgen. Sie haben sechsunddreißig Stunden gebraucht, um dahinterzukommen. Wir haben es auch gerade erst erfahren.«
» Und was wurde unternommen?«
» Unser Außendienst ist mit Hochdruck dabei. Das NYPD hat Beschreibungen an alle Streifen verteilt. Sie beobachten das Mietshaus, das Sie gefunden haben, und suchen nach möglichen weiteren Immobilien. Und sie durchsuchen noch einmal Ms. Wilsons Haus in der Hoffnung, irgendeine Spur von den Kerlen zu finden, die sie entführt haben. Ich werde dafür sorgen, dass sie nicht nachlassen. Sobald ich etwas erfahre, lasse ich es Sie wissen.«
» Gut, verstanden. Aber sorgen Sie dafür, dass es bald ist.«
» Was machen Sie jetzt?«
» Weiß ich nicht. Ich werde erst mal selbst zu ihrer Wohnung fahren, denke ich, und versuchen, dort jemanden in die Finger zu
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