David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Oder ein Telekommunikationsnetz. Oder die Wasserversorgung. Damit kann man das größtmögliche Chaos anrichten.«
» Nein. Sehen Sie doch, was es in diesem Krankenhaus gab. Das Medikament, Fernzünder und noch etwas anderes. Was es nur dort gab.«
» Was denn?«
» Zugang zum Inneren menschlicher Körper. Sie haben da nicht nur gestohlene Organe reingepackt.«
» Sie haben Bomben in Menschen eingebaut? Sie sind verrückt!«
» Keine Bomben! Zünder, um das Medikament freizusetzen. Die haben sie während der Operation zusammen mit dem neuen Organ eingepflanzt. Dort liegen sie, bis sie ein Signal empfangen, das sie auslöst. Dann ergießt sich eine ganze Ampulle dieses Medikaments direkt in den Blutkreislauf. Und fünf Liter Blut sickern durch die Haut des armen Teufels wie Wasser durch ein Taschentuch.«
» Ist das überhaupt möglich?«
» Ich habe schon von so etwas gehört, wird bei Krebs und Diabetes angewendet.«
» Mit mechanischen Geräten? Mit Fernzündern? Im ganzen Land?«
» Bis jetzt nicht. Sie benutzen bislang Polymere, die sich langsam auflösen.«
» Gibt es irgendeinen Beweis dafür?«
» Es ist das Einzige, was Sinn ergibt.«
» Ich weiß nicht. Es passt gar nicht zu dem Video.«
» Doch, natürlich. Sie haben gesagt, es werden Menschen in ihrem Blut ertrinken. Und sie haben Taylor gesehen.«
» Taylor ist nicht ertrunken.«
» Nicht buchstäblich. Aber Sie wissen, was ich meine.«
» Ich bin immer noch nicht überzeugt. Überlegen Sie nur mal, was man dafür alles braucht.«
» Sie haben das Gift doch gesehen, das sie entwickelt haben. Und die Männer, die sie hergebracht haben, waren Transplantationschirurgen. Es ist ihr tägliches Brot, Dinge in Menschen einzusetzen.«
» Aber es scheint …«
» Wissen Sie was, Lavine, hören Sie auf zu reden. Entweder glauben Sie mir oder eben nicht. Sie können diese Leute retten oder es lassen. Das ist mir egal. Ich kenne sie nicht, und es interessiert mich auch nicht. Bleiben Sie in Washington, und suchen Sie ihre imaginären Bomben. Toben Sie sich aus. Aber sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas Neues über Tanya hören.«
36
Es gab einen Moment, in dem ich dachte, meine Karriere bei der Navy sei vorbei, bevor sie richtig begonnen hatte. Das war am Ende der ersten Übung, die ich außerhalb der Kaserne absolvieren musste. Ich saß im Büro des Kursleiters zusammen mit zwei anderen Männern. Meinem Ausbilder, der eigens für dieses Gespräch herbestellt worden war, und dem Psychologen, der mich während der letzten beiden Tage beobachtet hatte. Ich weiß noch, dass ich in ihre Gesichter sah und dachte, dass bei dieser ganzen Sache nichts Gutes rauskommen konnte.
Im Kurs war es um Teamwork gegangen. Zweiunddreißig andere Leute waren noch in meiner Gruppe gewesen. Alle bereiteten sich auf Jobs im öffentlichen Dienst vor. Innenministerium, Finanzamt, Arbeitsamt und so weiter. Sie hatten die schriftlichen Examen alle hinter sich und mussten jetzt nur noch beweisen, wie gut sie zusammenarbeiten konnten. Für sie war es die letzte Hürde. Für mich schien es der letzte Strohhalm zu sein.
Zwei Tage lang mussten wir Rollenspiele, Diskussionen und Debatten über uns ergehen lassen. Ihr Flugzeug ist in einem Dschungel abgestürzt. Was tun Sie? Ihr Schiff sinkt. Welche zwei Menschen retten Sie? Sie müssen ein neues Plüschtier auf den Markt bringen. Wie sollte es aussehen? Und als wäre das nicht schon schlimm genug, wurden wir nach jeder Übung auch noch zu einem Feedback angehalten. Wie haben Sie die ruhigeren Mitglieder der Gruppe integriert? Was halten Sie vom Umfang Ihrer Vorstellung? Wie könnten Sie die anderen dazu ermuntern, noch aktiver mitzuwirken?
Wenigstens musste man sich nicht umarmen.
Das Urteil des Psychologen war nicht schmeichelhaft, daran ließ er keinen Zweifel. Jedes Wort, das er in seiner halben Stunde Redezeit äußerte, war sorgfältig gewählt und brachte seine schlechte Meinung über mich zum Ausdruck. Als er ging, erwartete ich schon fast, als Bedrohung für die Gesellschaft verhaftet zu werden. Doch als sich die Tür hinter ihm schloss, breitete sich auf dem ernsten Gesicht meines Ausbilders ein breites Grinsen aus, dann lachte er schallend und lud mich auf einen Drink ein.
Die Navy geht seltsame Wege. Das ist mir jetzt klar. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was man den Prüfern gesagt hatte. Sie hatten gedacht, sie müssten mich für einen Beamtenjob unter die Lupe nehmen. Nicht aus Bosheit. Aber
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