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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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stumm und nahm meine Schlüsselkarte fest in die Hand.
    Die erste Sirene ertönte nach knapp zwei Minuten, dann heulte eine zweite auf, danach zwei weitere. Sie wurden immer lauter, bis unmissverständlich klar war, dass sie vor dem Hotel angehalten hatten, direkt unter Taylors Fenster. Ich schlüpfte durch die Tür, rannte den Gang entlang zu meinem Zimmer und wurde erst langsamer, als ich die Folie erreichte. Ich wollte schließlich nicht ausrutschen.
    Sieben Schritte weiter war ich nahe genug, um die Schlüsselkarte in den Schlitz zu schieben. Das Licht wechselte von rot auf grün, die Tür schwang auf, und ich schob mich hinein. Leise schloss sich die Tür hinter mir wieder. Mit angehaltenem Atem lauschte ich. Es war nichts zu hören. Ich sah durch den Türspion. Die Tür von 1012 war immer noch geschlossen, und daran änderte sich auch in den nächsten zwei Minuten nichts.
    Ich sah auf die Uhr. Es war 1 : 48 Uhr. In siebenundzwanzig Minuten würden die Agenten des FBI kommen.
    Tanya hatte vielleicht keine siebenundzwanzig Minuten mehr.

38
    Die Psychologen der Navy scheinen von Träumen fasziniert zu sein.
    Alle zwei Jahre, wenn es an die Bewertungen geht, schießen sie sich darauf ein. Aber nicht nur die Seelenklempner sind daran interessiert. Ich habe im Laufe der Jahre viele Menschen kennengelernt, die sich stundenlang über ihre Träume unterhalten konnten. Und dann endlos spekulierten, was sie wohl zu bedeuten hatten.
    Wie mir erzählt wurde, ist es einer der häufigsten Träume, dass Menschen Zeuge einer Reihe von Ereignissen werden. Sie sehen, dass etwas Schlimmes passieren wird. Sie würden es gerne verhindern, schaffen es aber nicht. Irgendetwas hält sie davon ab. Sie können gefesselt sein oder durch ein Fenster sehen oder als Beifahrer in einem vorüberfahrenden Auto sitzen. Aber egal, was sie behindert, sie kommen alle zu dem gleichen Schluss: dass es in ihrem Leben ein gewisses Gefühl der Hilflosigkeit gibt.
    Das Gefühl kannte ich nicht.
    Doch als ich durch den Türspion sah, konnte ich mir gut vorstellen, wie es sich anfühlt.
    Der erste von Varleys Agenten betrat den Flur genau um 2 : 15 Uhr. Allerdings hatte Varley nicht zwölf geschickt, wie vereinbart, sondern nur zehn. Aufgebläht und verzerrt durch den Türspion sah ich sie kommen. Die ersten vier schlichen leise an mir vorbei. Sie stellten sich auf der Seite des Treppenaufgangs mit dem Rücken an der Wand neben Taylors Tür auf und zogen die Waffen. Vier weitere stellten sich auf der Fahrstuhlseite auf. Das letzte Paar blieb direkt vor mir stehen. Der Rechte trat vor und klopfte fest an.
    » Mr. Taylor?«, rief er. » Wir sind da. James Mansell hat uns geschickt. Sie haben etwas für uns. Können wir hereinkommen?«
    Es antwortete niemand, und nichts geschah. Ich zählte bis fünfzehn. Dann klopfte der Agent erneut.
    Ich konnte nicht hören, ob sie irgendwelche Anweisungen bekamen, aber die Agenten hoben gleichzeitig die Hände und traten einen Schritt zurück. Sie öffneten die Jacken, zogen ihre Glocks heraus und legten sie auf die Plastikfolie. Ihre Glocks. Das Markenzeichen des FBI. Ich konnte es nicht fassen, dass sie nicht daran gedacht hatten, sich etwas Unauffälligeres zu besorgen. Das verriet sie mit tödlicher Sicherheit. Unglaublich naiv. Ich begann, mir Sorgen zu machen. Wenn sie bei der Wahl der Waffen so nachlässig waren, wie waren sie dann wohl mit dem Wachposten unten fertig geworden?
    Taylors Tür öffnete sich einen Spalt. Die beiden Agenten konzentrierten sich darauf, ebenso ihre acht Kollegen. Von hier erwarteten sie die Gefahr. Doch sie irrten sich. Stattdessen flogen die Türen der Zimmer 1010 und 1014 auf. Aus jeder sprang ein Mann in Tungsten-Uniform mit einer schallgedämpften Achtunddreißiger in der Hand.
    Sie schossen sofort, ohne zu zögern. Durch die Schalldämpfer klang es, als ob jemand mit einer zusammengerollten Zeitung Fliegen totschlug. Die Schüsse konnte ich nicht zählen – sie kamen zu schnell hintereinander –, aber die acht Agenten zu beiden Seiten von Taylors Tür gingen zu Boden wie die Kegel auf einer Bowlingbahn. Nur das Paar in der Mitte stand noch, vor Schreck erstarrt wie Statuen. Derjenige, der geklopft hatte, löste sich zuerst aus seiner Starre und bückte sich nach seiner Waffe. Sein Kollege tat es ihm einen Sekundenbruchteil später gleich. Doch sie waren zu langsam. Ihre Finger scharrten noch über das Plastik, als zwei Männer aus Taylors Zimmer kamen, die Waffen zur Seite

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